KAPITEL XXIII | Überlebensstrategien

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Sie hatten sich alle in der Gemeinschaftshöhle zusammengefunden, um ihre nächsten Schritte zu überlegen. Nur Jorik musste bei Sarina bleiben, um sie zu bewachen. Er musste ihre Pläne nicht unbedingt mitbekommen, da er während des Kampfes im Lager bleiben würde, um sich im Notfall um Verletzte kümmern zu können.

„Bevor wir anfangen", warf Skalli ein, während er sich auf den Platz am Tischende fallen ließ. „Mares."

Bei der Erwähnung seines Namens hob Niek überrascht seinen Kopf. „Was ist?"

„Du steigst zum Unteroffizier auf."

Niek öffnete seinen Mund, doch es kam kein Ton heraus. Wie ein Fisch an Land schnappte er nach Luft. Nachdem der erste Schock verflogen war, fragte er atemlos: „Ich... ich glaube nicht, dass ich dazu geeignet wäre. Ich bin noch nicht lange hier und habe auch kaum Patrouillen angeführt."

Noch nie in seinem Leben hatte Niek viel Verantwortung übernehmen müssen. Seine Mutter hatte versucht, ihn behütet großzuziehen und auch nach dem Tod seiner Eltern, hatte Niek immer nur an seine eigene Gesundheit gedacht, so wie es die meisten Bewohner Zodiacs taten – der König zwang sie zum Egoismus. Mit Heldentum kam man nicht weit. Wie konnte Skalli nun so plötzlich von ihm verlangen Verantwortung für alle zu übernehmen? Dieser Aufgabe war er nicht gewachsen.

Nicht nur Niek schien über die Entscheidung des Generals verwundert. Taro warf ihm einen mehr als entsetzten Blick zu. Wenn Niek nicht falsch lag, sah er sogar einen Funken Wut in seinen gelben Reptilienaugen glimmen.

„Dann wird es jetzt Zeit", entgegnete Skalli und stützte sich auf dem Steintisch vor sich ab. „Was uns gleich zum Thema bring: Wir müssen den Mondscheinsee verteidigen. Der König wird seine Soldaten höchstwahrscheinlich zum Sonnenaufgang an die Oberwelt schicken."

„Dann fangen wir sie am Ausgang ab", kommentierte Bente.

Skalli schüttelte den Kopf. „Sie werden uns von der Anzahl und Ausrüstung überlegen sein. Ich dachte, dass es am besten wäre, wenn wir uns in einzelne Truppen aufteilen und verschiedene Ebenen auf dem Weg zum See besetzten, sodass jeder seine Fähigkeiten am besten einsetzen kann."

„Und was ist mit dem Lager? Soll das unbeschützt bleiben?", hakte Jelger verwundert nach.

„Das Lager ist egal", kommentierte Amalia, die zu Skallis rechten Seite stand: „Darauf hat der König es nicht abgesehen."

„Zumindest noch nicht", fügte der General hinzu: „Sie werden erst zum See gehen, um sich dort selbst zu verwandeln."

„Das ist dumm, wieso wollen wir sie aufhalten? Die Hälfte wird dabei draufgehen und ist dann nicht mehr unser Problem", grummelte Bente.

„Ja, und die andere Hälfte wird noch ein viel größeres Problem sein als zuvor. Lancaster hat Van Loon alles vom See erzählt, auch die Nebenwirkungen. Das bedeutet, dass seine Soldaten darauf vorbereitet sind und einen Plan haben und wir können nicht zulassen, dass sie dazu kommen, ihn in die Tat umzusetzen", zischte Skalli augenrollend.

„Also, welche Truppeneinteilung hast du im Kopf, General?", fragte Femke daraufhin.

„Wir teilen uns in vier Truppen auf", verkündete Skalli seinen Plan: „Die Erste fängt die Soldaten gleich am Eingang ab und versucht so viele wie möglich aufzuhalten. Sie werden die letzte Gasbombe dazu nutzen, die Westerbeck gerade zu Ende stellt."

Nieks Blick schweifte herüber zu Kadira, die in der Höhlenecke saß und letzte Arbeitsschritte an einer neuen Metallbüxe vornahm. Sicherlich handelte es sich um einen ihrer fehlgeschlagenen Prototypen, welchen sie nun zu reparieren versuchte.

„Der zweite Trupp wird sich in den Mangroven verstecken und die vorbeiziehenden Soldaten dort überraschen. Der Dritte befindet sich auf dem Flachland. Dort sind die Soldaten schutzlos, aber dort jagen auch wilde Drachen, weshalb es etwas riskant sein wird. Der vierte Trupp wartet direkt am See."

Dragontale - Etappe IWhere stories live. Discover now