V.1_Von Muscheln und Flüchen

304 36 45
                                    

Sie kamen aus den Fluten gestiegen, mit triefenden Kleidern und ehernem Willen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Sie kamen aus den Fluten gestiegen, mit triefenden Kleidern und ehernem Willen.

Tartara und Kip hatten die Höhle nach nicht allzu langer Zeit verlassen und waren von jener Stelle zwischen den Klippen, an denen das Wasser leckte, ins Meer gestiegen. Dann waren sie um die Insel herum getaucht und hatten sich dabei die Unterwasserwelt angesehen, die sich vor dem schwarzen Gestein buntschillernd vor ihnen erstreckte. Die Fische, die anfangs zögerlich an sie heranschwammen, blieben bei ihnen und schwammen die ganze Zeit um Tartara herum. Immer wieder kam es vor, dass sie ausversehen einen mit ihren Schwimmzügen berührte, weshalb sie beschloss, ihre Beine wie ein Delfin zu benutzen und ihre Arme wie die Flossen der Fische. Es war ungewohnt, doch es fühlte sich an, als würde sie fliegen in einer endlosen Welt aus Wasser.

Ihr hatte es besonders die eher zurückhaltenden tief marineblauen Fische angetan. Die meiste Zeit erschienen sie schwarz, doch wenn sie eine Kurve schwammen, dann leuchtete sein Schuppenkleid im Sonnenlicht in einem strahlenden Blau. Blau wie das geliebte Meer um sie herum und wie die Segel ihres Schiffes.

Jetzt schlichen sie schnell und im Schatten der Felsen über den Strand. Die Insulaner waren nicht genug Leute, um immer und auf allen Seiten der Insel Wache zu halten und Tartara glaubte auch, dass sie dies überhaupt nicht taten. Aber woher konnten sie das schon wissen? Vielleicht waren sie durch den Überfall des Geisterrufers aus ihrer Utopie erwacht und vorsichtig geworden. Sie wollte es nicht drauf ankommen lassen.

Als sie in der Höhle ankamen, sah Tartara sich um. Jetzt verdeckten keine dunklen Sturmwolken den Himmel und einige Sonnenstrahlen ragten zaghaft in die Höhle hinein. Außerdem hatte sich das Wasser wieder zurückgezogen, sodass es nun mehrere Meter von der Höhle entfernt am feinkörnigen Sand leckte. Das gesamte Innere der Höhle war freigelegt.

Tartara sah zunächst in den unzähligen Felsspalten nach. Aus der Schriftrolle war hervorgegangen, dass es sich um eine Schatulle handeln musste, die den Klang erzeugen würde. Den Klang, der das goldene Garn dazu brachte, seinen erbarmungslosen Griff zu lösen.

Dort wurde sie jedoch nicht fündig und auch Kip, der die Zwischenräume zwischen Sand und Feld abgesucht hatte, schüttelte den Kopf. Nichts. Nichts, das ihnen weiterhelfen würde. Nichts von dem, das sie suchten.

Just in diesem Moment fiel Tartaras Blick auf den Boden. Unter dem Sand verborgen. Dort musste die Schatulle sein. Es gab keine andere Möglichkeit, wenn sie sich noch in der Höhle befand. Doch sie wollte lieber nicht daran denken, dass die Schatulle möglicherweise schon seit Jahren nicht mehr hier war. Sie ließ sich auf die Knie fallen, ungeachtet der Tatsache, dass die Körnchen durch die Hose hindurch gegen ihre Haut drückten und vergrub ihre Finger im Sand.

»Es kann auch sein, dass das Meer die Schatulle fortgetragen hat«, meinte Kip, als er sich neben ihr niederließ und ebenfalls zu graben anfing.

»Ist nicht dein Ernst?«, fragte Tartara fassungslos. Sie wusste, dass das hier ihre letzte Chance war, die Göttin zu befreien. Ganz möglicherweise konnte die Schatulle auch in die Bucht hinausgespült worden sein und es bestand der Hauch einer Wahrscheinlichkeit, dass Tartara sie dort finden würde. Doch dem Gedanken, dass die Schatulle nicht einmal hier in der Nähe war und sie sonst keine andere Möglichkeit hatten, Manannan zu befreien, wollte sie sich nicht hingeben.

Ein Meer aus Sternen und MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt