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Ben schien recht zu haben, es war ein Streit. Kein normaler, sondern ein stiller Streit, der weit aus schlimmer war, denn ich wusste nicht wo das Problem lag. Er ging mir aus dem Weg. Keine Nachrichten, selbst in der Mensa, wenn wir zur gleichen Zeit Mittag hatten, saß er nicht bei uns. Eine knappe Woche ging das ganze nun schon und mit jedem weiteren Tag wurde ich wütender. Wütend darüber, dass er mir nicht sagte, was sein Problem war. Sonst scheute er sich auch nicht davor, mir ungefragt seine Meinung zu sagen. Was sollte also das ganze Theater? An dem Telefon allein konnte es nicht liegen. Egal was es war, dass ihn dazu trieb mir so offensichtlich aus dem Weg zu gehen, ich würde ihm nicht hinterherrennen. Denn wenn ich wirklich so etwas wie seine beste Freundin hier sein sollte, dann benahm er sich gerade ziemlich daneben. Oder sollte das eine Bestrafung sein? Immerhin schien er mit anderen problemlos Lachen zu können. Es war kindisch, sich so zu verhalten und mir nicht mal zu sagen, wo sein scheiß Problem war. Genervt von diesem inneren Monolog, der sich schon die ganze Woche wiederholte, warf ich frustriert meine Gabel in mein Mittagessen.

»Vielleicht fragst du ihn einfach...«, seufzte Fiona, die sich mein sieben Tage Regenwetter Gesicht schon lange genug ansehen musste. Sie saß irgendwie zwischen den Stühlen, denn es war ihr anzusehen, dass sie gerne bei Ben sein wollte, aber sie blieb bei uns. Als müsste sie sich solidarisch auf meine Seite schlagen. Dabei gab es gar keine Seite.

»Vielleicht bilde ich es mir auch einfach nur ein und er braucht mal eine Pause.« Ich schob meinen Teller zur Seite. Der Appetit war mir vergangen. Denn als ich noch einmal rüber sah, bemerkte ich sie. Charlotte, die sich gerade auf den Platz neben ihn setzte. Warum nicht gleich auf seinen Schoß? Augenrollend wendete ich mich ab, ehe mir noch schlecht werden würde. Das alles hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Es war mein eigenes Problem. Er war, wie er war und ich dumme Kuh verliebt, in ihn.

»Meinst du, sie ist der Grund?« Fiona die meinem Blick gefolgt war, deutete mit ihrer Gabel auf Charlotte.

»Keine Ahnung. Sie streunt eine Weile im ihn herum.« Egal wie gleichgültig ich klingen wollte, es gelang mir nicht. Davon abgesehen, dass meine Freundinnen mich problemlos durchschauten. Es gab kein einziges Mädchen in seiner Nähe, die mich so sehr aufrege, wie Charlotte. Ich hatte immer meine Witze gemacht. Eifersucht, es war kaum zu leugnen. Ich war verdammt eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. Wir waren nur Freunde und es wurde Zeit das endlich in meinen Kopf zu bekommen.

»Ich kann Ben...«

»Quatsch«, unterbrach ich meine Freundin direkt. Das würde alles nur schlimmer machen und Christian würde endgültig Checken, was wirklich los war. Ich wollte nicht den Anschein erwecken eifersüchtig auf diese zu perfekte Frau zu sein, die gerade ihre Hand lässig auf seinen Arm legte. Warum sah ich immer noch dort hin? Musste ich mich so quälen?

»Ich bin nachher in der Galerie, endlich wieder arbeiten. Also nicht wundern, wenn ich später komme«, leitete ich einen Themenwechsel ein. Nach dem, was meine Freunde erleben mussten, erschien es mir richtig, ihnen zu sagen, wo ich war. Auch wenn Matt mir nichts mehr tun konnte. Ich wollte sie nie wieder in die Lage bringen, sich solche Sorgen um mich machen zu müssen.

»Das ist super. Zurück zur Normalität.« Laura sah zu mir auf, während ein aufmunterndes Lächeln ihre Lippen zierte.

»Ich gebe mein Bestes.«

»Willst du das noch?« Laura sah auf meine Melone vor mir, doch ich schüttelte den Kopf. Das letzte Mal hatte sich Christian diese aus meinem Salat gepickt. Ach verdammt! Ich musste das unbedingt in den Griff bekommen.

Der erste Abend in der Galerie und ich war auch noch allein. Meine Chefin glaubte, ich hätte einen Unfall gehabt und wäre deswegen ausgefallen. Dazu war der Vorfall mit Matt einfach zu persönlich und es stand ja noch die Beförderung im Raum, die ich wirklich gerne haben wollte. Es war dumm von mir zu glauben, dass ich hier den Kopf frei bekommen würde, denn das Christian nicht da war, störte mich. Aber das stand derzeit nicht zur Diskussion. Er würde nicht herkommen, mich nicht abholen und dann in der Side Bar noch mit mir etwas essen oder einfach nur am Hafen spazieren gehen. Vielleicht sollte ich doch noch mal mit ihm reden. Es zermürbte mich.

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