G.2_Und das Meer kennt keine Gnade

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Tartara schluckte unendlich viel Wasser, so viel, dass sie dachte, ihr ganzer Körper würde sich mit Wasser füllen

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Tartara schluckte unendlich viel Wasser, so viel, dass sie dachte, ihr ganzer Körper würde sich mit Wasser füllen. Wieder und wieder wurde sie umhergeschleudert, der starke Strudel wirbelte sie hin und her und ihr wurde nicht nur unendlich schlecht, sie spürte auch die wiederkehrenden Schmerzen. Sie hatte sich noch nicht von ihrer ersten Durchquerung des Urozeans erholt und nun war sie schon wieder in der Strömung gefangen. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Geisterrufer sie dieses Mal nicht mit seinem Schiff retten konnte, denn es lag schließlich im Urozean, jetzt und immerdar.

Schließlich hörte sie auf zu kämpfen, mit den Beinen zu strampeln, um sich wieder aufrecht zu bewegen, ließ sich einfach nur treiben. Sie fragte sich, ob sie schon einmal um den Urozean herum war oder ob sie sich immer noch an der selben Stelle befand, an der die Seeschlange sie in den Urozean gestoßen hatte.

Mit einem Mal war es gar nicht mehr so schlimm, umhergetragen zu werden, als sie jede Bewegung einstellte. Sie sparte Kraft und verlor nicht ihren Verstand. Auch kam ihr die Wucht, die gegen ihren Körper prallte und ihn an jeder Stelle mit Blessuren versah, nichr mehr ganz so stark vor. Aber vielleicht täuschte sie sich auch, weil sie langsam aus dieser Welt verblasste und der Schmerz dann in den Hintergrund rückte. Sie wusste es nicht mehr.

Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Vater und klammerten sich an ihn wie zu jenem Zeitpunkt, als sie das erste Mal zu weit hinausgeschwommen war. Sie hatte ihre Kräfte maßlos überschätzt und die Macht des Meeres auch und war so weit geschwommen, dass sie schon lange nicht mehr hatte stehen können. Als die Euphorie schließlich verklungen war und sie sich auf den Rückweg hatte machen wollen, war sie erschrocken gewesen ob der Distanz, die zwischen ihr und dem Strand gelegen hatte.

Ihr Vater hatte sie damals natürlich gerettet, doch seine gerufenen Worte über die Wellen hatten nicht ausgereicht, um sie zurückzuhalten. Sie war übermütig geworden und im Nachhinein sehr erleichtert, dass sie das überlebt hatte. Jetzt jedoch war es nicht ihre Schuld. Sie konnte nichts dafür und konnte nichts tun. Es war nicht fair, wenn sie jetzt starb.

Lir sei Dank musste sie sich keine Sorgen darum machen, zu ersticken. Sie konnte Ewigkeiten unter Wasser bleiben, ohne Luft tanken zu müssen. Als ihre Brust sich jedoch langsam zusammenzuschnüren begann, war sie gar nicht mehr sicher. Sie hatte ihre Schnelligkeit verloren und die Geborgenheit, die das Meer ihr geschenkt hatte. Es würde sie nicht groß überraschen, wenn es ihr auch noch die Fähigkeit nahm, länger als der gewöhnliche Mensch unter Wasser zu bleiben. Sie fragte sich, ob das Meer sie jetzt hasste. Früher hatte sie sich geliebt und geborgen gefühlt und jetzt war sie nicht sicher, ob sie sich so erbärmlich fühlte, weil das mit einem Mal weg war und es ihr nur durch die plötzliche Leere so vorkam oder weil es sie jetzt hasste.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hätte sie das nicht für möglich gehalten. Dass das Meer jemanden hassen könnte. Manchmal war es nicht immer fair, dass es einige Leben nahm und andere nicht und es war eine stürmische, erbarmungslose Macht, die ganze Archipele auslöschen konnte. Doch wenn man ins Meer trat und von seichten Wogen umspült wurde, die eine oder andere Muschel oder schimmernde Perle fand und sein Gemüt durch das sanfte Spülen der Wellen gegen einen beruhigt fand, dann konnte sie sich nicht vorstellen, dass das Meer auch nur irgendeinen hassen konnte. Es war nicht dazu in der Lage. Es war einfach.

Ein Meer aus Sternen und MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt