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Das Radio rauschte hin und wieder, doch trotzdem verstand ich den Sprecher. Es waren immer dieselben Themen und langsam wurde das auch schon langweilig. Aber ich ließ es laufen, denn ich brauchte die Geräusche im Hintergrund. Sonst würde ich noch komplett den Verstand verlieren.

Doch an diesem Abend sah ich von meinem Buch auf. Ich sprang vom Bett auf und lief zum Radio hinüber, um die Lautstärke hinaufzudrehen. Die Stimme des Sprechers klang durch den Raum.
"... abend wurde die Leiche eines weiteren Nazis in einer verlassenen Wohung gefunden. Die Polizei hat noch keine Spur zum Täter, doch es wird vermutet, dass dieser Mord mit dem von letzter Woche zusammenhängt. Warum ausgerechnet jetzt jemand Vergeltung üben will, ist noch unklar, doch die Polizei gibt ihr Bestes, gibt uns ein Sprecher bekannt."

Für das erste Mal seit einer Ewigkeit schaltete ich das Radio aus.
Sie hatten ihn gefunden, irgendwie. Ich wusste nicht, wie sie auf die Idee gekommen waren, in dieser heruntergekommenen Gasse nach etwas zu suchen, aber ich vermutete, dass mich entweder jemand gesehen oder gehört hatte.
Irgendwie hatten sie es auch geschafft, die Leiche des anderen aus dem Hudson zu fischen. Vermutlich war ein einsamer Fischer auf ihn aufmerksam geworden, auch wenn ich das bezweifelte. Obwohl ich mehrere Männer auch wieder zurück nach Europa geschickt hatte, fielen einzig und allein die Morde auf. Eigentlich sollte ich sie nicht umbringen. Doch es war bei den beiden nicht anders gegangen.

Jedenfalls musste ich jetzt extremst vorsichtig sein. Es mögen nicht viele mich bereits schon vor oder während des Krieges gesehen haben und doch taten es manche. Vielleicht waren einige Leute der Armee oder des Geheimdienstes in den Straßen New Yorks unterwegs.

Nichtsdestotrotz musste ich meinen Auftrag ausführen. Ich musste jedoch nur noch vorsichtiger sein, als ich es ohnehin schon gewesen war.

Einzelne Sonnenstrahlen brachen hin und wieder durch die Wolkendecke. Dafür, dass es Herbst war, war es ausgesprochen warm. Lange würde es aber nicht mehr so bleiben. Jedoch machte ich mir nicht viel aus dem Wetter.
Zielstrebig ging ich auf das kleine Café zu. Ich wusste nicht, wer dort auf mich wartete. Es könnte eine Falle sein, es könnte jedoch auch genau das sein, was mir versprochen worden war: ein Hinweis.

Mistrauisch trat ich durch die gläserne Tür.
Das Café sah eigentlich sehr normal aus. Eine Bar an der linken Seite, Tische mit Stühlen in der Mitte und auf der rechten Seite standen nicht gerade sehr bequem aussehende Couchen um weitere Tische herum. An der Rückwand befand sich eine Kuchenvitrine.
Ein paar Leute saßen an diversen Sitzgelegenheiten, während eine braunhaarige Frau mit der Kellnerin hinter der Theke sprach. Ich hatte die Vermutung, dass die beiden sich besser kannten. 

Gerade wollte ich mich an die Bar setzen, als ich ein vertrautes Gesicht erblickte. Misstrauisch und versucht, nicht aufzufallen, bewegte ich mich langsam in Richtung der Sofas.
"Schön, dass Sie es geschafft haben. Ich hatte schon Zweifel." Agent Falk - nein, Herr Falk - hatte seine Zeitung beiseite gelegt und sah mich lächelnd an.
"Ihre Nachricht ließ sehr viel Platz für Interpretationen." Ich vertraute ihm nicht ganz. Er war immer noch einer der Namen auf meiner Liste.
"Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie sich das Angebot nicht entgehen lassen würden. Bitte, setzen Sie sich doch."
Ich folgte der Aufforderung und ließ mich gegenüber von ihm nieder, jedoch immer sprungbereit.

"Ihr Englisch ist gut." Ich überlegte mir jedes Wort doppelt, bevor ich es aussprach. So lange ich nicht wusste, auf wessen Seite er stand, wollte ich nichts riskieren.
"Was haben Sie denn erwartet? Ich bin seit zehn Jahren in diesem Land." Falk sah ein wenig beleidigt aus, lächelte jedoch auch weiterhin.

"Was genau wollen Sie eigentlich?", fragte ich ihn, auf die Nachricht zu sprechen kommend.
"Gleich mit der Tür ins Haus, ganz die Alte."
"Versuchen Sie nicht, sich darum herum zu reden. Sie wollten mich hier haben, also nennen Sie mir gefälligst einen Grund, weshalb ich Sie nicht gleich hier auf der Stelle verhaften sollte."
"Hier? Verhaften? Das zöge ein wenig ungewollte Aufmerksamkeit auf Sie und die wollen Sie doch sehr stark vermeiden, habe ich nicht Recht?" 

How do you plan on beating Death? [2] || {Death-Saga}Where stories live. Discover now