Kapitel 4

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Do klopfte schon seit fast 3 Stunden an meine Tür und berichtet mir vom Wutausbrich Lucifers, nachdem ich wie der Teufel aus dem Raum gestürmt war. Er hat drei Diener, die im Weg waren durch seine Schatten getötet und ist seitdem in der ganzen Hölle nicht auffindbar. Er hat anscheinend etwas von „Zu früh" und „meine Schuld" gemurmelt, was mich ehrlich gesagt in Erstaunen versetzte. Ich dachte schon, dass er auf mich losgehen würde und dies mein letzter Tag war. Doch er gab sich selbst die Schuld. Aus Selbstmitleid wurden Schuldgefühle. Sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Es war das erste gemeinsame Mahl mit ihm und anfangs haben wir uns wirklich gut verstanden, doch diese eine unerwartete Frage. Sie brachte mich aus dem Konzept. Mir wurde immer eingetrichtert meine Fähigkeit geheim zu halten, da sie in den meisten Reichen mein Todesurteil war. Doch hier? Bei ihm? Konnte ich ihm vielleicht doch mehr Vertrauen schenken als ich dachte? Mein Entschluss stand fest, ich werde mich heute Nacht zu ihm schleichen und unseren Disput klären. Aber ich musste warten bis Do vor der Türe eingeschlafen war. Seit ich in der Hölle bei Luzifer war, waren meine Kräfte noch stärker geworden und ich konnte mit hoher Konzentration die Auren manipulieren. Ich setzte mich also gegen die Tür und konzentrierte mich auf die Aura von Do. Ich erinnerte mich an die grüne Farbe und stellte mir vor, wie sie langsam ruhiger wurde und für Auren typisch einen helleren Ton annahm. Schon hörte ich ein Plumpsen und wusste, dass Do schlafend am Boden lag. Ich nahm den Schlüssel, trat hinaus auf den Gang und sperrte die Türe von außen zu. Erst jetzt bemerkte ich die Ornamente, die in meine Tür geschnitzt waren, es war Lucifer mit schwarzen Schwingen, der eine Frau in seinen Armen hielt, doch das konnte nicht sein. Seine Flügel wurden doch nach seinem Sturz aus dem Himmel entfernt. Das leise Schnarchen von Do riss mich aus meinen Gedanken und ich schloss die Augen und suchte in meinem Inneren die Aura des Teufels als ob es meine eigene wäre. Ein Gefühl von Orientierung füllte meine Gedanken, also folgte ich diesen Weg. Er war nicht zu weit weg von mir, er befand sich noch im Schloss. Anfangs dachte ich, er befindet sich bestimmt im Keller, um schuldige Seelen zu foltern, doch das Gegenteil war der Fall. Er befand sich oben. Ich folgte der Spur, die sich wie ein Zauber über meine Augen legte und goldene Fäden mir den Weg wiesen. Je näher ich im kam desto mehr fühlte ich mich wieder, wie ich selbst. Im obersten Stockwerk angekommen, stand ich nun vor einem großen Fenster, das auf ein Vordach hinausführte. Ohne nachzudenken öffnete ich es und eine erdrückende Hitze kam mir entgegen. Willkommen in der Hölle, dachte ich mir. Doch er verschwand sofort als ich eine Gestalt auf dem Dach ausmachen konnte. Ohne Zweifel konnte ich an der Aura und den die Dunkelheit durchbohrenden blauen Augen meinen Mate erkennen.

Er schien mich nicht zu bemerken, doch dafür wagte ich etwas, was ich unter normalen Umständen nie gemacht hätte. Ich stieg aus dem Fenster und versuchte meiner Höhenangst die Stirn zu bieten. Doch als ich das am Boden zerstörte Häufchen mit dem Titel König der Hölle erblickte, wurde mir klar, dass es meine Pflicht ist, zu ihm zu gehen. Ich bewegte mich langsam, einen Schritt nach dem anderen zu ihm und setzte mich neben ihm auf das Dach. Er hatte seine Füße angewinkelt und krallte sich an seine Kniee, wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Um den unerträglichen Abstand zwischen uns zu überbrücken, legte ich meine Hand auf seine Schulter, was ihn kurz zusammenzucken ließ. Er erinnerte mich an ein verwundetes Tier im Wald und als er mir in die Augen blickte, hatten sie jeglichen Glanz verloren. Nun war ich die Prinzessin, die den König retten musste.

„Dich trifft keine Schuld, an meinem Verschwinden. Es war meine Schuld. Ich hätte wissen sollen, dass auch unangenehme Fragen, gestellt werden. Es war nur zu viel für mich" 

„Lüge: Es ist meine Schuld. Ich hätte es wissen müssen, dass es noch zu früh für Vertrauen ist. Unser Band fühlt sich für mich scheinbar schon viel verbundener an als für dich! Ich verspreche, in Zukunft geduldiger mit dir zu sein" 

„Lucifer, wenn ich nur gewusst hätte, dass auch ein weicher Kern in dir steckt, doch du musst verstehen, dass wir uns erst seit einen Tag kennen und unsere Verbindung für mich noch vollkommen neu ist."  Lucifer blickte mich nun verständnisvoll an und sagte mit rauer Stimme: „Also, verzeihst du mir?"

Schattenwesen - Die Hölle ruft dichOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz