04

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[You never know how strong you are, until being strong is the only choice you have.]

Kapitel 04

Nach einer langen Fahrt kamen wir in eine ziemlich verlassene Gegend an. Das einzige, was hier gab, war eine Straße und einen Wald. Weit und breit nichts außer Leere. Ein perfekter Ort um sich abzuschotten.

Wir fuhren mit den restlichen Autos einen langen Berg hoch und kamen letztendlich auf ein großes Gelände an. Auf diesem stand eine Villa, welches man mit einem Schloss verwechseln konnte. So groß, atemberaubend und unglaublich schön war dieses Anwesen. Dieses Anwesen war von hohen Zäunen umzingelt und man konnte nur durch das Tor in die Vorfahrt mit einem Brunnen, Blumen und gepflegte Bäumen fahren.

Vor diesem stoppte das Auto und wurde dann nach paar Sekunden geöffnet. Dann fuhren durch diese Vorfahrt und die Autos hielten vor den gigantischen Treppen, der in das Innere der Villa führte, an. Mir wurde nach einiger Zeit die Tür von Marcel aufgehalten. Doch sein nettes Lächeln war komplett verschwunden und er sah mich emotionslos an.

„Kommen sie mit, Ms.", sagte er und hielt mir seine Hand entgegen. Ich ignorierte seine Hand und stieg ohne seine Hilfe aus dem Wagen. Auch wenn es mich ziemlich interessierte, wieso er so plötzlich kalt war, beließ ich es dabei und war ebenfalls kalt zu ihm.

Während er mich die Treppen hoch führte, überlegte ich, ob ich abhauen könnte. Aber als ich mich umsah und überall bewaffnete Männer stationiert sah, verflog dieser Gedanke schnell. Uns wurden die Türen geöffneten und Marcel wollte reintreten. Als er bemerkte, dass ich mich nicht bewegte, sah er mich verwirrt an.

„Ich will da nicht rein.", sagte ich kopfschüttelnd und sah ihn mit großen Augen an. Ich weiß nicht, was mich da drin erwartet und was sie mit mir vorhaben. Wenn ich darein gehe, ist es mein Todesurteil.

„Sie haben aber keine andere Wahl, Ms. Es tut mir leid.", sagte Marcel und ich konnte Reue in seinen Augen sehen. Ich blieb aber stur und schüttelte meinen Kopf heftiger.

Dann drehte ich mich um und wollte weglaufen. Ich weiß, es war ziemlich dämlich von mir aber ich war unter Stress und konnte nicht gescheit denken. Doch ich wurde von Marcel gepackt und ins Innere der Villa gebracht. Hinter uns wurden die Türen geschlossen und wir betraten in ein großer Saal, mit einer prächtigen Treppe welches zum zweiten Stock führte.

„Lass mich los.", sagte ich genervt und befreite mich aus seinen Armen. Ich sah ihn bockig an aber er ignorierte meine Blicke.

In diesem Saal waren viele Männer mit Waffen stationiert und sahen kalt in die Luft. Als hätten sie nichts Besseres zu tun, als in die Luft zu starren und nichts zu tun.

„Der Boss wartet auf sie.", sagte plötzlich ein Mann und wollte, dass ich ihm folge. Ich wollte ihm sofort widersprechen, doch ich wurde von Marcel unterbrochen. Er kam mir sehr nahe und bückte sich runter zu meinem Ohr.

„Geh mit ihm mit, wenn dein Leben dir es wert ist.", flüsterte er und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ohne ihm zu antworten, gab ich mich geschlagen und folgte diesem Mann und entfernte mich komplett von Marcel. Dieser fremde Mann führte mich durch lange Fluren und ich fühlte mich wie im Labyrinth.

Es gab so viele Fluren, dass es unmöglich ist seine Orientierung nicht zu verlieren. Plötzlich stoppte dieser und klopfte an einer Tür.

„Herein.", sagte mir eine allzu bekannte Stimme und dieser Mann öffnete die Tür. Dann verdeutlichte er mir, dass ich hereingehen sollten. Erst zögerte ich aber betrat schließlich das Zimmer. Es war ein Büro, hatte einen länglichen Bücherregal, ein Fenster der bis zum Boden reichte und zum Garten führte und in der Mitte stand ein Tisch, davor zwei Sesseln und ein Couchtisch. Der Mann mit den breiten Schultern, dessen Namen ich nicht mal kenne, stand von seinem Schreibtisch auf und deutete mit seiner Hand, dass ich mich hinsetzten sollte.

