Kapitel 14

2.2K 115 1
                                    

5 Stunden später

Nach drei außerordentlich anstrengenden Stunden Shopping, mit einer kurzen Kaffeepause, versteht sich und nachdem wir bei Bonnie, der Gartendämonin, 666 schwarze Rosen bestellt hatten, saßen Do und ich mit unseren entkräfteten Bodyguards im Bus nach Angelhill. Epimetheus wollte uns zwar persönlich zum Friedhof bringen, doch seine Kräfte waren durch den Tütentransport so ausgelaugt, dass er sich für die Heimreise erholen musste. Mitten am Marktplatz vor der kleinen Kirche stiegen wir dann endlich aus. Am Eingangstor zum Friedhof blieben meine Begleiter plötzlich stehen.

„Es tut mir leid Ruby, wir können nicht weiter. Hier ist geweihter Boden, den können wir nicht betreten."

„Schon gut, Do. Ich schaffe das!", sagte ich entschlossen.

„Unsere Dämonischen Kräfte sind dort drinnen leider ebenfalls geschwächt. Dos Zauber wird also nicht mehr wirken. Falls du aber Hilfe brauchst, konzentriere dich fest auf mich und schrei so laut du kannst in Gedanken. Ich kann dich dann ganz schwach dank meiner Kräfte hören. Ich werde nicht mit dir kommunizieren können. Aber denk daran, so laut und fest wie möglich", erklärte mir Prometheus.

„Danke für eure Hilfe und eure Bereitschaft" ich schenkte ihnen noch ein warmes Lächeln bevor ich das Tor durchschritt und sofort fühlte, wie Dos Zauber von mir fiel. Meine braunen Locken fielen mir wieder über die Schultern und ich marschierte zögerlich in Richtung unseres Familiengrabs. Obwohl es mir bei Lucifer sehr gut gefiel, vermisste ich meine Heimat und die Erinnerungen, die ich mit ihr verband. Wie mich meine Mutter immer ermutigte, gut zu sein, um eines Engels würdig zu sein. Und doch wurde es kein Engel, für sie jedenfalls nicht. Für mich ist Lucifer wie ein „Engel" – Es schmerzt von ihm getrennt zu sein und ich würde mich am Liebsten in jeder beliebigen Sekunde in seinen starken, leicht gebräunten Armen wieder finden. Ich dachte an Sera – wir waren früher nicht nur wie Schwestern, sondern auch wie beste Freundinnen. Plötzlich schoss mir die Erinnerung an ihre Hochzeit in den Sinn, ich hatte sie noch nie so verzweifelt, aufgebracht und verletzt gesehen. Ich habe mich für Luce entschieden, aber für welchen Preis. Mein Dad. Er war immer hinter mir, hat mich immer vor Mom verteidigt, wenn sie mir pinke Kleider für den Gang zur Kirche anziehen wollte. Mein Dad war immer da für mich. Immer, wenn ich ihn brauchte, stand er da. Und ich war es auch, die ihn getötet hat. Ich allein bin schuld, dass sein junges Leben ein Ende fand. Nun fiel ich vor das Grab, das ich noch nie gesehen hatte, aber mir dennoch vertraut war. „Edward Black. Liebender Ehemann und geliebter Vater" Mein Herz zerbrach in tausend Stücke, die wohl nur einer wieder zusammenfügen konnte.

„Oh, Dad! Es tut mir so leid. Es ist allein meine Schuld! Du hättest...du hättest noch nicht sterben dürfen!" ich schrie und weinte bitterlich. Zum Glück war es schon dunkel und es befanden sich keine Menschen mehr am Friedhof. Wie ein kleines Kind kniete ich am Boden und heulte mir die Seele aus dem Leib. Ich weinte nicht nur, weil er gestorben war. Ich weinte, weil er gelebt hatte. Durch ihn wurde ich zu der Frau, die ich sein sollte. Doch, was bin ich jetzt: Ein Monster?! Vielleicht hat Sera recht. Ich gehöre nicht zur Familie der Blacks. Ich bin ein Monster. Gerade als ich wieder einen Schrei der Verzweiflung ausstoßen wollte, hörte ich ein Rascheln in den Büschen hinter mir. Ich drehte mich um und konnte in der Dunkelheit eine schnelle Bewegung ausmachen. Doch so schnell wie sie erschienen war, war sie auch schon wieder verschwunden. Ich wollte mich wieder meiner Verzweiflung zu wenden, als mir plötzlich jemand von hinten den Mund zu hielt. Ich spürte den Stich einer Nadel, bevor alles schwarz wurde.

Lucifers PoV:

Ich saß gerade mitten in einem Gespräch mit den Fürsten, doch ich konnte mich einfach nicht mehr konzentrieren. Noch eine Stunde, dann kann ich Ruby wieder sehen, sie wieder in meinen Armen halten. Meine Gedanken schweiften heute schon den ganzen Tag ab. Ab zu ihr. Asmodei und die anderen Fürsten schienen nicht so begeistert von meiner Abwesenheit, doch Lilith grinste mir immer verschwörerisch zu, wenn sie bemerkte, dass ich wieder abschweifte. Lilith ist eine Frau, die die Liebe versteht, dachte ich. Asmodai räusperte sich und ich konzentrierte mich wieder auf seine Rede über den 9. Höllenkreis. Ich fühlte mich wie ein Schuljunge, der sich nicht konzentrieren kann. Was macht diese Frau nur mit mir? Egal, was es ist, ich will nicht, dass es je wieder aufhört. Obwohl unser Seelenband noch nicht vollständig verknüpft ist, sind wir dennoch verbunden. Ich kann sie fühlen, in meiner Seele. Es ist wie ein Feuer, das in meinem Inneren brennt. Gerade als ich an dieses Gefühl dachte, fühlte ich einen Stich tief in meiner Seele und Rubys Wärme war verschwunden. Was war passiert?

Schattenwesen - Die Hölle ruft dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt