Kapitel 10

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Lilith tat wie ihr geheißen, brachte mich in mein neues zu Hause und verabschiedete sich von mir. Do erwartete mich schon in meinem Zimmer und hatte schon alles vorbereitet, um mich zu frisieren und zu schminken. Ich hatte mich für ein schlichtes, dunkelblaues Kleid entschieden, das mit einem Gürtel aus Stickereien und Juwelen verfeinert war. Es war wirklich schön, doch für eine außergewöhnliche Frisur war heute keine Zeit mehr. Ich war nämlich wirklich spät dran. Deshalb machte ich mir einen hohen Pferdeschwanz, den Do noch mit einem kleinen Zopf perfektionierte. In meinen hohen Schuhen konnte ich zwar nur sehr schwer laufen, doch ich versuchte es trotzdem und stürmte zur Glastüre die in den schönsten Garten der Hölle führte. Als ich an der Türe ankam, wartet schon ein nervöser Lucifer auf mich.

„Da bist du ja endlich, meine Schöne. Ich dachte schon, dass du mich dieses Mal versetzt", sagte er mit einem Lächeln, das seine Nervosität verstecken sollte.

„Was bedrückt dich Luce? Ich kann sehen und fühlen, dass du nervös bist."

„Es ist nichts und hast du mich gerade wirklich Luce genannt?", fragte er mich, wobei er seine Augenbrauen zu einem fragenden Ausdruck verzog.

„Ich habe mir nur gedacht, weil du mich Ruby nennst, wäre ein Spitzname für dich angebracht. Gefällt er dir nicht?", fragte ich und setzte das unschuldigste Lächeln auf, zu dem ich im Stande war, was Luce zum Lachen brachte.

„Tu nicht so unschuldig, wir wissen beide, dass du das nicht bist", lächelte er mir zu „und ich liebe ihn", antwortete er und kam mir immer näher.

„Also Ruby, ich werde nun nach draußen gehen und ein Diener wird dir sagen, wann du kommen sollst, ok?", sagte er und ich hatte keine Ahnung, wieso ich warten musste. Doch er wartete nicht auf meine Antwort, und ging durch die Tür nach draußen.

Ich beobachtete ihn durch das Glas, wie er langsam zum Pavillon schritt. Leider konnte ich nicht weiter sehen, doch ich hörte seine laute Stimme.

„Dämonen und Schattenwesen. Wie ihr wisst, fehlt es unserer Heimat, der Hölle an wenigen Sachen. An Sonnenlicht vielleicht *Gelächter vom Volk*, doch was der Hölle und mir schon seit einigen Jahrhunderten fehlt, ist eine Frau, die unser mächtiges Reich repräsentiert. Uns fehlt eine Königin. Fehlte - bei der Nacht der Auswahl fand neben einigen Dämonen und anderen Schattenwesen auch ich eine passende Königin für euch, deren Seele so schwarz ist wie die meine. Mit ihr an meiner Seite schaffen wir es wieder die Vorherrschaft zu erlangen und unsere Feinde erzittern zu lassen. Volk der Hölle: ich präsentierte euch, die zukünftige Königin und meine Seelenverwandte: Kerubim." Ich streckte die Schultern nach hinten und erhob mein Kinn gerade rechtzeitig, denn ein Diener riss die Glastüre auf. Ich stolzierte mit stolzem Blick zu Lucifer, der mir liebevoll zulächelte. Das Volk, das Lucifer gebannt zu gehört hatte, begann bei meinem Anblick zu applaudieren. Meine Nervosität verringerte sich mit jedem Schritt, durch dem ich Lucifer näher kam. Berauscht vom Tosen der Menge, winkte ich den jungen Dämonen in der ersten Reihe sogar zu, die mich daraufhin mit schwarzen Rosen bewarfen. Als ich nur noch einen Schritt von Lucifer entfernt war, drehte ich mich zum Volk. Plötzlich nahm Lucifer meine Hand und kniete sich auf den Boden. Ein Diener gab ihm eine kleine lederne Schachtel in die Hand, die er öffnete und mich fragte: „Kerubim, meine Schöne, möchtest du mich Lucifer, den Herrscher über die Hölle und den Dämonenblütigen, heiraten und somit den Titel Königin annehmen?"

Während Lucifer auf eine Antwort wartete, blieb das Volk stumm und man hätte wohl eine Stecknadel fallen hören können. Doch dies änderte sich schlagartig, als ich antwortete.

„Ja. Es wäre mir eine Ehre und ein Privileg an deiner Seite zu herrschen und deine Ehefrau und Königin zu werden", sagte ich mit Freudentränen in den Augen und Lucifer steckte mir einen schwarzen Verlobungsring an den Finger. Das Volk drehte durch vor Freude, als Lucifer aufstand und mich leidenschaftlich küsste. Es überraschte mich, dass ein Volk, das bekannt war für seine Grausamkeiten, sich so über eine junge Liebe freuen konnte.

Schattenwesen - Die Hölle ruft dichWhere stories live. Discover now