Kapitel 7 - Was mache ich hier?

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[GRACE]

»Temporal City Krankenhaus«.

Mein Blick zuckte von dem Schild neben dem gepflasterten Weg zum Haupteingang. Ich atmete tief durch, dann griff ich nach dem eisernen Griff der großen Eingangstür und öffnete sie. In dem Krankenhaus am Rande der Stadt war ich erst zweimal gewesen, doch beide Besuche begleiteten keine schönen Erinnerungen. Im Alter von sechs Jahren war ich auf einen Nagel getreten, welcher im Krankenhaus hatte entfernt werden müssen, und das andere Mal war Dad wegen seines Blinddarms operiert worden.

Als ich jetzt die Eingangshalle betrat, verspürte ich weniger Angst und Schmerz, sondern vielmehr Anspannung und Reue. Mein Blick zuckte von dem weißen Boden über die cremefarbenen Wände und die Glastüren hinweg zu der Rezeption. Ich straffte die Schultern, rückte meine Jeansjacke zurecht und steuerte auf die Frau zu, welche hinter dem Tresen saß und mir fragend entgegenblickte. »Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?«

»Hallo, ich würde gerne Connor Andersson besuchen.«

Sie erwiderte mein Lächeln geschäftlich und tippte etwas in ihren Computer. Einige Sekunden später deutete sie auf eine Tür mit der Aufschrift »Treppenhaus«, gleich neben dem Eingang. »Einmal bitte in den ersten Stock, erster Gang rechts, Zimmer 23.«

»Okay, danke.« Ich stemmte mich gegen die schwergängige Tür zum Treppenhaus und joggte die Stufen hinauf, bevor ich einen Stock weiter oben den rechten Gang betrat. Als ich bei besagtem Zimmer angekommen war, straffte ich die Schultern, hob ich die Hand und klopfte zaghaft.

»Ja?«

Ich öffnete die Tür und betrat den dahinter liegenden Raum, durch dessen saubere Fenster die Sonne hereinschien. Mein Blick fiel auf das einzige Bett in diesem Zimmer, in welchem Connor lag. Er sah mir entgegen und lächelte zur Begrüßung. Ich erwiderte die Geste und trat nervös an sein Bett. »Hey. Wie geht es dir?«

Connor richtete sich auf und verzog augenblicklich das Gesicht bei der Bewegung. Seine blonden Haare hingen ihm ins Gesicht, und ein leichter Bartschatten ließ ihn älter wirken als Mitte Zwanzig. »Auf jeden Fall besser als gestern«, beantwortete er meine Frage und umfasste mit einer Handbewegung seinen Körper.

Ich betrachtete ihn genauer. Er war auffallend blass und wirkte erschöpft. Das rechtes Auge war rot und blau angelaufen, sein Kiefer geschwollen und gelb. Auf der weißen Decke lagen seine Hände, von denen die linke eingegipst war.

»Es tut mir leid«, flüsterte ich tonlos und musste mich zusammenreißen, um die brodelnde Wut in meinem Inneren auf denjenigen, der dies zu verantworten hatte, zu zügeln. Doch noch viel schwerer fiel es mir die Schuldgefühle zurückzuhalten, welche erneut ungebremst auf mich einströmten.

Connor stupste mich mit seiner bandagierten Hand an und ich sah auf. Er lächelte schief. »Hey, dank dir sehe ich nicht noch schlimmer aus.«

Ich wich seinem Blick aus und biss mir nervös auf die Lippe, bevor ich mich zusammenriss und ihn wieder ansah. Ich hatte das Gefühl zu platzen, wenn ich nicht augenblicklich meine Gedanken laut aussprach. »Sag das nicht. Ich Idiotin habe dich einfach alleine gelassen. Das war total bescheuert und es tut mir leid. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist. Es ändert nichts daran, aber ich will, dass du weißt, dass ich es sofort anders machen würde, wenn ich könnte. Ich war so verdammt wütend und wollte diesen Typen das persönlich zeigen...«

Connor schmunzelte bei meinen letzen Worten und schüttelte dann, wieder ernst, den Kopf. »Mach dir keine Vorwürfe, ich weiß ganz genau, dass das keine Absicht war. Und außerdem ging es mir gar nicht so schlecht. Wärst du nicht gekommen, wäre es um einiges schlimmer ausgegangen. Dieser eine Typ war irre. Und ich hätte vermutlich das selbe getan, um die Guardians zur Rechenschaft zu ziehen.«

Nobody Gotta Know | ✓Where stories live. Discover now