Kapitel 34 - Schutzteufel

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[COLE]

Regelmäßige Schläge vermischten sich mit dem Geräusch von Joels Fingertippen auf der Tastatur und Lucs Aufräumaktion. Ich umfasste den Boxsack fester und nickte meinem Gegenüber zu. »Nochmal.«

Schweiß glänzte auf Zacs Stirn, und einige seiner schwarzen Haarsträhnen fielen ihm in die Augen. Er wischte sich mit den Boxhandschuhen über das Gesicht, bevor er erneut zuschlug, weniger stark dieses Mal.

»Stell dir jemanden vor auf den du einschlägst«, spornte ich ihn an und verfestigte meinen Stand, um dem nächsten Schlag stand zu halten. Entgegen des erwarteten Fausthiebes kam allerdings nichts. Irritiert runzelte ich die Stirn und sah um den Boxsack herum.

»Er wird mich umbringen wenn er mich findet«, murmelte Zac und ließ sich seufzend auf die Sportmatte fallen.

Toll. Mit wenigen Worten hatte ich ihn an seinen Vater erinnert, der vermutlich gerade die halbe Stadt nach seinem Sohn absuchen ließ. Er hatte keine Möglichkeit ihn zu erreichen, da er Zacs Handy eingezogen hatte. Doch hier, in der Fabrik, würde ihn so schnell niemand finden.

»Das soll er erst mal versuchen«, brummte Jacob vom Sofa aus, und wir alle hielten in der Bewegung inne. Joel sah von seinem Laptop auf, Zac hob irritiert den Kopf und Luc, der neben dem Schrank stand, warf mir einen fragenden Blick zu. Jacob hingegen scrolle unbeeindruckt weiter auf seinem Handy herum. Er war wieder regelmäßig in der Fabrik aufgetaucht, und ich hatte das Gefühl, dass er sich wenigstens bemühte, nett zu sein.

Zac ließ den Kopf zurück auf die Matte sinken. »Ach Jacob. Du bist mein Schutzteufel.«

Vom Sofa her ertönten Würgegeräusche, und ich musste grinsen, während ich selbst ein paar Mal gegen den Boxsack schlug. Seit unserer nächtlichen Rettungsaktion lebte Zac vorübergehend bei Luc und mir auf der Couch. Er bedankte sich bei uns auf seine eigene Art. Während Luc und ich in den letzten zwei Wochen mit dem Lernen für die Abschlussklausuren beschäftigt gewesen waren, hatte Zac, der jede Prüfung ohne viel Anstrengung bestand, beschlossen, die Wohnung neu zu streichen. Außerdem sorgte er für die Unterhaltung in der WG, und war inzwischen nicht mehr wegzudenken.

Mein Blick wanderte durch den Raum. Wir fünf waren alle wieder zusammen, ein Team. Und jetzt, in den Semesterferien, hatten wir Zeit, uns vollkommen auf die Guardians zu konzentrieren. Der Gedanke an die kommenden Sommermonate hob meine Laune an, und ich verpasste dem Boxsack einen letzten Schlag, bevor ich ihn mit einer Hand stoppte.

»Und, seid ihr bereit für heute Abend?«, fragte Joel und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Seine Augen waren ein wenig rot, was nur erahnen ließ, wieviel Zeit er heute bereits vor den Monitoren verbracht hatte. Doch das war es wert gewesen. Joel hatte herausgefunden, wann und wo der nächste Drogenhandel mit Blade Lane stattfinden sollte. Und dieses Mal waren wir alle fünf dabei und höchstmotiviert, ihn ein für alle Male zur Strecke zu bringen. Ohne falsche Verdächtige, ohne Verletzungen und ohne Schüsse.

»Bereit geboren«, rief Zac und stieß eine Faust in die Luft. Ich löste die Klettverschlüsse meiner Boxhandschuhe und ließ sie unter Lucs missbilligendem Blick auf die Sportmatte fallen. Seufzend hob ich sie wieder auf und legte sie auf eines der Regale, bevor ich mich hinter Joel an den Schreibtisch stellte. »Noch einmal wird Blade Lane uns nicht entkommen.«

»Kannst du denn wieder dabei sein?«, fragte Joel und warf mir über die Schulter hinweg einen prüfenden Blick zu.

»Wenn er es vorsichtig angeht, und sich nicht eine weitere Kugel oder ähnliches einfängt, sollte das kein Problem sein«, versicherte Zac seinem Freund zwischen einigen Liegestützen.

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