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»Ich hab dir doch gesagt, das Ben der Beziehungstyp ist, aber du hörst ja nicht auf mich.« Laura zuckte mit den Schultern und pickte Gurken aus dem veganen Hotdog. Die beiden schienen bereits öfter darüber gesprochen zu haben. Ich verbrachte wohl zu viel Zeit mit Christian, denn ich war nicht mehr auf dem laufenden was meine Freunde betraf. Rick und Andrew, war nicht nur eine Sache, die an mir vorbeigegangen war. Scheinbar auch, dass Fiona etwas mehr für Ben empfand. Ich ermahnte mich, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen.

Die zweite Hälfte startete und ich versuchte dem Ball zu folgen, was gar nicht so einfach war. Allein schon zu kapieren, dass er manch mal gar nicht geworfen wurde, sondern einfach einem anderen Spieler in die Hand gedrückt wurde. Fiona hatte mir erklärt, dass unsere Jungs in Führung lagen, aber so ganz verstanden hatte ich diese Punktesache immer noch nicht.

Wann immer ich konnte, suchte ich Christian auf dem Feld und war über seine Geschwindigkeit mehr als erstaunt. Gerade hatte der Quarterback, den Ball in einem langen Pass über das Feld geworfen. Mein Blick folgte der Flugbahn, als alle vor mir aufsprangen. Ich tat es gleich und sah, wie Christian seine Finger nach dem Ball reckte und dann fing er ihn, drückte ihn fest an sich und lief. Ich schrie, wie jeder um mich herum. Sie rissen mich einfach mit. Fiona hüpfte wie ein kleines Kind auf und ab während sie »Lauf! Lauf! Lauf!«, rief und auch Laura brüllte ihn an zu laufen. Dann sah ich von links einen anderen Spieler, der Kurs auf Christian nahm, um ihn aufzuhalten. Sofort schlug ich mir die Hände vor die Augen. Es war offensichtlich was passieren würde und am lauten »Uhhh« um mich herum erkannte ich, ich hatte mich nicht getäuscht. Vorsichtig lugte ich durch meine Finger und erkannte, wie der andere Spieler Christian auf die Beine half. Mein Herz hämmerte hart gegen meine Brust. Die Jungs stellten sich zum nächsten Spielzug auf und ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Ich war der Meinung gesehen zu haben, wie er sich kurz gegen das Pad an der Brust drückte. Dann sah ich Christian laufen, der Ball flog und kaum hatte Christian ihn gefangen knallte erneut ein Spieler in ihn hinein. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich sah, wie er auf den Boden aufschlug. Der Treffer war genau auf Höhe seiner Narbe. Es wurde still, dann setzte ein monotones Klatschen ein und das Publikum stand, nur Christian nicht. Die andere Mannschafft wusste von seiner Verletzung. Sie mussten es darauf abgesehen haben ihn zu treffen. Es war still, obwohl die Menge immer noch klatschte. Die Jungs aus den Teams knieten.

»Es ist alles gut Jen, er steht gleich wieder auf.« Rick ergriff meine Hand und drückte sie. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte Christian sich endlich auf. Nahm den Helm ab und eine Trinkflasche entgegen. Erleichtert atmete ich aus.

Ich wusste, warum ich mir das Spiel nicht ansehen wollte. Ich wollte ihm sagen, dass es noch zu früh war und sein Arzt sich irrte, aber er hätte mir kein Wort geglaubt. Gestützt von zwei Teamkollegen wurde er zur Seitenlinie getragen. Ich konnte mich nur mühevoll zurückhalten nicht loszurennen und ihn zur Rede zu stellen. Er suchte meinen Blick und deutete mir an, es gehe ihm gut, aber ich schüttelte wütend den Kopf. Genau deswegen wollte ich nicht kommen. Ich konnte damit nicht umgehen. Nicht nach dem, was wir gemeinsam erlebt hatten. Er warf mir einen Luftkuss zu und ein Raunen ging durch das Publikum, was ihn zum Lachen brachte, mich allerdings nur dazu bewegte ihm den Mittelfinger zu zeigen. Von meinem dunkelrot angelaufenen Wangen wollten wir nicht reden. Wenn er das auf dem Campus machte, war das eine Sache, aber hier im Stadion ging so was gar nicht. Jeder glaubte wohl nun, ich sei sein Mädchen.

»Wie du siehst Drew, die beiden sind wirklich füreinander bestimmt«, hörte ich Rick sagen und dann lachte er. Andrew stimmte in das Lachen mit ein.

»Da knistert es gewaltig, ich gebe dir Recht.«

»Tja, wir nehmen noch wetten an, wann die beiden es checken«, hörte ich nun Fiona und kam mir so vor, als würden sie gerade so tun, als wäre ich gar nicht anwesend.

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