Chapter Fourty

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Liebes Tagebuch,

auf die guten Zeiten folgen schlechte Zeiten.

Mein Herz schlägt schnell und heiße Tränen fließen mein Gesicht entlang. Ich habe schon ganz vergessen, wie es sich anfühlt, zu weinen. Wie es einen das Herz aus der Brust reißt, dir das Gefühl gibt, die Luft unter Wasser zu lange angehalten zu haben und wie sehr der Kopf pocht und um ein Ende bittet.

Es ist dunkel um mich herum und ich habe zum ersten Mal seit langem Angst in der Dunkelheit. Und Angst, einzuschlafen. Ich hatte einen Albtraum und ich fühle mich immer noch in diesem Traum gefangen. Liam war neben mir. Wir haben gemeinsam auf das Meer geschaut und die einschlagenden Wellen beobachtet, als es um mich herum kalt wurde. Der Wind nahm mir meine Sicht und Liams Stimme wurde leiser, bis sie in den Lauten des Windes unterging. Seine Wärme verlor sich in einer unbändigen Kälte und plötzlich stand Kyle vor mir. Ich hatte gehofft, dass er mir die nötige Wärme schenken könnte. Mich in den Arm nehmen, küssen würde. Doch stattdessen brach er mir mit wenigen Worten das Herz.

„Du kannst nicht loslassen. Und damit verlierst du mich."

Sein Blick war ausdruckslos und als ich nach seiner Hand griff, spürte ich nichts. Keine Wärme und keine Liebe.

„Mein Leben war vor dir nicht perfekt. Aber bei weitem angenehmer."

Die Worte spielen sich in einer Dauerschleife in meinen Gedanken ab und ich habe das Gefühl, durchzudrehen.

Ich weiß, dass es ein Traum war. Und doch rast mein Puls und die Tränen fließen. Und die Angst bändigt mich. Vielleicht hat Kyle recht und an irgendeinem Punkt in unserem Leben, werde ich ihn verlieren. Weil ich nicht loslassen kann. Ich werde nicht loslassen. Liam wird ein Teil meines Selbst bleiben. Bis ich sterbe und neben ihm an dem kleinen See, mit dem strahlenden Himmel sitze. Und ich hoffe, dass ich Kyle begrüßen darf. Denn mein Herz gehört auch ihm.

Es ist nicht einfach, ein Teenager zu sein. Sich selbst finden zu müssen, zwischen all dem etwas zu verlieren und zu gewinnen. Und doch weiß ich, dass es ein Erwachsener nicht einfacher haben wird. Ständiger Druck und die Verdrängungen. Das Leben ist kompliziert.

Und ich - ich befinde mich in Mitten all dem.

In Liebe, Lola

Energisch wischte ich mir mit meinen Handrücken über mein Gesicht und die Tränenspur. Meine Haut glühte und mein Kopf pochte. Ich klappte das Notizbuch zu und legte es beiseite, bevor ich aufstand und zurück in mein Bett ging. Mir war plötzlich kalt.

„Ich kann das nicht mehr", flüsterte ich leise und verfestigte meinen Griff um das weiche Kissen. Wie konnte es sein, dass nach jedem Flug in den Himmel, der Aufprall in meine persönliche Hölle garantiert wurde. Ich wollte glücklich sein und es bleiben. Ich hatte damit abgeschlossen, dass ich mein Glück ohne Liam wagen müsste. Und nun für ihn leben würde. Aber je glücklicher ich war, desto mehr Schmerzen bereitete es mir. Ich war durcheinander.

Ich nahm mein Handy und wählte mit einer schwummrigen Sicht die Nummer von Jacob. Ich hätte Kyle anrufen können, Lisa oder sogar einfach in das Zimmer meiner Eltern gehen können. Doch etwas hinderte mich an all dem.

„Hallo?" Jacob wirkte etwas außer Atem und ich war mir sicher, dass er trainiert hatte. Ich versuchte, mich zu sammeln, und atmete tief durch. Meine Lungen brannten. „Jacob?", fragte ich, obwohl mir bewusst war, dass er es war. „Ich hatte einen Albtraum... ich... ich weiß nicht mehr weiter."

Etwas raschelte im Hintergrund und dann wurde es still. 

„Jacob?", fragte ich erneut. Meine Stimme zitterte und meine Finger verkrampften sich um mein Handy.

Liebes Tagebuch || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt