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Ich war mir sicher, dass ich mich auf der Party schon gewaltig danebenbenommen hatte. Jedenfalls glaubte ich das, bis Rick mir erzählte, dass ich lediglich getanzt und gesungen hatte. Ich hatte also genauso viel spaß, wie jeder andere auf der Party. Der Mann mit dem Hammer war wohl erst auf der Rückfahrt gekommen, wo ich mich nach kurzer Zeit in Christians Auto übergeben hatte. Laura hatte ihn letztendlich gebeten uns zu fahren, weil sie sich nicht mehr zu helfen wusste und mitbekommen hatte, dass er den Rest des Abends nichts mehr getrunken hatte. Ich starrte mein Mobiltelefon an. Ich hatte in seinen Wagen gekotzt? Verdammter Mist. Er würde mich dafür bluten lassen. Ich schnappte das Wasser und das Aspirin, das neben meinem Bett lag, während Fiona noch friedlich schlief. In der Gemeinschaftsküche suchte ich nach einem Lappen und füllte einen Eimer mit Putzmittel und heißem Wasser. Nur wie kam ich jetzt in das Auto? Ich seufzte, denn mir blieb nichts weiter übrig, als zu hoffen, dass es auf war. Ich schleppte mich also nach unten, und der Idiot hatte tatsächlich das Fenster einen kleinen Spalt aufgelassen. Verständlich, denn er wollte sicher nicht, dass sich der Geruch festsetzte, doch als ich mich streckte, sah ich nichts, was zu meinem Unfall passte.

»Suchst du was bestimmtes Jenny?«

Erschrocken fuhr ich herum.

»Äh...«

»Du solltest dein Auto suchen, ich habe dich sicher nicht in meinem Wagen mit den anderen heimgefahren.« Er hielt mir meinen Schlüssel entgegen.

»Danke.«

»Ach und Jenny, meine Mama liebt mich und mehr brauche ich nicht.«

Oh nein, ich hatte das nicht geträumt. Ich hatte ihm das tatsächlich gesagt. Ich war so peinlich und am Arsch.

»Schön, für dich.«

Nein, das machte es auf keinen Fall besser. Aber ich griff nach dem Eimer und suchte mein Auto.

Ich drehte mich noch mal kurz um und bemerkte erst jetzt den Helm in seiner Hand. Ein Auto und ein Bike und keinen Job. Man mussten seine Eltern Kohle haben. denn der Pickup war ein neuer schicker Wagen und sein Bike war sicherlich auch kein Schrotthaufen. Aber ehe ich mich darum kümmerte, sollte ich mich lieber um meinen Unfall kümmern.

Ich öffnete die Tür meines Autos und war mir sicher, mir den Abend direkt erneut durch den Kopf gehen zu lassen. Diesen Geruch würde ich so schnell nicht mehr rausbekommen. Das hatte ich wohl verdient, nachdem ich gestern so gemein gewesen war. Ich hörte hinter mir ein Knacken und vermutete, dass es entweder der Wind oder Christian war, aber um sicher zu gehen, drehte ich mich kurz um, nur um zu erkennen, es war nur der Wind.  

Ich hatte mich noch nicht sonderlich von meinem peinlichen Ausrutscher erholt. Es hatte sich nur herumgesprochen, dass die sonst so stille Jenna Martens hart gefeiert hat, aber zu meinem Glück nicht, wie sie ihren eigenen Wagen vollgekotzt hatte. Ich hatte mir geschworen, mich nie wieder derartig zu betrinken. Ich war nicht mehr dieses Mädchen, von der High School.

Den halben Tag hatte ich bereits in der Bibliothek verbracht, um meine Hausarbeit zu recherchieren, ohne wirklichen Erfolg. Genervt hatte ich die vor mir liegenden Bücher zusammengeklappt und starrte weiterhin meine leere Seite auf meinem Laptop an. So eine Blockade hatte ich bisher noch nicht gehabt. Meine aktuellen Kurse waren kein Problem für mich gewesen, aber jetzt sah das alles etwas anders aus. Die leere Seite mahnte mich an, mich mehr zu konzentrieren.

»Was hat dich hier her verschlagen?«, flüsterte Rick und legte einen Stapel Bücher neben mir ab.

»Anscheinend das gleiche, was dich hierherführt.« Ich nickte in die Richtung seiner Bücher. Er hatte noch einiges zu schaffen, wie es aussah, denn sein Stapel beinhaltete nicht nur rechtliches, sondern auch Grundlagen der Betriebswirtschaft. Wir alle hatten uns immer mal gefragt, was genau Rick hier eigentlich studierte, denn so richtig Betriebswirtschaft konnte das bei all den rechtlichen Fächern doch schon fast nicht mehr sein. Vielleicht hatte er jedoch dabei seine Freude daran entdeckt und machte deswegen noch ein paar Kurse in Recht.

by your sideWhere stories live. Discover now