KAPITEL 31 | SYDNEY

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[ERWACHSENENINHALT]

noch mal kleine triggerwarnung: das hier ist das einzige kapitel, in dem man einen (sehr kleinen) einblick in eine vergewaltigung bekommt. alle anderen kapitel mit [ERWACHSENENINHALT] sind harmloser als das hier. falls es jemand nicht lesen möchte, kann dieses kapitel gerne übersprungen werden.

schreibt mir, wenn ihr eine kurze zusammenfassung hiervon braucht <3

―――

DREI TAGE LANG ist es her, seit ich verhört worden bin. Seit ich Dean das letzte Mal gesehen habe.

Seit ich ihn geküsst habe.

Die letzten drei Tage waren noch schlimmer als die nach unserem Streit. Denn diesmal leide ich nicht an Liebeskummer, sondern an sogenannten Dean-Defiziten. Es ist sogar so schlimm, dass ich nicht einmal Appetit auf Schokolade habe.

Gedankenverloren starre ich aus dem Fenster und lasse den Blick über die Straße vor dem Wohnheim schweifen. Aus diesem Fenster ist Dean gesprungen, als er in der Nacht, in der er an meine Tür gehämmert hat, von Kolin, Xander und Hunter fliehen musste. Wenn ich allein an seinen Sprung aus diesem Fenster denke, wird mir mulmig zumute. Es ist in etwa doppelt so hoch wie in Deans Zimmer in Tennessee.

Es muss wehgetan haben hier hinunterzuspringen. Und doch hat er es getan.

Dean ist für seine Freiheit buchstäblich geflogen und diese Erkenntnis zaubert mir wenigstens ein kleines Lächeln auf die Lippen. Die letzten Tage sind die Hölle gewesen. Ich fühle mich müde und ausgelaugt, weil ich jede einzelne Sekunde damit verbracht habe, an Dean zu denken. Wo er gerade ist und was er gerade macht. Candice ist so freundlich gewesen und hat mir mitgeteilt, dass ihre Mom als seine Anwältin bereits an seinem Fall arbeitet und der Termin für die Gerichtsverhandlung feststeht.

Der Termin ist übermorgen. Das sind weitere achtundvierzig Stunden, die ich mit zu nichts hinführenden Gedanken verbringen kann.

»Syd?«

Ich drehe mich langsam zu Bronwyn um und staune. Sie hat sich für ihr ›freundschaftliches Lerntreffen‹ mit Peter sehr herausgeputzt und sieht noch schöner aus als sonst. Ihre braunen Haare fallen ihr in beachtlichen Wellen über den Rücken, ihr karamellfarbenes Gesicht ist außer dem roten Lippenstift ungeschminkt und sie trägt dafür, dass wir Mitte März haben wirklich knappe Klamotten. Das hellrosa Spitzentop steckt in ihrer hellblauen Röhrenjeans, die ein wenig lockerer sitzt und mit einem breiten Gürtel versehen wurde. Nur Bronwyn kann so ein Outfit tragen und unglaublich darin aussehen.

Sie grinst mich an. »Sehe ich gut aus oder sehe ich gut aus?«

»Du siehst sogar so gut aus, dass Peter seine Augen nicht bei sich behalten wird. Sicher, dass das nur rein freundschaftlich zwischen euch ist?«

»Wir lernen nur und außerdem wirst du dabei sein. Ich bin zwar froh, dass du dieses Mal wegen Dean nicht deine Vorlesungen schwänzt, aber trotzdem sehe ich dich gar nicht mehr mit deinem dicken Psychologiebuch in den Händen.«

»Ich komme nicht mit, Bron.«

Seufzend kommt sie langsam auf mich zu und legt beide Hände auf meinen Schultern ab. »Ich will dich natürlich auch zu nichts zwingen, aber es hätte mich wirklich gefreut, wenn du mitgekommen wärst. Und Peter auch.«

»Ja, ganz bestimmt«, entgegne ich grinsend.

Sie verdreht bloß die Augen. »Ich meine das ernst. Außerdem sind Peter und ich wirklich nur Freunde. Fürs Erste jedenfalls. Ich will mit ihm nichts überstürzen, so wie ich es sonst immer mache.«

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt