G.1_Und das Meer kennt keine Gnade

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Irgendwie war Tartara davon ausgegangen, dass mit einem Mal wieder alles so sein würde wie bei ihrer Suche nach Manannan

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Irgendwie war Tartara davon ausgegangen, dass mit einem Mal wieder alles so sein würde wie bei ihrer Suche nach Manannan. Kip und sie, die durch die Meere schossen, den Fischen zusahen, die ihren Weg kreuzten und die Berührung des Wassers genossen. Tartara war nie so schnell gewesen wie das Wellenlicht, doch sie fand, dass sie sich eigentlich gut gehalten hatte dafür, dass sie nicht Kips Kiemen besaß oder schon unter Wasser aufgewachsen war.

Umso härter traf es sie, dass sie hinter Kip zurückblieb. Er bemerkte natürlich sofort, dass irgendetwas nicht stimmte und drehte deswegen um, bis er vor ihr im Wasser schwebte. Wenn Tartara ehrlich zu sich war, machte es das nur noch schlimmer. Sie wollte nicht seinen fragenden Blick auf sich spüren, seine Sorgen in seinem Gesicht lesen. Er wollte wissen, was nicht stimmte und sie konnte es ihm nicht einmal beantworten.

Es war, als wäre da eine Wand vor ihr, keine feste, die sie am Hindurchkommen hinderte, doch merklichen Druck auf sie ausübte, sodass nur langsam vorankam. So langsam war sie nicht einmal dann geschwommen, als sie die den kaputten Kompass noch nicht um den Hals getragen hatte. Ihr Vater hatte ihr das Schwimmen beigebracht und sie war immer schnell durch das Wasser gepflügt. Sie hatte sie immer genossen, diese Momente, in denen sie von Meer und Licht, Lachen und ihrem Vater umgeben war. Sie erinnerte sich an Uisce und Glanwen, die auf den Klippen gesessen hatten und ihr zugesehen hatten.

Nur kurze Zeit später, als sie dann schon ein wenig älter gewesen war und ordentlich geübt hatte, war sie schnell geworden. Die Fische hatte sie nicht einholen können, wenn sie mit ihnen um die Wette schwamm, dafür jedoch ihren Vater und Uisce, mit denen sie sich ein Wettschwimmen nach dem anderen lieferte. Sie musste schließlich üben, um irgendwann das Aufnahmeritual für das Schiff ihres Vaters zu bestehen und ihren Platz auf der Triton einzunehmen. Tartara hatte ihren Vater jedes Mal geschlagen, sobald sie verstanden hatte, dass sie nicht gegen das Wasser ankämpfen musste. Der Salzgehalt des Meeres trug sie und nahm ihr jegliche Ängste, jemals zu den finsteren Fluten hinabzusinken und zu ertrinken. Bis sie Uisce jedoch hatte schlagen können, dauerte es noch viele weitere Monate.

Sie war größer geworden und kräftiger und irgendwann, eines leicht regnerischen Tages, hatte sei es endlich geschafft, Uisce einzuholen und um ein, zwei Kopflängen früher als er am spitzen Felsen anzukommen, der nicht unweit von der Küste aus dem Wasser ragte und nur einer von vielen war, doch derjenige, der etwas abgelegen und am nächstgelegensten war.

»Du kannst nicht vor einem Bär davon schwimmen, wenn dein Leben davon abhinge«, hatte Uisce kommentiert, der in seinem Leben natürlich schon Bären begegnet war. Dies hatte ihr den Namen Kleiner Bär eingebracht, wie ihr Vater sie fortan nur noch nannte.

Als sie dann endlich alt genug war, um die Triton zu begleiten, war sie mit allen anderen neuen Matrosen gemeinsam angetreten. Sie hatte darauf beharrt, es unbedingt zu tun, auch wenn sie zuvor schon einige Male mit der Triton mitgefahren war. Meist hatte sie dann aber nur beim Auslaufen dabei sein und den Seefahrern bei ihrem Handwerk zugucken dürfen, denn sobald sie den Hafen durchquert und hinter sich gelassen hatten, war die Triton immer nach backbord gefahren, bis kurz vor die Steinformation, die vor den Klippen aus dem Wasser ragte. Sie waren spitz und breit gefächert, einige davon unter Wasser, einige erhoben sich über der Wasseroberfläche, sodass sie eine Gefahr für jedes Schiff waren. Die Besatzung der Triton, die dort jedes Mal beim Auslaufen entlangfuhr, wusste natürlich genau um diese Gefahr und drehte rechtzeitig bei. Von dort aus, an einer Stelle, wo kaum Steine waren, hatten sie dann Tartara ins Wasser gelassen und ihr zugesehen, wie sie das Stückchen zum Strand schwamm, wieder im Nass, kaum getrocknet von ihrem Schwimmen der Triton hinterher. Sobald sie im seichten Wasser angekommen war und stehen konnte, hatte sie sich umgedreht und zu dem Viermaster zurückgeblickt, der seinen Bug nun zur Seite wandte und auf das weite Meer hinausfuhr. Sie hatte jedes Mal gewunken und glücklich gelächelt, obwohl ihre Klamotten nass und schwer waren von ihrer Schwimmerei.

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