~28~ ✔

3.7K 184 18
                                    

Bis zum Ladenschluss sah Christian sich noch weiter die Bilder an, die wir in der aktuellen Ausstellung hatten. Es war auch noch ein interessierter Kunde gekommen, mit dem ich gemeinsam nach einem passenden Bild suchte, dass zu seinen Wünschen passte. Die Zeit verging wie im Flug und ich spürte die Blicke, die Christian mir immer wieder zuwarf.

Ich schloss die Tür ab und zog das Gitter herunter, während Christian die Helme hielt und auf mich wartete.

»Du bist der wohl geduldigste Mensch, den ich kenne.« Ich verriegelte das Gitter. Nie hätte auch nur jemand anderes so lange auf mich gewartet.

»Es lohnt sich ja auch für mich. Ich darf Zeit, mit der wohl heißesten Bikerin verbringen, die ich kenne.« Er reichte mir meinen Helm und grinste mich auf diese besonders freche Art an, die seine Augen noch mehr funkeln ließ.

»Du bist manch mal unmöglich.« Ich schüttelte den Kopf. Dann reichte er mir den Schlüssel.

Doch ich drückte ihm diesen wieder in seine Hand.

»Heute fährst du.« Er war ruhiger geworden, die Wut auf seinen Vater verraucht.

»Sicher?« Er sah mich etwas verwundert an, doch ich nickte nur, zog mir den Helm über und deutet an, dass er sich auf das Bike schwingen sollte. Kaum saß er, rutschte ich hinter ihn.

»Ich vertraue dir genauso, wie du mir«, meinte ich und klappte mit einem breiten Lächeln das Visier nach unten. Jedes Mal ließ er mich fahren. Heute nicht. Ich wollte ihm zeigen, dass ich ihm genauso bedingungslos vertraute und es gab für uns beide keinen besseren Beweis, wie diesen. Er lachte und ließ den Motor aufheulen. Ich drückte mich leicht an ihn heran und waren wir mal ehrlich, es war auch ein schönes Gefühl für mich, mich einfach an ihn lehnen zu können. Auch wenn es so falsch war, all das zu fühlen, was ich fühlte.

Kurz darauf lenkte er Emmi durch den Feierabendverkehr in Boston. Bis wir wenig später am Long Wharf entlang spazierten und einfach vor uns hin plauderten. Über die unsinnigsten Dinge, wie wir es mittlerweile so oft taten. Es war so einfach, mit ihm zu reden. Wir organisierten uns Street Food, setzten uns und beobachteten die Kreuzfahrtschiffe, die über uns hinausragten.

»Wie kann ich dich überzeugen am Freitag zu kommen?«, schnitt er nun doch noch mal das leidige Thema an.

»Ich gehe nach dem Spiel mit den anderen was essen, vielleicht verzichtest du einfach auf eure abgefahrene Party und kommst danach mit uns mit?« Wenn er mich wirklich sehen wollte, dann könnte er es auch auf diesem Wege.

»Wenn ich dein Date annehme, kommst du also mit?«

»Stopp, erstens ist das kein Date und zweitens komme ich nicht auf das Spiel, ich habe nur eine Alternative angeboten, zu der wir uns treffen können.« Ich wusste, er zog mich mit dieser Date-Sache nur auf.

»Vor was hast du wirklich Angst, wenn du dort hinkommst?« Er sah mich nun ernst an, als wäre mehr dahinter.

»Erstens, ich bin kein Typ, der sich so was ansieht. Ich verstehe nicht mal die Regeln. Ich verstehe auch nicht, wie die Leute wegen einem Spiel so ausrasten können. Zweitens werde ich mir garantiert nicht ansehen, wie so ein dicker Typ auf dich drauf fällt und dir die Knochen bricht. Verzeih wenn ich mir das nicht ansehen kann.« Damit hatte ich alles aufgezählt, was dagegensprach. Fast alles. Wer wusste, was passieren würde, wenn er wirklich verletzt wurde und ich panisch wurde. Was würden alle anderen denken?

»Die Regeln lernst du durch das Gucken und ich bin jetzt nicht wirklich in einer Position, in der sich die Jungs aus der D-Line auf mich werfen und so viele Knochen habe ich mir auch noch nicht gebrochen. Es klingt manch mal hart, aber meine Ausrüstung schützt mich. Also was spricht noch dagegen?« Er wollte nicht aufgeben und sah mich fragend an. »Fiona und Rick kommen auch, also wärst du ja auch nicht allein.«

by your sideWhere stories live. Discover now