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[If you are going through hell, keep going.]

Kapitel 01

Schnell räumte ich die dreckigen Teller in die Spülmaschine ein und wusch mir im Anhang die Hand. Mit schnellen Schritten trat ich dann aus der kleinen Küche in den noch kleineren Flur. Dort zog ich mir meine Sneakers an und schnappte mir meine Tasche. Kurz bevor ich aus dem Haus ging, sah ich nochmal in den Spiegel, welches an der Wand hing.

Ich sah große Augenringen, verwuschelte Haare und den blauen Fleck am Auge, den ich mit viel Make-up versucht hatte zu verdecken.

Seufzend band ich meine langen braunen Haare in ein unordentliches Zopf und richtete nochmal meine Arbeitsuniform und trat dann aus der Tür.

Als ich gerade die langen Treppen runterlief, kam mir meine Nachbarin entgegen. Sie wohnt eine Etage unter uns und versuchte mit ganzer Kraft die Einkaufstüte hoch zu tragen.

„Guten Abend, Ms. Thomas.", begrüßte ich die alte Dame, die sofort lächelte, als sie mich sah.

„Guten Abend, mein Kind.", begrüßte sie mich freundlich zurück.

Ich kenne Ms. Thomas seit dem ich hier her eingezogen bin. Damals war ich 15 und musste mich noch stark an die neue Gegend gewöhnen. Immer wenn ich mal mit meinen Eltern Streit hatte, kam ich zu ihr runter und sie half mir bei schweren Zeiten. Dafür bin ich dieser Dame für immer etwas schuldig.

„Ich helfe ihnen.", sagte ich und wollte die Tüte ihr entgegennehmen. Doch sie zog diese zurück und schüttelte stur ihren Kopf.

„Du wirst zur Arbeit zu spät kommen. Ich will dich nicht aufhalten.", sagte sie, doch ich ignorierte es. Ich nahm ihr die Tüte weg und hakte mich unter ihrem Arm ein. Dann liefen wir zusammen die Treppen hoch zu ihrer Wohnung. Angekommen machte ich ihre Wohnungstür auf und stellte die Tüte in der Küche ab. Gerade machte ich mich dran, die Lebensmittel auszupacken und in den Schränken zu stellen, da hielt sie mich am Arm fest.

„Ich mach das schon, Kleines. Geh du zur Arbeit.", sagte sie lächelnd.

„Okey, Ms. Thomas. Man sieht sich.", verabschiedete ich mich und winkte ihr noch kurz zu, bevor ich aus der Wohnung trat. Eigentlich würde ich niemals einknicken, aber da ich ziemlich zu spät war und der Boss mich schon mal ermahnt hatte, musste ich schnell los.

So rannte ich die Treppen runter und trat in die warme Luft. Die Sonne war gerade dran unterzugehen und verlieh den Straßen gelb-orangen Sonnenstrahlen. Wir hatten gerade Sommer und ich war mehr als nur froh darüber nicht in der Kälte zur Arbeit gehen zu müssen. Vor allem müssen wir in dem Café, wo ich arbeite, ein Kleid als Uniform tragen, welches für den Winter nicht geschickt ist.
Mit schnellen Schritten lief ich die Straße entlang und umklammerte mit beiden Händen meine Tasche. In der Gegend, in der ich wohne, ist es üblich schnell beraubt zu werden. Ich spreche leider aus Erfahrung. Bedauerlicherweise können meine Eltern sich nicht viel leisten, weshalb wir in einer Gegend in Los Angeles wohnen, wo es viel beraubt, bekämpft, geschossen und getötet wird. Überall auf den Straßen stehen junge und ältere Männer, welche mit illegalen Geschäften zu tun haben und gaffen die ganze Zeit. Die meisten versuchen mit kleinen Drogen über die Runden zu kommen, während andere in irgendwelche Mafias drinnen sind. Zum Glück hatte ich in meinem Leben noch nie mit solchen Menschen zu tun und habe es auch in entfernter Zukunft nicht vor.

Als ich laute Stimmen von Jugendlichen wahrnahm, blickte auf und entdeckte Diego und seine Freunde. Sofort wollte ich meine Richtung wechseln und von hier verschwinden, doch es war zu spät.

„Mi niña [mein Mädchen].", schrie Diego laut und rannte über die Straße zu mir.

Ich seufzte genervt auf und lief einfach stur weiter. Als er bei mir ankam, legte er sofort seinen Arm um mich und lief mit mir mit.

SÓLO TUWhere stories live. Discover now