Kapitel 12

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Der große Saal war unglaublich schön geschmückt worden, alle Bänke waren mit roten Rosen verziert und es duftete nach Blumen im ganzen Saal. Wie es zu erwarten war, waren unsere Plätze in der ersten Reihe neben meinen Eltern, doch als Luce und ich durch die Reihen spazierten, wurde es unbeschreiblich ruhig im Raum. Es war erschreckend deshalb nahm ich, wie von selbst, Lucifers Hand und drückte sie fest.

„Nicht nervös werden, meine Schöne", flüsterte er mir ins Ohr.

„Was ist mit ihnen?", fragte ich ihn genau so leise.

„Sie haben Angst"

„Vor uns?", fragte ich, doch ich kannte schon die Antwort. Mit aufrechten Blick ging ich Hand in Hand mit Lucifer nach vorne und wir setzten uns in die erste Reihe. Meine Eltern blickten in meine Richtung und verstummten als sie mich erkannten. Mein Vater war der erste, der seine Sprache wieder fand.

„Ruby, mein Schatz. Schön, dass du da bist." Er umarmte mich lächelnd. Meine Mutter würdigte mich und Lucifer keines Blickes, was mich nicht wunderte. Sie war enttäuscht von mir, dass ihre christlich erzogene Tochter, die Königin der Hölle wird. Das schwarze Diadem auf meinen Kopf verstärkte diesen Hass wahrscheinlich nur. Nachdem sich mein Vater von mir gelöst hatte, gab er Lucifer die Hand und versuchte seine Wut zu verstecken, doch natürlich konnte ich diese in seiner Aura sehen. Sie schienen alle, auch meine Schwester, Angst vor Lucifer zu haben. Wie konnte man jemanden, den man gar nicht kannte, so verabscheuen?

„Ich hoffe, Sie waren gut zu ihr", wagte mein Vater zu sagen, was meine Mutter schlucken ließ.

„So gut, wie sie zu mir war", antwortete Luce mit einem schelmischen Lächeln. Ich gab ihm einen leichten Stoß in die Seite und sein Lächeln wurde nur noch breiter. Mein Vater rührte sich nicht, ich sah nur einen Muskel in seinem Kiefer unaufhörlich zucken. Nun war er wütend. Doch ich verstand nicht, wieso. Sahen sie denn nicht, wie glücklich mich Luce machte?

Bevor ich mir noch weiter den Kopf über das Verhalten meiner Familie zerbrechen konnte, nahm ich Lucifers Hand in meine und die Zeremonie begann.

Sera und Melion schritten mit musikalischer Begleitung nach vorne, wo sie von einem weißhaarigen, alten Elben erwartet wurden. Sie mussten beide auf Elbisch ihre Eheversprechen aufsagen, die ich leider nicht verstehen konnte und es wurden Ringe ausgetauscht. Danach kam erst das elbische Ritual zur Verknüpfung der Seelen. Der Zeremonienmeister nahm eine Fackel und erleuchtete sie, als die letzten Strahlen der Sonne durch die Glaswand an der Stirn des Raums schienen.

„Melion, beginnt mit dem Symbol", sagte der Zeremonienmeister. Melion nahm nun die brennende Fackel und griff einfach ins Feuer, da es ihn nicht verbrennen konnte und nahm die glühende Kohle. Damit zeichnete er ein Symbol auf Seras Hand, die kurz des Gesicht verzog, als die glühende Kohle ihre Hand berührte. Nun nahm Melion Seras Hand in die seine und beide begannen so hell wie die Sonne zu strahlen. Ich musste mein Gesicht in Lucifers Mantel halten, da meine Haut so viel Sonnenlicht nicht mehr gewohnt war. Luce strahlte zum Glück eine Kälte aus, die mich irgendwie zu beruhigen schien. Als das Strahlen verebbte, trug meine Schwester dieselben Symbole wie Melion im Gesicht und auf den Armen. Der ganze Saal begann zu applaudieren als sich die beiden küssten. Meine Eltern weinten vor Freude und ich hatte mich wohl noch nie so für meine Schwester gefreut.

„Liebe Gäste. Wir bitten euch nun in den Speisesaal, um die Verknüpfung gebührend zu feiern", sagte Melion, dessen Augen nur so strahlten vor Glück. Meine Schwester blickte noch ein letztes Mal glücklich zu mir, als sie mit Melion in den Speisesaal schritt. 

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Luce und ich waren als letzte in den Speisesaal gekommen, wo alle lachend in kleinen Grüppchen um Stehtische standen und auf das Brautpaar anstießen. Nun war es Sera, die mich stürmisch von hinten umarmte, was mich kurz leise aufschreien ließ. Lucifer blickte alarmiert zu mir und ich drückte seine Hand nur fester, damit er sich wieder entspannte. Als er Sera sah, tat er das auch.

Schattenwesen - Die Hölle ruft dichHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin