Sie reagierte geistesgegenwärtig und schoss empor.
Ihr wäre eigentlich der Weg in die Tiefe am Liebsten gewesen, dorthin, wo es ein wenig dunkler wurde und das schattenhafte Wasser sie langsam verschluckt hätte. Dann hätte die Seeschlange sie nicht gesehen. Dort hätte sie sich sicherer gefühlt. Tief in ihrem Innersten war ihr allerdings klar, dass das zu lange gedauert hätte. Es ging nun einmal schneller, wenn sie sich mit zwei schnellen, kräftigen Schwimmzügen empor beförderte statt sich langsam nach unten sinken zu lassen.
Die Giganten schossen auf den Urozean zu, in jene Richtung, in der sich Tartara noch wenige Herzschläge zuvor befunden hatte. Sie rasten auf den Strudel zu und in den Strudel hinein. Binnen kürzester Zeit waren sie von der Strömung verschluckt worden und nicht mehr zu sehen.
Tartara schwamm einige Meter tiefer, das Garn fest umklammert. Mittlerweile fühlte sie sich sicherer, wenn sie die Macht der Ozeane anwendete. Es war nicht mehr jene fremde Macht, die sie nie benutzt und trotzdem verteidigt hatte. Es war ein Teil von ihr geworden und das schon lange, bevor sie zu diesem Abenteuer aufgebrochen war.
Wie von selbst begann das Garn wieder, leicht zu schimmern, ehe es in den Fluten verschwand. Tartara wusste nicht recht, was mit Manannan war. Sie hoffte, dass die Göttin wieder in das weite Meer schießen würde und die Seeschlange abgehängt hatte. Tartara würde es wohl nicht herausfinden, was zwischen den beiden Giganten in den nächsten Minuten geschah, denn sie schwamm weiter. Musste weiter schwimmen. Strecke schaffen. Es zu Ende bringen.
Die Fische hatten zwar nicht gewartet, doch jetzt waren sie mit einem Mal wieder alle neben ihr. Tartara war besonders froh darum, als sie ein lautes Grollen hörte wie ein Donner, der über die Ländereien zog oder wie Kanonendonner, der über die Wellen rollte. Die Seeschlange musste sich irgendwo in diesem Strudel befinden und Tartara glaubte, sie war gerade ziemlich dicht neben ihr, sie und das Ungeheuer nur durch die strömende Wand getrennt, die die Seeschlange jedoch nicht aufzuhalten vermochte.
Die Orcas und Haie und Wale und Seeschildkröten waren bei ihr, dichter noch als die Fische und die Quallen, und Tartara bekam es ganz deutlich mit, als ein Teil der Seeschlange aus dem Urozean herausgeschossen kam. Das Hinterteil, die Flosse, die zerstörerisch durch die Fluten schnitt.
Der Wal, den die Attacke getroffen hatte, stieß einen Schnalzlaut aus. Seine Schwebeflug durch das Wasser wurde holprig, er wurde zur Seite gestoßen. Tartara spürte den schweren Körper gegen sich prallen.
Mit einem Mal war da ein Orca dicht neben ihr, der daraufhin an Tempo zulegte, allerdings noch so, dass er kurz vor ihr schwamm. Er wartete darauf, dass sie seine Rückenflosse ergriff. Er wollte sie ziehen!
Tartara warf einen letzten Blick auf den Wal und ergriff dann die Rückenflosse des Orcas. O, wie ihre Hände schmerzen würden! Es war ja gar nicht so einfach, sich an einer Flosse festzuhalten, die beinahe so groß wie sie selbst war.
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Ein Meer aus Sternen und Magie
FantasyWochen, Monate, lag der stolze Viermaster abseits der anderen Schiffe. Einsam, gepeinigt, zersplittert. Doch sobald Tartara in ihre Heimat zurückkehrt, öffnet sie dem Schiff ihr Herz. Fortan schlägt jenes im Takt der im Wind jammernden Takelage, wäh...