~52~ ✔

3.6K 192 14
                                    

Christian POV

Ich hatte es verkackt. Im wahrsten Sinne des Wortes, hatte ich es verkackt und es war mir bereits klar, als ich sie in diesem verdammten Flur küsste, als mir die letzte Sicherung durchbrannte. Ich würde sie verlieren, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Nicht weil sie mit dem nicht klarkam, was passiert war, sondern weil ich es ihr verheimlichte. Weil ich log. Auch wenn es war, um sie zu schützen. Ich wusste, es war verkehrt. Sie anzulügen war die beschissenste Idee, die ich je hatte, sie zu küssen, um darauf zu hoffen, sie nicht zu verlieren eine noch viel Blödere.

Ich saß im Teambus, als sein Anruf mich erreichte. Zehn elendige Minuten lang musste ich mir das Gebrüll meines Vaters anhören, ehe ich den Anruf wortlos beendete und ihn blockierte. Etwas, was ich mich früher nie getraut hätte. Ich konnte das vor dem Spiel nicht gebrauchen. Es würde nur dazu führen, dass ich diese Wut in mir nicht kontrollieren konnte und diese mich zu etwas dummen verleitete. Ich musste Jenna versprechen besser auf mich aufzupassen. Auszuflippen, weil mein Vater mich wieder einmal an den Rand des Wahnsinns trieb, gehörte nicht dazu.

»Nur um irgendeine deiner Tussis zu schützen, die du gerade mal vögelst, werden wir das nicht auf sich beruhen lassen.«, waren die Worte gewesen, die mich dazu brachten, das Gespräch zu beenden. Jenna war mehr als das. Niemand den ich einfach mal vögelte. Sie war so viel mehr.

Und dann stand sie vor mir, in meinem Trikot, in New York. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, das sei dort stehen würde, schon gar nicht mit meinem Namen auf dem Rücken. Cadence, das hinterlistige Biest hatte sie dazu gebracht, weil sie genau wusste, was mir Jenna bedeutete. Weil sie wusste, was es mir bedeutete, wenn sie meinen Namen trug. Es war ein Zeichen, auf das ich sehnlichst wartete. Dass sie bereit war hinter diese Maske, des verkorksten Vollidioten zu sehen.

»Du bist so richtig verliebt in sie, oder?« Cadence hatte mich mit ihren großen Augen angesehen und das Lächeln reicht von einem Ohr zum anderen.

»So offensichtlich?« Ich warf einen Blick über ihre Schulter und sah Jenna lachend auf Erics Schultern sitzen.

»Nur, wenn man dich kennt.« Sie drückte meine Schulter. »Spring über deinen Schatten, sie wird dich nicht verletzen.«
Sie mich nicht, aber vielleicht ich sie?

Dann stand sie vor mir, in diesem Aufzug. So nah. Ihre Stirn lehnte an meiner und ich war hin und her gerissen. Musste ich ihr doch eigentlich sagen, dass der Unfall kein Zufall gewesen war. Sie würde es erfahren, wenn nicht von mir, dann von der Polizei oder dem Anwalt. Es gab keinen Weg mehr daran vorbei. Ich konnte es nicht mehr von ihr fernhalten und sie durfte es nicht von jemand anderen erfahren. Ich musste es ihr sagen. Es war mein Geheimnis gewesen. Nach all den Albträumen, die sie bereits quälten, wollte ich sie vor weiteren schützen. Wenn sie erfuhr, dass er bereits dort versuchen wollte sie zu töten. Allein was dieses Wissen mit mir machte und wie gern ich seinen Stecker persönlich ziehen wollte.

Und dann trat sie von mir weg, als würde sie diese Gedanken spüren, die mich beschäftigten und ehe ich mich versah, lagen meine Lippen auf den ihren. Es war richtig. Es war so verdammt richtig gewesen. Und dennoch hatte ich es damit nur schlimmer gemacht. Ich hätte sie nie küssen dürfen. Nicht, ehe sie die Wahrheit wusste. Welche Auswirkungen es haben würde, auf sie, auf mich und uns. Aber es war zu spät und ich wollte keinen Schritt mehr zurück machen. Wir waren so lange um diesen Moment herumgeeiert. Zu viele Möglichkeiten diesen Schritt zu gehen, hatte ich schweifen lassen. Ich hatte den zerbrechlichsten Moment gewählt endlich ehrlich zu sein. Ehe ich die letzte Möglichkeit davonschwimmen sah.

In New York gab es keine freie Minute, doch der Plan stand, ich wollte es ihr am nächsten Tag sagen. Und dann stand er vor mir. Mein Vater, die Ausgeburt der Hölle. Sauer, dass ich ihn blockierte, wegen Jenna. Dass ich sie schützen wollte. Sie über mich stellte, über die Familie. Welche Familie? Das hätte ich ihm so gerne lachend ins Gesicht gespuckt.

by your sideWhere stories live. Discover now