KAPITEL 14 | SYDNEY

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ICH WÜNSCHTE, ICH könnte einfach bis drei zählen und dann einschlafen.

Aber die Duschgeräusche aus dem Badezimmer lenken mich mehr ab, als sie eigentlich sollten und das Bild von einem nackten Dean unter der Dusche versuche ich bereits zum fünften Mal aus meinem Kopf zu verbannen. Solche Gedanken sind im Haus von meinem Bruder und seiner Verlobten wirklich gar nicht gut und ich wette, sogar Dean kann sich zur Abwechslung mal beherrschen.

Stöhnend vergrabe ich mein Gesicht in dem Kissen.

Dieses Haus ist toll. Avery ist toll. Und mein Bruder ... ich habe ihn vermisst. Drei Jahre lang ist eine lange Zeit und in diesen drei Jahren haben wir uns nur ein paar Mal geschrieben und dann auch nur wegen Geburtstagen, Weihnachten und einmal wegen meinem Abschluss. Sonst ist Funkstille zwischen uns gewesen.

Jeremy und ich sind in der Highschool unzertrennlich gewesen. Es gab wirklich nicht, was wir nicht zusammen gemacht haben und nichts, was wir uns nicht erzählen konnten. Wir waren echte Vorzeigegeschwister.

Aber manchmal trennen einen die einfachsten Dinge wie Entfernungen, Beziehungen und ... unsere Eltern.

Sie fanden es nie okay, dass Jeremy mit Avery so weit weggezogen ist und das haben sie oft an mir ausgelassen. Sie fanden es falsch, wenn ich von meinem Bruder erzählt oder mit ihm geschrieben habe und sie haben viel dafür gemacht, dass ich nicht genauso weit wegziehe wie er. Meine Mutter ist in der ganzen Sache aber noch ein bisschen weniger streng gewesen als mein Vater, deshalb halte ich den Kontakt zu Mom noch so weit wie möglich. Jedenfalls versuche ich es.

Plötzlich ist das Duschgeräusch weg und meine Gedanken finden zurück zu Dean. Er ist ein Idiot, hat einen Haufen Probleme und ist zudem manchmal unglaublich verschlossen. Aber er ist neben Bronwyn der Einzige, der mich zum Lachen bringt, der mir zuhört und mich auch ... versteht. Jedenfalls fühlt es sich so an.

Dean ist jemand, dem ich sofort verfallen wäre, wenn wir uns anders kennengelernt hätten. Ich mag ihn. Sehr. Aber ich muss wirklich aufpassen, dass aus dem ›sehr mögen‹ kein ›verlieben‹ wird, denn dann habe ich ein großes Problem. Nicht weil er auf der Abschussliste von so vielen Leuten steht und auch nicht weil ich mich deshalb schäme, sondern weil ... es ziemlich schmerzhaft wird, wenn er es am Ende doch nicht heil aus der Situation schaffen wird. Ich versuche an ihn zu glauben, aber es fällt mir schwer, wenn jedes Mal irgendetwas passieren muss, während wir zusammen sind. Entweder Xander, Hunter und der noch Unbekannte tauchen auf oder die Polizei oder Candice. Irgendetwas muss immer passieren.

Plötzlich geht die Badezimmertür auf.

Ich höre auf den Kopf in mein Kissen zu stecken, weil ich sowieso keine Luft mehr bekomme. Stattdessen schaue ich mit klopfendem Herzen auf die Tür, durch die Dean in diesem Moment ins Gästezimmer kommt. Er trägt kein T-Shirt, weshalb ich kurz viel Sauerstoff in diesem Raum verschwenden muss, steht direkt vor dem Bett ─ unserem Bett ─ und hat scheinbar keine Ahnung, ob er sich hinlegen soll oder nicht.

Ich schlucke schwer und hebe die Decke ein wenig an. »Komm schon her, Dean.«

»Wie immer so herrisch«, murmelt er. Als hätte ich mit meinen Worten einen Schalter umgelegt, heben sich seine Mundwinkel amüsiert. Vorsichtig, so als würde er dem Bett sonst wehtun, legt er sich hin und sieht mich dann an. »Ist das so okay?«

Ich nicke lächelnd. »Ja, alles gut.« Mehr als gut. Viel zu gut.

Mir wird heiß, als ich den Blick über Deans Muskeln wandern lasse, die steinhart und windelweich zugleich aussehen. Fast hätte ich darüber gelacht, aber dafür ist mir wirklich viel zu heiß.

Mit erhitzten Wangen und schnellem Atem drehe ich mich auf den Rücken und starre an die Zimmerdecke. »Ich muss dir etwas sagen.«

»Hat es etwas damit zu tun, dass du gerade kaum Luft bekommst? Ich kann auch auf dem Boden schlafen, wenn du ─«

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt