CV.1_Das Geisterschiff

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Mit dem Durstgefühl beim Aufwachen kehrten auch die Erinnerungen zurück

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Mit dem Durstgefühl beim Aufwachen kehrten auch die Erinnerungen zurück.

Obwohl Tartara das Bedürfnis verspürte, ihren Durst und Heißhunger zu stillen, blieb sie noch in der Hängematte liegen. Sie fühlte sich noch nicht in der Lage, aufzustehen. Die vorangegangene Nacht war wundervoll gewesen, hatte sie alle möglichen Bürden temporär vergessen lassen. Sobald sie aufstand, so wusste sie, würde sie diese Nacht hinter sich lassen und sich ihren Erinnerungen stellen müssen. Deswegen genoss sie noch eine Weile das leichte Schaukeln der Hängematte und blickte gedankenverloren aus dem Bullauge hinaus, nur um zu sehen, dass der Nebel fort war und dass Wasser still und blau dalag, jedoch leise ihren Namen wispernd, so kam es ihr jedenfalls vor.

Tartara wachte oft derart früh auf und hatte kaum Probleme damit, da sie so noch die Morgenstunden für sich hatte. Erst dann stellte sie sich der Realität, in der ihr Vater nicht da war.

Bree schlief noch. Auf Tartaras anderer Seite lag Nala. Schlafend sah sie so normal und selig aus, als müsse sie sich keine Sorgen machen, in ihren Träumen ebenfalls eine Außenseiterin zu sein. Um sie nicht zu wecken, schlich Tartara nun doch auf leisen Sohlen hinaus und griff im Gehen nach ihren Stiefeletten wie Chaps, zog diese jedoch erst draußen vor der Tür an.

Dann ging sie hinauf und lief zu Glanwen hinüber, als sie ihn erspähte. Zottige Haarpracht umwehte ihn braun und durch die Helligkeit des Morgens waren seine geröteten Augen deutlich zu sehen. Ihm fehlte es an Schlaf, denn da war kein anderer Steuermann als er. Tag und Nacht stand er dort auf der Brücke, konzentriert lagen seine Augen auf dem unermüdlichen Meer, seine Stinne waren stets ausgerichtet auf mögliche Gefahren für das Schiff.

Tartara ließ sich auf der Brücke gegen das Geländer sinken und zog die Knie zur Brust. Sie war sich sicher, dass der Steuermann ihre Gegenwart wahrgenommen hatte, doch seine Augen blieben auf den Horizont gerichtet. Die Kapitänin richtete ihren Blick nach oben, verschränkte ihre Finger ineinander und blickte wieder zu Boden.

»Was brennt dir auf der Seele?« Überrascht blickte Tartara ein weiteres Mal zu ihm hoch. War es denn wirklich so offensichtlich, dass sie etwas bedrückte?

»An manchen Tages ist es so schwer, eine Nautilus zu sein«, gab sie seufzend zu. »Ich kann niemals in das Erbe meines Vaters passen. Sogar sein Hut ist mir zu groß!« Verzweifelt zog sie sich Gennanten vom Kopf und legte ihn zwischen sich und dem Steuermann ab, wo er auf den Planken ruhte, beinahe so, als wolle er sie verspotten.

Glanwen streckte sein Bein zur Seite aus und kickte den Hut nach hinten. Jetzt, wo er zwei Meter entfernt von ihr lag, fühlte sich das auf ihr lastende Erbe gar nicht mehr so immens an. »Gut«, erwiderte Glanwen nach einiger Zeit, »du kannst nicht die ganze Zeit deinem Vater nacheifern. Du musst deine eigene Stimme finden.«

»Wenn es denn so einfach wäre!«, seufzte Tartara niedergeschlagen, hatte aber durch des Steuermannes Worte neue Hoffnung geschöpft. Die Einigkeit der Nacht hatte ihr vor Augen geführt, wie es wäre, wenn ihre Mannschaft eine Einheit war. Allerdings war ihr klar, dass dies nicht für immer halten würde und auch der gewonne Respekt nach ihrem Schwimmen musste stets und erneut gefestigt werden.

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