Chapter Twenty Five

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Erst als wir am nächsten Tag im Flugzeug saßen und die Stewardessen die Sicherheitsmaßnahmen präsentierten, realisierte ich, dass es wirklich soweit war. Es war gerade einmal wenige Tage her, seitdem ich in einem Flugzeug nach Miami saß. Aber es waren auch wenige Tage her, seitdem ich in einem Flugzeug zurück nach Kalifornien saß.

Doch nun würden wir für eine gesamte Woche bleiben. Und ich konnte es nicht erwarten, anzukommen. Kyle hatte wie bei unserem ersten Flug das Prospekt mit den Sicherheitshinweisen zur Hand genommen.

„Hast du Flugangst?", fragte ich neugierig nach und lugte etwas über die kleinen Zeichnungen, die mir verrieten, was in einem Notfall zu tun oder eben nicht zu tun war. Kyle schnaubte resigniert. „Natürlich nicht."

Die Lippen aufeinandergepresst, um nicht zu grinsen, nickte ich. „Natürlich nicht", wiederholte ich. Als das Flugzeug abhob, lehnte ich meinen Kopf auf Kyles Schulter.

„Ich kann es nicht ganz glauben", flüsterte ich. Dabei war ich mir nicht sicher, ob meine Worte mir oder Kyle galten. Kyles Brustkorb hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen, als er mir schließlich durch mein Haar strich und mir einen flüchtigen Kuss auf den Haaransatz drückte. Diese Momente waren so viel wertvoller, als die leidenschaftlichen in der Nacht. Denn in diesen Momenten ging es nicht um die Befriedigung von Begierden. Es war eine bloße, unausgesprochene Wahrheit.

„Bist du dir sicher, dass es die richtige Entscheidung war, dass ich mit nach Miami fliege?" Seine Worte waren leise, aber verständlich. Sie gingen keineswegs in dem Getuschel der anderen Passagiere unter.

Sofort sah ich auf und blickte ihn an. Er wirkte nachdenklich und hatte seinen Blick auf den Gang gerichtet. „Natürlich!", verteidigte ich meine Entscheidung.

„Ich bin froh, dich bei mir zu haben."

Dann sah ich ihn ebenfalls nachdenklich an.

„Denkst du etwa anders?"

Kopfschüttelnd wandte er seinen Blick zu mir und lächelte leicht. „Nein." Doch wirklich glauben tat ich ihm nicht.

„Sei bitte ehrlich zu mir, Kyle." Allmählich wurde ich unsicher und hinterfragte meine Entscheidung. Aber für mich war sie trotz allen negativen und positiven Aspekten richtig. „Hast du Angst, dass du keinen Anschluss findest?" Besorgt musterte ich ihn und hoffte, eine Reaktion ablesen zu können. Stattdessen grinste Kyle jedoch und legte seinen Kopf etwas in den Nacken.

„Ich denke, ich bin alt genug, um Anschluss zu finden." Dann schüttelte er noch immer grinsend seinen Kopf. Seine Haare standen etwas wirr ab. Er war nicht rechtzeitig aufgestanden.

Geschlagen lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und schloss für einen Moment meine Augen. Kyle konnte mit mir über all das, was ihn beschäftigte und drüber hinaus, reden. Aber ich konnte ihn nicht zwingen, wenn er schweigen wollte.

„Ich habe so unglaublich vieles geplant." Grinsend ließ ich meine Augen geschlossen und lauschte den Geräuschen meiner Umgebung. „Ach ja?", fragte Kyle neugierig nach. Seine Stimme war etwas heiser. Es war mir nie aufgefallen, aber im Laufe des Tages wurde seine Stimme tiefer. Am Morgen war sie rau und gegen Abend plötzlich voller Schwung.

„Ja", erwiderte ich. „Ich werde mir jeden Tag Zeit für Liam nehmen. Ohne Ausnahme."

Mein Lächeln wurde breiter und vor mir sah ich, wie Liam über das Footballfeld rannte und auf dem Sofa aufgrund eines Disney Films weinte.

„Ich möchte dir Stella vorstellen. Und meine Freunde." Es war eine schwere Zeit, aber irgendwann hatte ich neuen Mut gefasst und mich mit meinen Freunden auseinandergesetzt. Ich wollte sie um keinen Preis der Welt verlieren, nur weil ich mich verloren hatte. Wir schrieben regelmäßig und mit Jacob hatte ich oft telefoniert, wenn sich die Gelegenheit bot. „Ich möchte dir den Strand zeigen. Dort, wo ich aufgewachsen bin."

Liebes Tagebuch || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt