V.2_Von Muscheln und Flüchen

249 30 24
                                    

»Sie ist fort!«

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

»Sie ist fort!«

»Ja, das habe ich gesehen«, erwiderte Tartara nüchtern, als sie wieder zur Oberfläche geschwommen waren und sich auf den Felsen direkt neben ihnen niedergelassen hatten.

Sie war drauf und dran, dass Muschelhorn einfach in das weite Meer hinter sich zu werfen. Ihre ganze Suche für nichts! Dabei war sie sich so sicher gewesen, dass es klappen würde. Sie hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, was sie tun würde, wenn ihre Mission nicht von Erfolg gekrönt war. Ein kleiner Teil von ihr regte sich, der nach Hause zurückkehren wollte, ihren Bruder und ihre Mutter in die Arme schließen und vergessen, dass der Urozean noch dort draußen war, vergessen, was passiert war.

»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Kip leise.

Ins Meer tauchen und ihre Sorgen ertränken? Sich bei den Inselbewohnern in eine der leerstehenden Hütten einrichten? Nach Hause schwimmen? Sie konnte es ihm nicht sagen. Nachdenklich griff sie nach dem Kompass, der an einer Kette um ihren Hals hing. Mit einem Mal vermisste sie ihren Vater und sie presste den Kompass fest gegen ihre Brust, ungeachtet von Kips Blick, der besorgt auf ihr ruhte. Tränen bahnten sich an und Tartara wollte sich zum ersten Mal erlauben, um ihren Vater zu trauern.

Die junge Seefahrerin hatte sich von ihrem Vater verabschiedet, ehe sie Meara auf dem Lande besucht hatte. Jedes Mal, wenn er ohne sie in den See stach, war ihr bewusst gewesen, dass es das letzte Mal gewesen sein könnte, dass sie ihn sah. Sie hatte sich verabschieden können und das hatte es irgendwo erträglicher gemacht. Es war nicht wie bei ihrem Großvater gewesen, Senan Fearghal Nautilus. Er war krank geworden, schwer krank, und Tartara, die damals noch jung gewesen war, hatte nicht verstanden, wie ernst es um ihn stand. Sie hatte ihm Besserung gewünscht und war mit kleinen Schnitzereien und gepflückten Blumen an seinem Bett aufgetaucht. Als sie eines Tages ging und am nächsten Tag zu ihrem Großvater zurückkehrte, war das Bett leer gewesen. Dennoch, ihr Vater und sie hatten sich nahegestanden, er war ihr größter Held gewesen und ein noch größerer Mann. Er hatte eingeführt, dass Frauen an Bord der Triton durften. Hatte gegen Piraten gekämpft. Für Könige Schätze hin- und hergeschifft. Und dennoch war sie sein größter Stolz gewesen.

Das Meer fing ihre Tränen auf, Salz vermischte sich mit Salz, und trug sie davon.

Tartara ließ den Kompass wieder los, merkte, dass die Tränen langsam versiegten und betrachtete ihre Hände, drehte sie hin und her, sodass sie sie von allen Seiten betrachten konnte. Sie wollte sehen, ob sie sich verändert hatte. Ob der Fluch sie veränderte. »Ich fühle mich nicht so, als würde jetzt ein Fluch auf mir lasten«, sagte sie, »wenn ich ehrlich bin, ist mir eher so, als wäre ein Fluch von mir abgefallen.«

Kip griff nach einer ihrer Hände. Mit glitschigem Griff schlossen sich seine Finger um die ihren, während die Schwimmhäute dazwischen eine angenehme Kühle verbreiteten.

»Der Fluch kann auch auf mich übergesprungen sein statt auf dich. Ich war beim Öffnen der Schatulle schließlich nicht ganz unbeteiligt«, meinte er. »Und selbst wenn der Fluch dich erwischt haben sollte... Gorvan konnte trotzdem noch ein Held sein. Du kannst noch eine Heldin sein. Und ich werde an deiner Seite sein und nicht zulassen, dass der Fluch dir nimmt, wer du bist.«

Ein Meer aus Sternen und MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt