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Die wenigen Tage verfolgen und ich sollte recht behalten, Ben Parker war wohl zu feige, er hatte sich nicht getraut mich wegen der Party zu fragen, was auch besser war. Ich hätte nicht gewusst, wie ich dem armen Kerl klar machen sollen, dass es leider nichts mit uns werden würde.

Jedenfalls war ich nun doch der Fahrer und das bedeutete für mich einen nüchternen entspannten Abend. Jedoch behielt ich mir vor, für die Rückfahrt doch ein Taxi zu nehmen. Je nachdem wie viel Spaß ich haben würde. Man sollte es zumindest nicht vollkommen ausschließen und ich hatte es Rick letztendlich versprechen müssen, mich auch mal wieder zu amüsieren.

Ich hatte mich in eine schwarze knielange Hose und ein schwarzes Top bequemt, dazu meine liebsten Chucks und die Haare locker zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Irgendwie war das beinahe schon so etwas, wie mein klassisches Partyoutfit. Wenn man dagegen Fiona und Laura sah, konnte man wirklich sagen, ich war gnadenlos underdressed. Aber das war okay, denn so fühlte ich mich wohl. Wahrscheinlich hätte es jeden geschockt, wenn ich mich in ein Minikleid gezwängt hätte, wie es meine Freundinnen und so viele andere taten.

Der Parkplatz vor der Halle war gut voll und man konnte den Bass schon von weitem hören. Wie gut, dass die Halle im Industriegebiet war. So hatte sich bisher nie einer daran gestört und die Partys in der Halle waren wirklich der Wahnsinn. Sie ging über zwei Ebenen und es gab bisher keine Verbindungsparty, die das hier toppen konnte.

»Na mal sehen was heute noch geht. Ich wette zehn Dollar, dass sich eines der Cheers bereits in weniger als zwanzig Minuten übergeben muss.« Fiona wedelte mit dem Schein, den sie aus ihrer Tasche zog.

»Jetzt wüsste ich gerne, wie du das anstellst?« Wahrscheinlich wollte ich es gar nicht wissen, denn in ihrer kleinen Tasche klimperte es verdächtig. Fiona neigte öfter mal dazu, weit über das Ziel hinaus zu schießen und ich war dann die Freundin, die ihr die Haare hielt.

Laura sah sie eher mit einem finsteren Blick an, da sie bereits Sorge hatte, die Party würde früher als gedacht enden. Wir kannten schon alle Varianten und hatten mit Fiona bereits einiges erlebt und auch wenn wir sie versuchten zurecht zu weisen, scheiterten wir dennoch immer kläglich und lernten neu dazu.

»Lasst sie sich ihrem Schicksaal doch einfach ergeben. Ihr seid viel zu streng mit ihr.« Ich klopfte Fiona aufmunternd auf die Schulter, weil ich insgeheim hoffte, schneller wieder zurück zu sein. Ich wusste nicht warum, aber dieses Mal hatte ich wirklich ein mieses Gefühl und ich konnte es kaum beschreiben. Ich hatte mich die Tage schon einmal auf dem Flur so merkwürdig beobachtet gefühlt, wie auch auf dem Parkplatz, aber das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein. Ich war sicher zu sehr gestresst, was das Lernen anging.

»Na dann lassen wir dir mal deinen Spaß.« Rick zuckte mit den Schultern und so konnte auch Laura nichts mehr dazu sagen.

»Fünfzig Dollar, dass du es in weniger als zwanzig Minuten schaffst.« Laura gab sich geschlagen, sah Fiona aber warnend an. »Aber du musst bis Mitternacht nüchtern bleiben.«

Lachend liefen wir gemeinsam zum Eingang. Kaum waren wir in der Halle angekommen, waren wir auch schon mittendrin. Einige tanzten und tranken Bier. Drum herum die üblichen Gruppen. Hier und da grüßte jemand und schnell hatte Fiona Blaine gefunden und sich abgesetzt. Rick organisierte etwas zu trinken und ich ließ meinen Blick schweifen. Ben stand bei seinen Footballfreunden, den obligatorischen roten Becher in der Hand und lachte. Etwas weiter zwei Mädels die ich aus meinen Vorlesungen kannte. Es waren viele Erstsemester hier, wie immer und damit Christians bevorzugte Beute. Auch ihn hatte ich schon erspäht, wie er mit einer jungen Blondine flirtete, die Blondinen hatten es ihm besonders angetan. Diese war genau was er suchte: Jung, blond und sportlich, kurzes schwarzes Kleid. Ich musste auflachen. Einfach zu viel Klischee auf einem Haufen.

»Schon was interessantes entdeckt?« Rick reichte mir ein Wasser und ich schüttelte den Kopf.

»Es sind immer die gleichen, was soll es da neues geben.«

»Hätte ja sein können, dass doch mal was Besseres kommt.« Er zuckte mit den Schultern, prostete mir mit seinem Bier kurz zu und nahm einen Schluck, ehe auch er seinen Blick noch einmal schweifen ließ. Immer auf der Suche nach einer Zehn aus seinem Team. Mein Blick hingegen wanderte unweigerlich wieder zu Christian und Blondie zurück, die nun das kleine Mädchen-Kichern nutzte. Wie durchschaubar und sich dann die blonde Mähne über die Schulter nach hinten strich. Da waren sie doch alle gleich. Ich hätte statt Kunstgeschichte vielleicht doch menschliches Verhalten studieren sollen. Ich könnte sogar Wetten darauf abschließen, was sie als nächstes tun würde. Hatte ich sogar, aber weder Rick noch Laura wollten einsteigen. Ich hatte zu viel Zeit schon damit verbracht.

»Na einer wird heute noch seinen Spaß haben«, meinte Rick und rollte mit den Augen.

»Diese Mädchen wollen es doch auch gar nicht anders, sieh sie dir an. Kurzes Kleid, gut genug ausgeschnitten, um einen Einblick zu gewähren was man bekommt und sich immer schön die blonden Löckchen wegstreichen.«

»Ach, man zieht sich also nicht so an, weil man es schön findet, sondern um von einem Typen abgeschleppt zu werden? Ich hätte doch Hetero sein sollen, dann wäre es um einiges einfacher.«

Ich musste bei Ricks Worten wirklich lachen.

»Ich dachte du suchst nach der großen Liebe? Denn die zieht sich sicher nicht so an.«

»Nein, die zieht sich eben einfach so an wie du. Schlicht und dennoch perfekt.« Er gab mir einen Kuss auf die Wange. Würde Rick sich für Frauen interessieren, dann wäre er der perfekte Partner. Aber das würde nicht passieren.

»Solltest du doch mal ans andere Ufer wechseln, sag mir Bescheid.«

»Wenn, dann würde ich es sowieso nur für dich tun.« Er zwinkerte mir zu. »Aber da ich dir diesen Wechsel leider nicht zusagen kann, wirst du wohl doch nach einem anderen Mann suchen müssen. Wir hätten da zum Beispiel Ben Parker, der dich gerade eingehend mustert.« Rick deutete mit seinen Augen in Richtung von Ben. Wenigstens er verstand es, mit subtilen Gesten auf eine Situation aufmerksam zu machen, während Fiona oder Laura wahrscheinlich bereits mit dem Finger kreischend in die Richtung gezeigt hätten. Dieser Gedanke brachte mir einen kleinen Augenblick lang zum Schmunzeln.

»Und du meinst, so ein Ben Parker sucht nach der wahren Liebe?«

»Nein, bestimmt nicht. Aber ich weiß, wer sein Zimmergenosse ist und wen es wahnsinnig ärgern würde, wenn Ben dich vorher abschleppt.« Rick lachte kurz dreckig auf.

Dafür hätte ich ihn am liebsten geboxt. Ich wusste genau wen er meinte und genau deswegen vermutete ich auch eben genau diesen, hinter dem angeblichen Date-Wunsch von Ben. Sicher war es eine kleine dumme Wette. Ich traute Christian mittlerweile alles zu. In unserem kleinen Streit waren wir schon lange an einem Punkt, wo wir sicher auch nicht vor fiesen Spielen zurückschrecken würden, wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben würde.

»Das hat es jetzt nur um so abwegiger gemacht. Tja, sehr schade für Ben.« Ich nippte an meinem Wasser.

»Irgendwie tut er mir schon ein wenig leid.«

»Ben? Nah, hier sind doch genug andere Mädels, die sich sehr gerne mit einem Footballer der sicher mal der nächste Tom Brady wird, vergnügen wollen.« Ich deutete mit meinem Kopf zu den Cheers.

»Dir ist schon klar, wer Tom Brady ist und welche Position Ben spielt?« Rick hatte fragend eine Augenbraue nach oben gezogen. Natürlich wusste ich das, nicht. Der Name war mir nur geläufig, weil er immer mal wieder in den Sportnews fiel und wir hier in Boston waren und die Patriots hier spielten. Man konnte diesen Namen also gar nicht, nicht kennen. Sagte man das so? Egal, jeder würde sicher verstehen, was ich meinte.

»Ich wusste nicht mal das es da überhaupt Positionen gibt.«

»Brady ist Quarterback, also der Typ, der den Ball an einen anderen Spieler abgibt und Ben ist ein Half-Back, also einer, der ihn in die Hand gedrückt bekommt und damit in die Endzone läuft, aber warum erzähle ich dir das eigentlich, du verstehst ja eh kein Wort.« Da hatte Rick leider vollkommen recht. Dieser ganze Hype um diesen Sport war mir so was von egal. Wie oft hatten sie alle versucht mich dafür zu begeistern, mich mit auf ein Spiel zu nehmen und nie war ich mitgekommen. Go Bulldogs!

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