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Kapitel 20

Sergio

„Bring mich einfach zum Campus.", sagte sie und blickte aus dem Fenster.

Sie hat keine Ahnung wie ich mich gerade versuchte zu kontrollieren und nicht einfach komplett auszurasten. Wenn sie nicht sie wäre, wäre sie schon ein Kopf kürzer nur weil sie mir widersetzt. Mein Leben lang hat sich niemand getraut mir zu widersetzten und wenn doch, hat die Person es danach sofort bereut.

Ich nahm tief Luft ein und schloss meine Augen. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und ich spannte meinen Kiefer an. Meine Verletzung am Kopf war deutlich schlimmer als Lucias aber ich spürte den Schmerz nicht mal. Kommt wohl davon dass ich mich nach all den Jahren daran gewöhnt habe. Langsam blickte ich wieder zu ihr und bemerke wie sie ihre Augen geschlossen hatte und ihre Blutung am Kopf mit paar Taschentüchern versuchte zu stoppen.

Eigentlich hätte ich gedacht dass sie mich jetzt mit Fragen bombardieren wird und unbedingt wissen will was gerade jetzt da draußen passiert ist. Aber sie sitzt da ruhig und bedrückend still.

Ihre braunen Haare waren auf der linken Seite am Kopf etwas mit Blut verschmiert und standen etwas durcheinander. Auch ihr Pullover hat etwas Blut ab bekommen.

Als wir an der Uni ankamen, stoppte mein Fahrer den Wagen und schaltete den Motor aus. Ich blickte raus und bemerkte dass niemand auf dem Campus war. Es war aber ja auch schließlich nach Mitternacht und jeder schläft wahrscheinlich. Plötzlich öffnete Lucia die Autotür und ich blickte wieder zu ihr.

„Ich bin kein Objekt was du für irgendwelche Geschäfte, die mich keinerlei betrifft, benutzten kannst.", sagte sie bitter, stieg aus und knallte die Autotür zu. Nachdem sie aus dem Auto gestiegen war, verstand ich jetzt wieso sie meine Hilfe nicht wollte und weshalb sie so kalt war.

Sie war verletzt. Das was ich gesagt habe, darüber dass ich mich nicht für sie interessieren würde und sie nur wegen irgendwelche Geschäfte, die nichtmal existieren, ausnutzen würde. Man, ich hab das nicht mal wirklich so gemeint. Ich hab das nur gesagt weil ich nur eine Ausrede gebraucht habe. Verdammt, ich weiß selber nicht mal wieso ich mich für sie sorge!
Und auch wenn ich jemanden für Geschäfte ausnutzen würde, würde ich niemals diese Person so behandeln wie ich sie behandele.

Ich seufzte genervt aus und stellte meinen Kopf auf den Nacken. Dann blickte ich aus dem Auto und sah zu wie sie im Wohnheim verschwand.

„Warte hier.", sagte ich zum Fahrer und stieg aus dem Auto. Dann lief ich den dunkeln Campus entlang und betrat ebenfalls das Wohnheim. Ich lief die Treppen hoch zu ihrem Zimmer, fragt nicht woher ich es weiß, und hörte Lucia aufschreien. Meine Augen weiteten sich und ich sprintete die restlichen Treppen hoch. Im Gang sah ich wie sie aus ihrem Zimmer rückwärts gestürzt kam und fast nach hinten umfiel. Ich eilte zu ihr und hielt sie auf bevor sie mit den Boden Bekanntschaft machen konnte.

Sie krallte sich an meinem Ärmel und sah mich geschockt an. Ihre Augen waren voller Schreck und sie sah so aus als ob sie ein Geist gesehen. Sie war plötzlich so blass und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ich stellte sie langsam auf die Beinen und hielt sie mit beiden Händen an ihrer Schulter.

„Was ist passiert?", fragte ich besorgt und strich mit meiner Hand eine Strähne aus ihrem Gesicht. Sie zitterte mit ihrem ganzen Körper und eine Träne floss ihr wunderschönes Gesicht entlang. Dann blickte sie zu ihrer Zimmertür und schluckte schwer. Ich blickte ihr nach und runzelte mit der Stirn. Dann lies ich sie langsam los und lief zur Tür. Dann öffnete ich sie langsam und sofort sprang mir der Grund ins Auge.

Eine Leiche liegt in ihrem Zimmer.

Als mir der Gestank entgegen kam, hielt ich meine Hand vors Gesicht und verzog mein Gesicht. Als ich Lucias leises Geschluchze hörte, schloss ich wieder die Tür und ging wieder zu ihr.

