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Unruhig lief ich auf und ab, während ich darauf wartete, verbunden zu werden. Ich wusste nicht, was ich nun machen sollte und ich brauchte dringend jemanden, der mich beruhigen konnte.

»Blanc?«, meldete sich endlich die so sehr vertraute Stimme am anderen Ende.

»Mrs. Blanc, Jenna Martens hier.« Ich holte tief Luft, denn ich hatte schon lange nicht mehr mit ihr gesprochen.

»Jenna, schön von Ihnen zu hören. Wie gefällt es Ihnen in Boston?« Sofort startete der klassische Smalltalk, den ich von ihr gewohnt war.

»Es könnte besser sein. Matt ist hier aufgetaucht«, brach es direkt aus mir heraus.

»Was ist genau vorgefallen?«, fragte sie nun und ich hörte, wie sie sich in ihrem schweren Ledersessel zurücklehnte.

Ich berichtete ihr von dem ersten Aufeinandertreffen am Krankenhaus und von dem zweiten auf der Party. Während ich sprach biss ich mir immer wieder kurz unsicher auf die Unterlippe, während sie mir mit ihren Hmm und Aha signalisierte, dass sie zuhörte und meine Worte auch notierte.

»Ich suche gerade kurz die Akte heraus, aber ich fürchte...« Das hektische Blättern unterbrach sie und ich wusste, sie hatte mich nun zwischen Ohr und Schulter geklemmt, stand vor ihrem grauen Aktenschrank und ging die einzelnen Akten durch, bis sie meine finden und aufschlagen würde. Ein: »Da haben wir es ja« deutete an, dass die fündig geworden war.

Ich kaute weiter nervös auf meiner Unterlippe herum, denn es klang nicht gut. Es war nicht gut, dass Matt wieder aufgetaucht war und dass sie so lange brauchte, mir zu antworten.

»Die Verfügung ist erloschen. Wie Sie wissen, hat er seine letzte Strafe auf Bewährung hinter sich gebracht und sich an alle Auflagen gehalten. Das sie ihm vor einem Krankenhaus begegnet sind und auf einer offiziellen Collegeparty kann ich leider nicht nutzen um eine neue Verfügung...«

Ich wollte es gar nicht hören, aber ich nickte stumm. Ich hatte gehofft, dass er gegen die Verfügung verstoßen würde und ich ihn so in die Schranken weisen konnte. Aber wenn es diese nicht mehr gab und er seine Bewährungsstrafe hinter sich hatte, dann hatte ich derzeit keinerlei Chance ihn mir vom Hals zu halten, bis ich tatsächlich einen Beweis hatte, dass all das wieder von vorne begann. Auch wenn es jetzt schon eindeutig war. Nur weil ich die eine Sache nie beweisen konnte. Sonst ständen meine Aussichten nun besser.

»Ich hatte es befürchtet.«

»Wir hätten die Verfügung auch gar nicht mehr aufrechterhalten können.«

Ich lehnte meinen Kopf gegen die kühle Wand, als würde es mir innere Ruhe verschaffen, während ein gewaltiger Sturm in mir tobte.

»Melden Sie jeden Vorfall der Polizei und verweisen Sie auf die Akte von Matt.« Der altbekannte Rat. Etwas anderes konnten sie nicht tun, bis er eine Grenze überschritt. Und wenn ich eine Sache nicht mehr erleben wollte, dann war es, wenn er diese überschritt. Ich spürte die Kälte und das Wasser um mich. Aber schüttelte die Gedanken wieder ab.

»Danke Mrs. Blanc. Sollte sich etwas ergeben, werde ich mich sofort bei Ihnen melden.« Ich verabschiedete mich von meiner Anwältin und warf kurz darauf das Telefon mit einem lauten Wutschrei auf mein Bett. Er würde mir mein Leben hier ruinieren und es gab nichts, was ich aktuell daran ändern konnte. Ich holte tief Luft, ehe ich meine Jacke und meinen Schlüssel griff und die Tür aufriss und beinahe in Christian rannte.

»Wow, wow, immer langsam.« Er trat einen Schritt zurück.

»Sorry, ich wollte gerade fragen, ob du deinen Wagen holen willst?«

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