KAPITEL XIII | Gift für die Gruppe

220 27 0
                                    

„Uns euch anschließen?", wiederholte Sarina überrascht. „Um mit euch den König zu stürzen?"

Skalli nickte mit ernster Miene. „Fühlt ihr euch nicht auch ungerecht behandelt? Ihr könntet euer Wissen aus euren Bezirken bei uns einbringen und für eine faire Zukunft kämpfen."

„Ihr mögt euch ja glänzend in der Oberwelt zurechtzufinden", warf Adam da missmutig ein: „Und eure Ziele sind nobel, wirklich. Aber in der Unterwelt läuft einiges anders, vielleicht habt ihr das mittlerweile vergessen. Selbst wenn ihr es schafft, den König zum Fall zu bringen, was dann? Nicht jeder in Zodiac möchte, dass sich etwas ändert."

„Nur der Adel hat kein Problem mit dem aktuellen System", konterte Skalli wie aus der Pistole geschossen.

„Und die bringt ihr dann auch einfach um? Wie fair", schnaubte Adam.

Skalli belächelte seine Aussage. Dann schüttelte er seinen Kopf und entgegnete: „Wir nehmen dem Adel nicht ihren Stand. Wir bringen alle Einwohner auf den gleichen Gesellschaftsstand. Sie werden sich nur damit abfinden müssen, dass sie auf niemanden mehr herabschauen können."

„Euer System kann nicht funktionieren."

„Das Momentane funktioniert auch nicht. Schlimmer kann es nicht werden."

Sarina nickte Zustimmung. „Ich finde auch, wir sollten es versuchen."

Daraufhin fing sie sich ein anerkennendes Nicken von Skalli ein.

Adam schmollte noch eine kurze Weile vor sich hin. Dann kratzte er sich am Hinterkopf und seufzte laut auf. „Na schön", meinte er: „Ich bin auch dabei."

„Sehr gut", sagte Skalli mit einem breiten Grinsen seiner spitzen Zähne.

Nach dieser Entscheidung führten Skalli und Kadira die beiden Neulinge zu Kadiras Labor, genauso wie es bei Niek gewesen war. Dort könnte man sie im besten Falle ausrüsten.

Einige anderen standen auch vom Tisch auf und fuhren mit ihren vorherigen Aufgaben fort. Zurück blieb Niek mit Bente und Gina, die allesamt noch eine Weile in der Gemeinschaftshöhle sitzen blieben.

„Wieso hat der General gelogen?", nutze Niek sogleich seine Chance, die beiden zu fragen.

„Gelogen?", echote Gina.

„Über den Mondscheinsee und die Drachenmerkmale."

Bente und Gina tauschten kurz bedeutsame Blicke aus, die Niek ganz und gar nicht gefielen, dann wandte Gina sich wieder direkt an ihn und antwortete: „Ich denke, dass der General es seltsam findet, dass nur zwei Sträflinge hochgeschickt wurden." Sie wischte sich mit ihrer Hand eine ihrer blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und erklärte: „Normalerweise organisieren die Soldaten nicht einen Transporter für nur zwei Sträflinge. Das ist viel zu viel Aufwand. Sie würden warten, bis mehrere Leute zur Todesstrafe verdonnert wurden."

„Er glaubt, dass die beiden vom König geschickt wurden?", verknüpfte Niek die Informationen sogleich. „Er misstraut ihnen?"

„Ja", bestätigte Bente einsilbig, lehnte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Steintisch ab und legte sein bärtiges Kinn auf seinen Händen ab. Die fingerlosen Handschuhe, die er trug, waren an den Fingerknöcheln verstärkt, sodass er damit vermutlich schmerzhafte Schläge verteilen konnte.

„Aber...", murmelte Niek nachdenklich: „Das würde bedeuten, dass der König von uns Aufständlern weiß."

Bente neben Gina lachte herzhaft auf und schlug der Kleinen so kräftig gegen die schmale Schulter, dass diese beinahe von ihrem Hocker fiel. „Der Junge ist schlau", lachte er. Dann wandte er sich direkt an Niek und wiederholte noch immer grinsend, wobei sich Falten an den Rändern seiner Augen bildeten: „Du bist schlau, Junge."

Dragontale - Etappe IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt