KAPITEL XXX | Teufel

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Niek hatte mithören können, was der König zu Skalli gesagt hatte. Van Loon hatte seine Sätze in solch einer Rage ausgesprochen, dass er nicht mehr auf seine Lautstärke geachtet hatte. Der ganze umliegende Zellentrakt musste das Gespräch gehört haben, wobei wohl eher von einem Monolog die Rede sein sollte. Sogar die Schläge hatte Niek wahrnehmen können.

Doch Skalli hatte keinen einzigen Ton von sich gegeben, dafür konnte Niek nur seine Bewunderung ausdrücken. Er war sich ziemlich sicher, dass er selbst die Provokation des Königs nicht wortlos hätte hinnehmen können.

Danach verbrachte Niek seine Wartezeit erneut in erdrückender Stille. Erst als er bereits dachte, dass man ihn bis in alle Unendlichkeit warten lassen würde, öffnete sich seine Tür ein zweites Mal.

„Steh auf!", sagte eine schroffe Stimme.

Niek tat wie befohlen. Daraufhin wurde er aus seiner Zelle gezehrt und den Flur entlanggeführt. Neben sich hörte er mehrere Schritte und er hoffte inständig, dass es seine Kameraden waren, die sich bei ihm befanden. Er wollte nicht allein und blind irgendwo enden.

Der Weg war, soweit Niek sich erinnern konnte, derselbe wie auf dem Hinweg. Sie wurden durch unendlich viele Türen geführt und danach in eine Kutsche verfrachtet. Wieder war es Freyning, als leitender General, der mit ihnen in dem Gefährt platznahm, welches sich langsam in Bewegung setzte.

„Noch läuft alles nach Plan", sagte er leise.

Die Kutsche klapperte um eine Kurve und die vier Gefangenen wurden auf ihrem generell schon engen Raum für einen kurzen Moment noch näher aneinandergepresst.

Skalli zischte gereizt. „Dieser Bastard wird dafür bezahlen."

„Du hast dich in der Zelle echt zusammengerissen. Ich bewundere deine Selbstkontrolle", war Freynings einzige Antwort. Zwar konnte Niek es nicht sehen, aber das Lächeln auf seinem Gesicht konnte man förmlich hören.

„Da gibt es nichts zu bewundern", entgegnete der General.

„Und ob. Du warst spitze", hörte Niek Amalias Stimme zu seiner linken.

„Genug mit der Schmeichelei", donnerte da Bentes Stimme: „Ist ja alles ganz reizend, aber können wir über unseren Plan reden. Der ist nämlich ziemlich wichtig, um uns aus dieser Scheiße zu retten."

Niek spürte, dass ihre Strecke sie mittlerweile aufwärts führte. Bald würden sie in Bezirk Scorpius ankommen und von dort aus ginge es ohne Umwege nach Bezirk Leo.

„Das stimmt wohl", sagte Freyning: „Aber der Plan bleibt wie abgesprochen. Bislang läuft alles wie geplant, also können wir nur hoffen, dass es so bleibt."

Wieder hielt für eine Weile angespanntes Schweigen Einzug, in der niemand einen Ton von sich gab.

„Hm", machte Bente schließlich grummelnd: „Mir gefällt das alles nicht."

„Ich weiß, ihr müsst alle viel Vertrauen in mich legen und das sehr plötzlich", fing Freyning an zu sprechen: „Aber bitte, ich habe nicht vor, euch zu enttäuschen."

„Das hoffe ich für dich", zischte Bente. Der große Mann holte bereits Luft, um zu einem weiteren Satz – vermutlich einer Drohung – anzusetzen, doch Skalli grätschte ihm dazwischen.

„Wir schaffen das hier nur zusammen", sagte er: „Wir vertrauen dir, Freyning."

Bente blieben die Worte im Hals stecken, während Freyning ein zufriedenes Brummen von sich gab. Für einige, rasende Herzschläge, herrschte Schweigen, dann sagte der General der Unterweltler: „Wir sind gleich da."

Wie zur Bestätigung, hörte Niek, wie die Glocke Zodiacs zweimal zur Mittagsstunde schlug. Lange konnte es nicht mehr dauern. Nun gab es kein Zurück mehr.

Dragontale - Etappe IWhere stories live. Discover now