„Ich stehe lieber.", sagte ich, worauf er mich sauer ansah und ich wortwörtlich die Wut in ihm erkennen konnte. Als er mich mahnend ansah und sein Blick mir ziemlich Angst gemacht hatte, gab ich mich geschlagen und setzte mich auf ein Sessel hin. Er setzte sich ebenfalls hin, durchkreuzte seine Hände miteinander und stellte diese auf dem Tisch. Erst jetzt bemerkte ich seine vielen Tattoos auf den Händen.

„Was hast du jetzt mit mir vor?", fragte ich zickig und sah von seinen Händen auf sein Gesicht auf.

„Hab ich dir erlaubt zu sprechen? Nein! Rede nie wieder ohne meiner Erlaubnis.", sagte er bedrohlich, worauf ich ihn geschockt ansah.

Der ist ja komplett gestört! Seit wann muss man einen Menschen fragen, ob man sprechen darf?!

„Da dein liebster Vater gerade im Ausland ist und erst nach einem Tag wieder ins Land kommt, müssen wir auf ihn warten und solange bleibst du hier.", sagte er und holte dann eine Zigarette aus einer Schublade.

„Solange machst du mir keinen Ärger und nervst mich nicht, sonst zeige ich kein Erbarmen mehr und es könnte schlimm für dich enden.", sagte er während er seine Zigarette anzündete.

„Jetzt geh.", sagte er und zog an dieser Zigarette.

Ich wollte ihm so gerne die Meinung geigen, beleidigen und ihm zeigen, dass er mich nicht so behandeln kann, aber ich muss logisch nachdenken. Dieser Mann hat mich geschlagen und mir mehrmals gedroht und ich bin mir so sicher, dass er seine Drohungen auch ernst meint.

Ich stand dann auf und verließ das Zimmer ohne auch nur ein Wort zu sagen. Draußen wartete derselbe Mann, der mich auch hierher gebracht hatte.

„Folgen sie mir.", sagte er und lief voraus. Eigentlich hatte ich vor einfach in eine Ecke zu verschwinden aber überall waren Männer stationiert die jeden meiner Schritte verfolgten. Vor einer Tür blieb er stehen und öffnete diese.

„Sie dürfen sich umziehen und man bringt ihnen später etwas zum Essen.", sagte er. Zögernd betrat ich das Zimmer und die Tür wurde hinter mir geschlossen. Ich starrte die Tür lange an und drehte mich dann seufzend um. Tatsächlich lagen auf dem Bett paar Anziehsachen für mich und ich nahm diese in meine Hand. Es war ein Pullover und eine schwarze Jogginghose. Dazu noch saubere, weiße Socken und Hausschuhe. Da dieses Zimmer eine Glaswand hatte und man mich von draußen perfekt beobachten konnte, lief ich mit den Sachen ins Bad und schloss die Tür ab. Dann zog ich mir mein dreckiges Kleid, welches sogar paar Blutflecken hatte, aus und stellte diese aufs Waschbecken. Dann zog ich mir die Anziehsachen an und fühlte mich viel wohler. Ich wusch mir daraufhin das Gesicht und band meine Haare ordentlich zusammen. Seufzend sah ich mich dann im Spiegel an.

Mein Make-up von gestern war komplett verschwunden, weshalb man mein blaues Augen besser erkennen konnte. Die Verletzung, die mir dieser Bastard mit der Waffe zubereitet hatte, konnte man auch erkennen und ich sah einfach nur müde und kaputt aus. Meine Kopfschmerzen und meine Knieschmerzen darf man natürlich auch nicht vergessen. Ich verließ wieder das Badezimmer und setzte mich auf das weiche Bett hin und sah aus der Glaswand nach draußen in den Hintergarten. Die Sonne schien hell und der Himmel war wolkenlos. Obwohl es Mittag war, war ich so unglaublich müde. Plötzlich wurde es an meiner Tür geklopft und tatsächlich kam eine Angestelltin mit einem Wagen ins Zimmer. Sie stellte die Teller und Essensachen auf dem Schreibtisch und verließ das Zimmer mit dem Wagen.

Tolles Gespräch.

Ich stand auf und setzte mich ans Tisch. Meine inneren Instinkte wollten mich davon abhalten etwas davon zu essen aber mein lauter Magen war anderer Meinung. So aß ich etwas und trank auch. Da mich die Müdigkeit übernahm und ich meine Augen schwer aufhalten konnte, nahm ich das Buttermesser in die Hand und legte mich auf das Bett hin. Diesen Buttermesser legte ich unter meinen Kissen, auch wenn es keine große Waffe ist, falls mich wieder jemand versucht anzufassen.

So dauerte es nicht mal fünf Minuten bis ich in einem tiefen Schlaf verfallen war.

SÓLO TUWhere stories live. Discover now