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Währenddessen hatten die anderen tatsächlich einen Termin ausgemacht, wann wir alle zusammen bei einem Lagerfeuer im Garten von Andrews Eltern sitzen wollten. Er wohnte etwas außerhalb von Boston und daher hatten seine Eltern auch einen kleinen gemütlichen Garten, den er uns kurz darauf auf Fotos gezeigt hatte. Fiona und Ben waren irgendwann auf die Dachterrasse verschwunden und ich hoffte inständig, sie würden über ihren Schatten springen. Laura hatten wir an ein paar andere Turner verloren. Rick und Andrew tanzten, während ich mich etwas abseits stellte und die anderen Leute auf der Party beobachtete. Es war nichts neues. Auf jeder Party gab es diesen Moment und ich mochte ihn. Während ich die Geschehnisse beobachtete, blickte Christian immer wieder zu mir und wenn sich unsere Blicke trafen, schenkte er mir ein Lächeln. Nicht dieses oberflächliche Lächeln, oder dieses dämlich teuflische Grinsen, mit dem er gern flirtete. Es war eher ein dankbares Lächeln. Dankbar das ich hier war und ihn unterstützte. Seine Worte hallten mir immer noch durch den Kopf und ich konnte sie einfach nicht ausblenden. Die Art, wie er mich seinen persönlichen Glücksbringer nannte, war anders, neu.

»Ich hoffe du hast noch Spaß«, fragte er mich kurz darauf, als er sich von seinen Teamkollegen abseilen konnte.

»Ich beobachte gerne. Es sind so viele verschiedene Emotionen in diesem Raum, so viele Geschichten und Gefühle.«

»Da spricht die Künstlerin aus dir.« Er sah sich einen Moment um und versuchte das zu erkennen, was ich hinter all diesen Menschen sah. Wir hatten in der Galerie oft gemeinsam die Kunstwerke besprochen. Er wusste, ich sah gerne hinter das Offensichtliche.

»Was hast du denn alles beobachtet?«

»Dass die beiden dahinten sich die ganze Zeit schüchterne Blicke zuwerfen, sie stehen aufeinander, aber ich denke, das wird noch ne weile Dauern, weil einer den ersten Schritt machen muss, sie aber schrecklich unsicher sind.« Ich deutete auf ein Paar. »Da hinten haben wir die drei Jungs aus der D-Line, hat mir Andrew erklärt. Die sich darüber freuen, dass einer von ihnen Bier mit einem Trichter trinken kann und daher sicher schon zu viel intus haben.« Dann drehte ich mich zu ihm und tippte ihm leicht gegen die Brust. »Und dann haben wir da den Frauenheld. Der komischerweise nicht von seinen heißen Erstsemesterblondinen umgeben ist, sondern Spaß mit ganz normalen Menschen hat.«

Warum sagte ich so etwas? Manch mal sollte ich einfach meinen Mund halten.

»Vielleicht habe ich ja keinen Grund mehr.« Er war ein wenig nähergekommen und da war es wieder, dieses teuflische flirtende Grinsen. Er konnte es nicht lassen.

»Hat dein Kopf also doch einen Schaden von dem Hit davongetragen?«, neckte ich ihn und blickte ihm geradewegs in seine blauen Augen.

»Ich fürchte, das ist dein Einfluss auf mich, der sich da zeigt.« Seine Stimme war nun ein raues flüstern geworden und wieder musste ich meine Haut ermahnen keine Gänsehaut zu bekommen, was gar nicht so einfach war. Diese raue flüsternde Stimme ging mir durch und durch und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie er jede damit um den Finger wickeln konnte. Es war doch zum Mäuse melken, dass selbst ich nicht gegen diesen Charme immun war. Früher hatte ich nicht darauf angeschlagen, aber nun klopfte mein Herz laut gegen meine Brust, so dass ich fürchten musste, er würde es hören.

»Und das ist schlimm, weil?«, sprach ich nun in ähnlicher Tonlage und hatte sogar noch einen Schritt auf ihn zugemacht. Hallo Hirn, konnten wir beide vielleicht zusammenarbeiten, was das hier anging? Es wäre nicht das erste Mal, dass ich so handelte, immerhin hatte ich Christian ja früher schon gern provoziert, aber nun war die Sache eine andere... oder?

»Wir... ahhh, verdammt«

Das Lachen seiner Teamkollegen hallte durch die gesamte Halle, während selbst ich von dem kalten Wasser japsen musste, dass sie ihm kurz zuvor überschütteten.

by your sideWhere stories live. Discover now