Kapitel 10 - Eine (Wodka) Cola

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[COLE]

Grace: Von mir aus können wirs auch ganz lassn. PS: kommmal vorbeu  Club Nightlife willll wisseb wer du bist KussKAt!!

Ich starrte ungläubig auf Graces Nachricht und drehte mein Handy, damit Luc sie ebenfalls lesen konnte. Er überflog die Zeilen und lachte auf. »Oh man, sie hat Humor.«

Ich neigte bei dem Gedanken an Grace amüsiert den Kopf. »Und offensichtlich auch gut was getrunken.«

Luc sah mich durchdringend an. »Was willst du machen?«

Fragend hob ich die Augenbrauen. »Ihr schreiben, dass sie sicher nach Hause kommen soll, und dann auf Joels nächste Anweisungen warten.«

Ich rückte die Kapuze meines Hoodies zurecht und lehnte mich auf dem Sitz des Motorrads zurück. Luc und ich befanden uns in einer Seitenstraße, in die Joel uns geleitet hatte. Er verfolgte über seine Webcam zwei Taschendiebe, die in den nächsten Minuten hier entlang kommen würden.

Ich spürte Lucs Blick auf mir liegen und blickte ihn seufzend an. Heute trug er seine blonden Locken zu einem Zopf, und nur ein paar Strähnen umrahmten sein Gesicht.

»Du wirst also nicht hingehen.« Sein Satz klang eher wie eine Aussage, als eine Frage, also nickte ich zustimmend. »Genau, ich will nicht hingehen.«

Er runzelte die Stirn und sah mich forsch an. »Warum lügst du?«

Ich stöhnte frustriert auf und hob entwaffnet die Hände. »Was willst du von mir hören, Luc? Ich habe Kontakt mit ihr aufgenommen, um herauszufinden, ob sie Fotos von uns hat. Hatte sie nicht. Perfekt. Also müssen wir uns darum keine Sorgen mehr machen. Das Uniprojekt kann warten. Notfalls teilen wir die Arbeit auf und müssen uns gar nicht mehr treffen. Problem gelöst.«

Luc grunzte amüsiert. »Das mit der Arbeitsteilung wird bei der beidseitig mangelnden Motivation ja schon mal nicht so ganz funktionieren.«

Ich kniff die Augen zusammen. »Worauf willst du hinaus?«

»Geht es hier nur um die Fotos?«

Ich verdrehte genervt die Augen. Luc interpretierte viel zu viel in meine Begegnung mit Grace hinein. Die gesamte letzte Woche hatte ich mich auf die Guardians konzentriert und war Grace in der Uni aus dem Weg gegangen. Ich hatte nur der Erleichterung platz gelassen, dass wir keinen Ansturm der Polizei befürchten mussten. Vorerst. Doch trotzdem waren die Schuldgefühle, dass ich sie ausgenutzt hatte, immer noch da. Lucs mangelnde Freude nach dem Überbringen der Nachricht, dass ich heimlich Graces Fotos durchgegangen war, hatte es nicht gerade besser gemacht.

Wie sollte es weiter gehen? Wieso hatte ich mich auf dieses lange Uniprojekt eingelassen und nicht erst nach einem anderen Weg gesucht, um an ihr Handy zu kommen? Jetzt kam ich nicht mehr so einfach aus der Nummer wieder raus.

»Es ging die ganze Zeit nur um die beschissenen Fotos, okay?«, antworte ich ein wenig zu ruppig und fuhr mir ungehalten durch die Haare. »Es ist am besten, wenn sie mich so wenig wie möglich sieht«, fügte ich besänftigend hinzu. »Du bist doch auch der Meinung, dass sie in meiner Gegenwart nicht sicher ist.«

Luc hob die Augenbrauen. »Ich würde genau das Gegenteil sagen.« Er deutete auf mein Handy. »Vor allem da wir jetzt wissen, dass sie heute Nacht noch betrunken nach Hause läuft.«

Ich umfasste mit einem kurzen Blick in seine Richtung ungehalten den Lenker meines Motorrads. »Ich bin nicht ihr Bodyguard, Luc. Sie kann auf sich selbst aufpassen.«

Mein bester Freund neigte gelassen den Kopf. »Das stelle ich gar nicht infrage. Ich meinte eher, dass du dich besser fühlen wirst, wenn du weißt, dass sie sicher nach Hause kommt.«

Nobody Gotta Know | ✓Where stories live. Discover now