KAPITEL 12 | DEAN

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SYDNEY, GAVIN, BRONWYN, Candice und ich rennen wortwörtlich um unser Leben, obwohl ich eigentlich der Einzige bin, dessen Leben wirklich ruiniert sein wird, wenn die Cops mich dieses Mal kriegen. Meine Lungen brennen, meine Beine fühlen sich schwerer an, als sie eigentlich sind, und mein Herz hämmert bei jedem Schritt laut gegen meine Rippen. Ich spüre das Adrenalin, als ich mein Tempo noch ein bisschen steigere und dabei fast das Lachen angefangen hätte. Diese Momente, in denen ich davonrenne, lassen mich seltsam frei und unbeschwert fühlen, auch wenn ich wahrscheinlich eher Todesangst haben müsste.

Die betrunkene Candice ist natürlich die Erste, die schlappmacht. »Dean, ich glaube, du musst mich tragen.«

Sicher nicht.

Gavin bleibt plötzlich mitten auf der Straße stehen. »Ich glaube, es macht keinen Sinn, wenn wir alle in dieselbe Richtung rennen.«

Es tut ein bisschen weh, dass er zu Candice eilt und sie ernsthaft versucht zu tragen, aber ich starte hier und jetzt keine Diskussion mit ihm. Ich sehe meinen besten Freund eigentlich nicht einmal an. Sydney, Bronwyn und ich rennen einfach weiter und ich bin erstaunt, wie lange die beiden durchhalten.

Nach ungefähr zehn Minuten macht aber auch Bronwyn schlapp. »Ich ... ich kann nicht ... oh Gott, ist das anstrengend.«

»Bleib einfach hier und behalte die Umgebung im Auge«, sagt Sydney, die nur ein bisschen aus der Puste ist. »Wenn du Polizeiautos siehst oder hörst, schreibst du mir sofort, okay?«

Bronwyn nickt, schiebt sich das verschwitzte Haar aus der Stirn und umarmt Sydney kurz und fest. Was sie sagt kann ich nicht verstehen, aber es hört sich besorgt an. Als Bronwyns Blick auf mich fällt, nickt sie mir ermutigend zu. »Viel Glück dir.«

Ich glaube, dass sie mich seit der Sache mit Xander ganz gut leiden kann. Aber eigentlich muss mein kein Sherlock höchstpersönlich sein, um zu sehen, dass ich keiner Eintagsfliege etwas zuleide tun könnte.

Sydney und ich rennen noch ungefähr zwanzig Minuten immer in dieselbe Richtung, dann merke ich, dass auch sie so langsam schlappmacht. Als ich mich umsehe, bemerke ich, dass wir weit genug von Candices Party entfernt sind, genauer gesagt befinden wir uns ungefähr acht Kilometer davon entfernt, wie ich auf einem Straßenschild erkennen kann.

Sydney bleibt plötzlich abrupt stehen. »Ich ... ich weiß, wo wir hingehen könnten.«

Fragend sehe ich sie an.

»Also ... mein ... Bruder wohnt hier«, bringt sie gerade so hervor und ich habe nicht das Gefühl, dass ihr Gestotter mit ihrer Kondition zusammenhängt. »Er ist drei Jahre älter als ich und wohnt nur zwei Straßen von hier mit seiner Verlobten.«

»Ich werde mich jetzt sicherlich nicht bei einem völlig Fremden verstecken, Curly.«

»Mich kanntest du auch nicht, bevor du an meine Tür gehämmert hast.«

Okay, das ist ein Argument. »Das kommt nicht in die Tüte.« Damit jogge ich in gemächlichem Tempo wieder los und höre wenige Sekunden später Sydneys Keuchen hinter mir.

»Ist das dein Ernst?« Sie bekommt kaum Luft. »Wer sagt heutzutage noch ›Das kommt nicht in die Tüte‹?« Jetzt boxt sie wütend mit ihren kleinen Fäusten in die Luft. »Ich habe Seitenstechen, mein Kopf pocht und wenn wir jetzt nicht aufhören durch die Gegend zu rennen, verrecke ich hier vor deinen Augen.«

Ich bleibe stehen. »Zufrieden?«

Sie nickt, während sie ihre Hände auf den Knien abstützt. »Noch zufriedener wäre ich nach einer ausgiebigen Dusche.«

»Mit mir?« Ich kann selbst nicht fassen, dass ich sogar in dieser Situation nicht sehr jugendfreie Gedanken von Sydney habe, die nach meiner Frage alles andere als angeturnt aussieht. Ich seufze. »Am besten du rufst Bronwyn an, damit ihr euch trefft und zusammen Nachhause kommt. Gavin fährt euch bestimmt. Ich suche mir eine Bleibe, warte, bis sich alles beruhigt hat, und melde mich dann bei dir. Abgemacht?«

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt