KAPITEL XXIX | Begraben

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Die Seile um Nieks Händen, schnürten ihm das Blut ab und schnitten in seine Haut. Seine Hände waren ihm auf dem Rücken fixiert worden und seine Augen waren verbunden. Es war wie damals, als er als Gefangener an die Oberwelt geführt wurde. Doch dieses Mal eskortierte man ihn zurück nach Zodiac.

Die Luft der Unterwelt kam ihm, nun wo ihm sogar sein Sehsinn geraubt wurde, noch stickiger und drückender vor. Das Einzige, was ihm übriggeblieben war, war sein Gehör. Überall um ihn herum hörte er schwere Schritte und Stimmen, die Befehle von einer Seite zur anderen schrien.

„Sie haben sie!", rief eine Stimme.

„Sie haben die Monster!", jubelte eine andere.

„Der Anführer ist unter ihnen."

„Macht die Waffen bereit!"

Als ob sie so eine große Gefahr darstellten. Niek zischte abschätzig. Er konnte seine Feinde doch nicht einmal sehen, wovor hatten sie Angst?

„General Freyning, Reynold... gute Arbeit", pries jemand die beiden Soldaten.

„Es war nicht unser alleiniger Verdienst", entgegnete Freyning einige Meter hinter Niek.

Dann wurde Niek mit Amalia, Bente und Skalli grob in eine Kutsche verfrachtet. Ein Soldat stieg zur Aufsicht mit ihnen in die Kutsche, ehe sich die Tür hinter ihnen schloss und das Gefährt ratternd und schwankend Fahrt aufnahm. Die schweren Schritte der herbivoren Drachen, die die Kutsche zogen, hallten durch den steinernen Bezirk der Wächter – Sagittarius.

Eisiges Schweigen legte sich über die Gruppe, dann erhob Freyning, der ihnen gegenüber auf der Bank saß, das Wort: „Soweit so gut." Er sprach so leise, dass die Worte kaum bei Niek ankamen über das Knarren der Kutsche und dem Geräusch von eisernen Rädern, die über Gestein walzten. „Sie werden euch nach Acamar ins Gefängnis verfrachten, aber glaubt mir, der König wird da sein. Womöglich entscheidet er sich dazu, euch öffentlich hinzurichten, so wie es früher mal gemacht wurde."

„Öffentlich wäre gut, dann können alle Bürger zusehen, wenn wir unser Recht einfordern", sagte Skalli neben Niek. Die vier saßen so eng zusammengepfercht auf der Bank, dass seine Schulter auf der einen Seite gegen die hölzerne Kutschenwand gepresst wurde und auf der anderen, gegen Skalli.

Freyning hatte ihnen zuvor – an der Oberwelt – seinen riskanten Plan präsentiert. Am besten wäre es, wenn sie mit viel Tamtam in Zodiac einmarschierten. So mussten sie nicht den König ausfindig machen, sondern der König würde zu ihnen kommen – aber nur, wenn er sich in Sicherheit wiegte und dachte, dass er gewonnen hätte.

Freyning und einige seiner Soldaten waren mit ihren Gefangenen also in Zodiac einmarschiert. Es hatte Niek eine ganze Menge Überwindung gekostet, voll und ganz seinen neuen Verbündeten zu trauen und ihnen wortwörtlich sein Leben in die Hände zu geben.

Doch Niek hoffte, dass das meiste Misstrauen beseitigt wurde. Tatsächlich war Sarina es gewesen, die ein gutes Wort für sie eingelegt hatte. Nachdem Freyning sie gefragt hatte, wie sehr man ihnen trauen konnte, hatte Niek schon Schwarz gesehen, aber hingegen seiner Erwartungen, hatte sie positiv von ihnen berichtet.

Sarina hatte erzählt, dass die Oberweltler aus Sicherheitsgründen zwar etwas grob zu ihr waren, nachdem herauskam, dass sie eine Verräterin war, sie vorher jedoch sehr zuvorkommend behandelt wurde. Dabei war ihr blauer Blick über die Truppe geschweift und letztendlich auf Niek liegen geblieben.

Der hatte verwundert eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Er hatte zwar Sarina und Adam einmal zur Mitarbeit am Lager motiviert und sie somit etwas in die Gemeinschaft mit eingebunden, aber ansonsten konnte er sich nicht erinnern, herausragend freundlich zu ihnen gewesen zu sein. Scheinbar war es für Sarina dennoch von Bedeutung.

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