Kapitel 11 - Es hat sich gelohnt

546 68 252
                                    




[GRACE]

Ich tanzte.

Ich tanzte, ohne meine Umgebung richtig wahrzunehmen. Es war warm, es war laut, und es war voll. Doch all das nahm ich nur am Rande wahr. Es fühlte sich an, als würde die Musik durch meinen Körper strömen. Durch mein Blut, meinen Kopf, meine Gedanken. Der Song »Hangover« hatte den gesamten Club zum Aufleben gebracht. Alle waren in den Refrain mit eingestiegen und fieberten nun dem nächsten Hit entgegen.

Ich liebte die Stimmung.

Ich liebte diesen Moment.

Und ich liebte die Gesellschaft, in der ich mich befand.

Ich riss mich aus meiner eigenen Welt und hob atemlos den Blick. Die Lichter zuckten über die Körper, erhellten glitzernde Outfits, nackte Haut und glückliche Gesichter. Ich wandte mich um und sah direkt in Coles Gesicht, der mich amüsiert beobachtete. Mir wurde heiß und ich unterdrückte den Drang, mich weiter auf ihn zuzubewegen. Schnell ließ ich den Blick weiter zu Kat wandern, die mit einem Typen rummachte, (nicht der, der uns Shots ausgegeben hatte), und sah dann zu Zola und Luc, Coles Freund. Die beiden standen ein wenig abseits, am Rande der Tanzfläche, und unterhielten sich. Ich musste automatisch lächeln.

In der letzten Stunde hatte ich mich immer wieder zu Zola gesehen, und jedes Mal erleichtert festgestellt, dass sie mir nicht hilfesuchend entgegenblickte. Und die gesamte Zeit über war Luc bei ihr gewesen. Ich wusste nicht, ob er, wie sie, dem Gedränge entkommen wollte, doch ich rechnete es ihm hoch an, dass er meine Aufgabe übernahm und Zola Gesellschaft leistete.

»Sie sind irgendwie süß zusammen, oder?«

Ich zuckte zusammen, als Coles Stimme neben meinem Ohr ertönte, und augenblicklich beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich müsste mich nur ein wenig nach hinten lehnen, um Cole zu berühren...

Die beiden bemerkten unsere Blicke, und während Zola ertappt zu Boden sah, schüttelte Luc nur grinsend den Kopf.

Ich nickte, als Antwort auf Coles Frage, und wagte es nicht, den Blick von meiner besten Freundin und Luc abzuwenden. Meine Gedanken rasten, und ich hatte das Gefühl, dass ich am nächsten Tag einiges von dem, was ich zu Cole gesagt hatte, bereuen würde. Doch wenn ich sowieso schon vor Scham versinken würde, wieso nicht noch einen draufsetzen?

Abrupt drehte ich mich um und sah zu Cole auf, der mir überrascht entgegenblickte. Ich betrachtete wortlos sein Gesicht. Aus dieser geringen Entfernung konnte ich es endlich in Ruhe studieren. Entweder er oder ich schwankten zwar ziemlich, doch wenn ich mich konzentrierte, konnte ich ihn klar erkennen. Seine Augen leuchteten in einem Bernsteinbraun, die Nase war gerade und seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen.

Ich runzelte die Stirn, als ich an seiner Wange einen Schnitt ausmachte. Wie ferngesteuert hob ich meine Hand und bewegte sie auf sein Gesicht zu. Cole atmete scharf ein, und ich hielt inne, unsicher, ob ich zu weit ging. Wir blickten uns schweigend an, und als er nicht reagierte, nutzte ich die Chance und berührte seine Wange oberhalb der Wunde. Seine Haut war weich und glatt rasiert.

Ich beugte mich mit erhobener Stimme vor. »Woher ist die?«

Cole sah mich träge lächelnd unter seinen langen Wimpern hinweg an. »Rasieren muss gelernt sein.«

Ich warf einen weiteren Blick auf den glatten Schnitt, der vor meinen Augen verschwamm, und runzelte die Stirn. Dieser Schnitt sah nicht gerade nach einem Unfall beim Rasieren aus. Doch wieso sollte er mich anlügen?

Vielleicht hat er ja einen geheimen Nebenjob? Mein Blick zuckte zu seinem besten Freund. Kommen sie vom Zirkus? Ist Luc Messerwerfer und experimentiert heimlich mit Cole herum?

Nobody Gotta Know | ✓Onde histórias criam vida. Descubra agora