„Komm mit.", sagte ich beruhigend und führte sie langsam die Treppen runter. Plötzlich ging aber am Ende des Ganges eine Tür auf und eine verschlafene Studentin sah uns fragend an.

„Lucia? Alles Gut bei dir?", fragte sie und blickte verwirrt von ihr zu mir und wieder zu ihr.

„Da ist nur eine tote Ratte in ihrem Zimmer, weshalb sie so aufgebracht ist. Aber keine Sorge, ich sorge mich um dieses Problem.", übernahm ich das Reden für sie, da sie nicht mal von meinen Schultern aufblicken konnte.

„Und du bist?", sagte sie nachdem sie verstehend nickte.

„Ihr Freund.", sagte ich und sie blickte überrascht zu uns.

„Also dann, gute Nacht.", sagte ich und drehte mich und Lucia wieder um. Als ich hörte wie sie wieder die Tür geschlossen hat, atmete ich erleichtert aus. Dann führte ich Lucia die Treppen runter und brachte sie wieder ins Auto. Den ganzen Weg lies sie mich führen und kralltet sich an meinem Ärmel. Sie war im totalen Schockzustand und konnte nicht aufhören leise zu weinen.

Beim Auto öffnete ich den Rücksitz und lies sie sich hinsetzten. Ihre Lippen bebten und ihr Gesicht wurde immer blasser. Ich wischte ihre Tränen weg und zog meine Jacke aus und legte sie über ihre Schulter. Dann klopfte ich an der Tür des Fahrers und dieser stieg sofort aus.

„Behandle ihre Verletzung.", befahl ich ihm und er nickte einverstanden. Dann holte er den Erste Hilfe Koffer aus dem Kofferraum und behandelte Lucia.
Währenddessen machte ich Anrufe und bestellte Leute hierher die die Leiche, ohne viel Aufmerksamkeit zu erwecken, aus ihrem Zimmer entfernten können.

Nicht all zu lange kam der Wagen den ich bestellt hatte und drei Männer in Kammerjäger Anzügen stiegen aus. Diese holten irgendwelche Kammerjäger Sachen aus dem Hinterkoffer und auch wirklich große Taschen. Dann liefen sie zu mir rüber und beobachteten dabei die Gegend um uns. Diese Männer waren Profis und wissen auf jeden Fall was zu tun ist.

„Boss, welches Zimmer?", fragte mich der eine und ich sagte ihnen die Zimmernummer.

„Wird erledigt, Boss.", sagte der andere und ich nickte. Dann liefen sie davon und betraten das Wohnheim. Als sie weg waren drehte ich mich und lief wieder zum Wagen. In diesem saß Lucia und lehnte ihren Kopf am Fenster an. Ich stieg auf der anderen Seite ein, woraufhin Lucia zu mir blickte.

„Keine Sorge, mi linda. Meine Männer regeln das in paar Minuten und niemand wird jemals davon etwas wissen.", sagte ich und sie sah mich stumm an. Dann blickte sie auf ihre Hände und knetete diese nervös.

„Weißt du wer dieser Mann ist und wieso seine Leiche in deinem Zimmer ist?", fragte ich vorsichtig. Sie sagte erst nichts und schniefte leise. Irgendwie bricht es mir gerade das Herz sie hier so zusehen. Das was sie in ihrem Zimmer gesehen hat, hat sie wirklich verstört. Nicht jeder kann einen Blick auf eine Leiche gut verkraften. Vor allem nicht Menschen mit einem zu großen Herz.

„Ich- ich bin ihn nur einmal in meinem Leben begegnet.", fing sie an und blickte zu mir hoch.

„Heute im Café bin ich gegen ihn gestoßen und hatte ein komisches Gespräch mit ihm. Er meinte das mein Vater ein Monster wäre und ist danach verschwunden. Ich war so verwirrt danach das ich sogar bis zu dir gekommen bin um die Wahrheit herauszufinden.", erklärte sie mir und ich hörte ihr aufmerksam zu.

„Und jetzt liegt seine Leiche in meinem Zimmer.", sagte sie und brach am Ende ihres Satz ab. Ich rutschte etwas näher zu ihr und legte vorsichtig meine Hand auf ihre. Diese waren so klein dass sie in meine förmlich verschwanden. Plötzlich klopfte jemand an Lucias Fenster weshalb sie aufschrak und wir beide blickten auf.

Einer der Männer den ich hochgeschickt hatte um die Leiche verschwinden zu lassen stand vor dem Auto. Ich rollte das Fenster runter und sah ihn erwartend an.

„Das haben wir neben der Leiche gefunden."

SÓLO TUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt