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Das laute Geräusch von auf dem Tisch aufschlagenden Büchern ließ mich einen kurzen Moment zusammenzucken. Als ich in die Augen meiner Freundin blickte, die etwas gestresst aussah.

»Ein paar viele Bücher oder meinst du nicht?«, flüsterte ich und sah mir den Stapel vor ihr noch einmal an.

»Wenn ich aufgepasst hätte, wüsste ich, welches Buch jetzt wichtig ist. So muss ich sie alle durchsehen und schauen, was ich brauche.«

Bei ihren Worten warf ich noch einmal einen Blick auf den Stapel Bücher, dann sah ich zu ihr und erneut auf die Bücher, was selbst ihr ein kleines Lächeln abringen konnte, obwohl sie ziemlich verzweifelt aussah.

»Das sieht aus, als hättest du ein ganzes Semester verschlafen und nicht bloß ein paar Vorlesungen?«

Sie zuckte die Schultern und schlug das erste Buch auf. Fiona überflog die Seiten nach Anhaltspunkten und ich wendete mich wieder meiner Ausarbeitung des Realismus zu. Wir arbeiteten eine lange weile still vor uns hin, bis Fiona eine Kaffeepause brauchte. Es war ein leichtes sie zu überzeugen ein wenig frische Luft zu schnappen und so schlenderten wir über den Campus.

»Was ist das jetzt eigentlich zwischen dir und Ben?« Ich betrachtete die kleine Braunhaarige neben mir, aus den Augenwinkeln. Die beiden schienen sich irgendwie verbrüdert zu haben, nachdem Lindsey und Blaine ihnen übel mitgespielt hatten. Wie sie schon einmal sagte, sie teilten das gleiche Leid.

»Kennst du diesen großen fürsorglichen Bruder, den man immer haben wollte?«

Ich nickte bei ihren Worten. Einen Bruder oder eine Schwester hatte ich mir auch immer gewünscht. Wie oft hatte ich andere voller Neid angesehen, die mit ihren Geschwistern durch die Straßen tobten oder mit ihren Schwestern die Kleidung tauschten. Aber mein Dad wollte keinen weiteren Menschen mehr an sich heranlassen, er wollte nicht noch einmal so verletzt werden. Daher waren wir unter uns geblieben und der Wunsch nach einer Schwester blieb unerfüllt.

»Das ist Ben für mich.«

»Kann ich verstehen.«

»Ist wie bei dir und Christian, nur ohne diese krassen sexuellen Spannungen.«

Sie hatte es noch nicht einmal richtig ausgesprochen, als ich mich bereits heftig an meinem Kaffee verschluckte und zu Husten begann. Seien wir ehrlich, jeder der bis drei Zählen konnte wusste nun, sie nahm es als Zeichen dafür, dass es diese angeblichen sexuellen Spannungen wirklich zwischen uns gab.

»Bitte was?«, brachte ich mühevoll hervor, musste das Kratzen in meinem Hals ignorieren.

»Ja, ihr seid wie Tony und Ziva aus dieser Crime-Serie. Ihr Eiert umeinander herum, flirtet, seid vertraut, aber ihr überspringt diese eine letzte Grenze einfach nicht.« Sie tippte sich dabei auf ihr Kinn. »Oder wie Scully und Mulder, nur ohne Aliens.«

Was redete sie da? Sie sollte aufhören sich solche Serien anzusehen oder etwas zu interpretieren, was es nicht gab.

»Nein, wir sind nicht wie Scully und Mulder oder die anderen. Wir sind einfach Freunde.«

»Erzähl mir keinen Quark.«

»Warum kannst du mit Ben einfach befreundet sein und jeder akzeptiert es aber ich mit Chris nicht?«

Sie ließ sich meine Worte einen Moment durch den Kopf gehen, als müsste sie jedes einzelne Wort noch einmal prüfen. Dann tippte sie sich gegen die Lippen, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie mir darauf wirklich antworten sollte.

»Weil das, was du und Christian seit dem ersten Tag hier ausleben in keiner Weise vergleichbar mit der Freundschaft von mir und Ben oder mir und Rick oder zu anderen ist. Zwischen euch ist diese merkwürdige Chemie.«

by your sideWhere stories live. Discover now