Kapitel 5

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Kurz bevor Do an die Tür klopfen wollte, wurde ich schon von meinem knurrenden Magen geweckt. Ich hatte eindeutig Hunger, schließlich hatte ich seit gestern Früh nichts mehr gegessen. Also öffnete ich Do, die gerade ihre rechte Hand zum Klopfen erhoben hatte, die Tür und sie schien sichtlich verwirrt zu sein.

„Guten Morgen, Dorothea!" sagte ich mit bester Laune zu ihr. Ob dies an der Vorfreude wegen dem Essen oder wegen dem Mann, mit dem ich es verbringen werde, lag, konnte ich nicht beantworten.

„Guten Morgen, Ruby!" entgegnete sie mir und ihr Gesicht hellte sich nun auch sichtlich auf. Ich ging nun ins Badezimmer, um mich etwas zu schminken und mir einen Dutt zu machen. Über die Frage, was ich heute anziehen sollte, dachte ich normalerweise nie nach, doch jetzt, wo ich so viel Kleidung besaß, gehörte dies wohl zu meiner neuen Morgenroutine. Heute hatte ich mich für schwarze Lackschuhe, einer schwarzen Strumpfhose, einem schwarzen Rock und einer roten Bluse entschieden. Es war 7:50 Uhr, als ich mit Do aus dem Zimmer stolzierte. Wenn Do mich noch einmal zum Speisesaal begleiten würde, würde ich mir wohl endlich den Weg merken.

Fünf Minuten zu früh öffnete Do die große Flügeltüre und ich trat mit einem Lächeln im Gesicht ein. Lucifer, der wieder am Ende des Tisches saß, legte seine Zeitung „Hell Fire" auf den Tisch und musterte mich mit einem liebevollen Funkeln in den Augen. Wie selbstverständlich stand er von seinem Platz auf, schob meinen Sessel zurück und setzte sich erst wieder hin als ich saß. Ein wahrer Gentleman also.

„Guten Morgen, meine Schöne! Hast du gut geschlafen?" fragte er mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Doch ich hatte die Frage nicht verstanden, da ich damit beschäftigt war, ihn genauer zu mustern. Mit seiner zerrissenen schwarzen Jeans und dem schwarzen Hemd, sah er nicht königlich, sondern eher wie ein normaler Jugendlicher, Anfang zwanzig aus. Nur seine äußerliche Perfektion verriet seine übernatürliche Herkunft. Als ich seinen fragenden Blick sah, begann er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumzufuchteln.

„Erde an Ruby! Hat es dir beim Anblick meiner Schönheit die Sprache verschlagen. Wie süß", sagte er und begann zu lachen, als mein Gesicht sich langsam rot verfärbte.

„Der Herr des Hochmuts. Nun verstehe ich" entgegnete ich ihm mit einem gespielt süßen Lächeln, was meine rote Gesichtsfarbe zu überdecken versuchte.

„Oh, wie ich widerspenstige Frauen liebe",  neckte er mich mit einem anzüglichen Grinsen. Darauf wusste ich nichts mehr zu erwidern und gab mich seiner Schlagfertigkeit geschlagen. Warte nur auf das nächste Wortgefecht, dachte ich und begann, wie von selbst zu grinsen. Ihm entging dies natürlich nicht und er blickte mich fragend an. Um das Thema zu wechseln schnipste Lucifer mit der einen Hand und schon begannen die Diener das köstlich aussehende Essen aufzutischen.

„Hat dir Dorothea schon etwas über deinen Tagesablauf berichtet?" fragte er mich vorsichtig und die Antwort schon kennend.

„Nein. Wieso?" 

„Als zukünftige Königin wirst du auch Aufgaben übernehmen müssen und um dich darauf vorzubereiten, wirst du nun auch unterrichtet werden. Da Dorothea ursprünglich Lehrerin ist, wird sie die meisten Stunden übernehmen. Außerdem ist heute ein besonderer Tag, du wirst nämlich heute den Fürsten der Hölle vorgestellt, die ebenfalls die Pflicht haben auf dich aufzupassen und dich zu unterrichten." 

„Was? Heute?" schrie ich erstaunt auf und bemühte mich, mich nicht an meinem Saft zu verschlucken.

„Keine Angst, meine Schöne! Sie werden dich ehren und respektieren müssen, wenn sie ihre Positionen behalten wollen. Aber um dich bestmöglich darauf vorzubereiten, wirst du heute am Vormittag von Dorothea über die Fürsten aufgeklärt. Diese Aufgabe kann ich leider nicht übernehmen, da ich anderweitig gebraucht werde. Nach dem Mittagessen werden wir beide dann einen Spaziergang durch die höllischen Gärten machen und anschließend beginne ich persönlich mit deinem Kräfte-Training. Anschließend wirst du noch genug Zeit haben, um dich auf das Abendessen mit den Fürsten vorzubereiten. Verstanden?" Als sein ernster Blick bei der letzten Frage wieder einem sanften wich, nahm ich wie selbstverständlich seine Hand und meine Hand begann zu prickeln.

Schattenwesen - Die Hölle ruft dichWhere stories live. Discover now