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Dienstag wurde ich entlassen. Meine Werte waren gut und auch die Schmerzen beim sprechen ließen immer mehr nach. Die Würgemale an meinem Hals machten jedoch deutlich, welche Kraft Matt aufgewendet und es schlimmer hätte enden können.

Christian war nicht einmal von meiner Seite gewichen, als würde ich direkt zerbrechen. Aber ich verstand ihn, besser als jeder andere.

Nun stand meine Befragung an und er würde mich auch hier hinbegleiten. Gemeinsam saßen wir vor einer der Türen in einem langen schummrigen Korridor des Reviers. Es fehlte nur noch, dass eine Lampe über uns flacken würde, um das Horrorhausszenario perfekt zu machen. Meine Hand lag in seiner, seit wir angekommen waren.

»Miss Martens?«, rief mich eine nur zu bekannte Stimme auf. Justin, der nette Kerl aus dem Café, der mich das letzte Mal schon befragt hatte. Es war schon verrückt.

»Du schaffst das.« Christian nickte mir aufmunternd zu, während ich mich erhob und Justin folgte. Es wäre mir lieber, wenn Christian dabei gewesen wäre. Allerdings könnte er mich beeinflussen und daher musste er auf mich warten.

Wir betraten direkt ein kleines Büro, in dem eine Kollegin mit einem Tonband saß.

»Miss Martens, ich hoffe Ihnen geht es wieder einigermaßen gut?«, fragte sie direkt und stellte sich als Officer Oswald heraus.

»Etwas kratzig, aber ich hoffe das ist okay.« Mein Hals schmerzte noch leicht.

»Wenn Sie eine Pause brauchen oder wir unterbrechen sollten, sagen Sie kurz Bescheid.« Ich nickte. Dann gingen wir meine Personalien durch. Ich versuchte so gut es ging den Abend zu schildern. Es war schwer sich an alles zu erinnern. Ich wusste noch, dass Andrew und Rick mich ins Wohnheim gefahren brachten. Ich hatte meinen Schlüssel gesucht und dann wurde es bereits schwammig. Mein Kopf wollte sich nicht mit all dem auseinandersetzen, was passiert war, denn es würde noch mehr hervor holen, was ich tief vergraben hatte.

»Er drückte mich gegen eine Wand und dann wurde es schwarz. Ich mein ich hätte einen Schuss gehört, aber ich kann es nicht sicher sagen, ich kann es mir auch eingebildet haben.« Ich nahm einen großen Schluck aus dem Wasserglas, welches vor mir stand. Justin sah auf seinen Block und schien jeglichen Blickkontakt zu mir zu meiden. Es war also ein Schuss gewesen.

»Gab es bereits zuvor ähnliche Situationen mit Mr. Cavendish?«

Sie waren sicher bereits über alles gut informiert. Seine Akte las sich wie ein Roman von John Grisham. Ich tastete kurz nach meinem Hals und schloss die Augen. Ich erinnerte mich an diesen Blick, als er mich gepackt hatte. Die Erinnerungen kamen nur nach und nach zurück und zu gerne würde ich auf all diese Erinnerungen verzichten.

»Es gab in der High-School einen Vorfall, in dem er unter Drogeneinfluss über die Schulsprechanlage mitteilte, dass er sich erschießen würde, wenn ich nicht bei ihm bleiben würde.« Ich stockte. »Ich hatte mir bereits einige Colleges angesehen und davon gesprochen, dass ich wohl an die Westküste gehen wollte.«

Ich musste sicherlich nicht erwähnen, dass sie damals eine Waffe bei ihm fanden. Er kam in eine Entzugsklinik und keiner merkte, was wirklich passierte. Was mir passierte. Ich erzählte von den Begegnungen am Krankenhaus, in dem Christian damals lag und dass er mir damals bereits Angst machte, ich aber noch naiv darauf hoffte, er würde verschwinden.

»Hat Mr. Cavendish jemals Freunde oder Familienmitglieder bedroht oder gar angegriffen?«

»Nein, nicht das ich wüsste. Es gab einen Streit auf einer Party, eine kleine Schlägerei zwischen Christian und Matt, was daran lag, dass Matt mich hart angepackt hatte.«
Ich war mir sicher, dass Christian auch von der Party gesprochen hatte, und sicher auch von meinem Sturz gegen das Treppengeländer.

by your sideWhere stories live. Discover now