YM.1_Meer der Vergessenen

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Silbern huschte der massige Körper an ihr vorbei und wirbelte das dunkle Wasser auf

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Silbern huschte der massige Körper an ihr vorbei und wirbelte das dunkle Wasser auf.

Tartara erstarrte in ihrer Bewegung. Was suchte denn ein Hai in der Nähe des Urozeans? Andere Fische blieben diesem doch auch fern. Angst hatte sie keine vor dem Selachier, denn sie wusste, dass Haie keine bewusste Jagd auf Menschen machten. Außerdem vertraute sie dem Ozean und sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Hai als Teil von diesem ihr wehtun würde.

Langsam, aber stetig zog der Hai seine Kreise um sie. Tartara beschränkte ihre Bewegungen auf ein leichtes Hin- und Herziehen ihrer Arme, um sich unter Wasser aufrecht zu halten und so zu drehen, dass der Hai nicht aus ihrem Sichtfeld verschwand. Das Tier war verhältnismäßig klein, doch nicht minder gefährlich.

Tartara war erleichtert, dass er ihr nicht näher kam. Ein Hai unterschied sich doch sehr von den kleineren und größeren Fischen, die ihr am Strand vor ihrem Haus im Wasser bei ihren Tauchgängen und Schwimmrunden gefolgt waren, von denen sie wusste, dass sie harmlos waren.

Konnte sie es wagen, empor zu schwimmen? Sie wollte das Tier nicht aus den Augen lassen und zudem glaubte sie, dass eine Bewegung ihrerseits zu einem Angriff des Hais führen würde. Deswegen blieb sie schwerelos in der lichtlosen Unendlichkeit des Ozeans und wusste mit einem Mal nicht mehr, wie sich warme Sonnenstrahlen auf ihrer Haut anfühlten. Stattdessen war da das Meer und es schmeckte nach Salz und auch ein bisschen nach Heimat.

Wie lange sie sich schon unter Wasser befand, konnte sie nicht sagen, aber nicht einmal der Gedanke an den nahenden Urozean konnte ihr die Ruhe nehmen, die von ihr Besitz ergriffen hatte, weswegen sie noch nicht auftauchte.

Ruhig, so wunderbar ruhig. Man hörte die mächtigen Bewegungen des Meeres, oder auch die zaghaften, und Tartara glaubte, in der Ferne einen Wal singen zu hören. Sie spürte jeden einzelnen Flossenschlag des Hais, als würde das Wasser diese Impulse an sie weiterleiten.

Noch immer zog der Hai seine Kreise um sie, manchmal schwamm er ein wenig näher an sie heran, nur um sich danach wieder zu entfernen. Tartara hatte ihn bisher nicht aus den Augen gelassen, nun wagte sie einen kurzen Blick auf den Gegenstand, wegen dem sie überhaupt erst ins Wasser gesprungen war. In den letzten Tagen war sie wahrlich oft genug im Ozean gewesen, hatte sich mit jedem Mal mehr vor jenem gefürchtet. Immerhin, der Kompass ihres Vaters war unbeschädigt, was für ein Glück! Dann erst fiel ihr auf, dass die Nadel heftig ausschlug und immer wieder von Norden abgewiesen wurde wie Wellen, die machtvoll über feinen Sandstrand strichen und sich wieder zurückzogen.

Tartaras Blick fuhr hoch. Viele Meter in der Ferne, und durch Kräuselung des Wassers verzerrt, erkannte sie eine nachtschwarze Fläche, wie eine Mauer aussehend, die, wenn man ihrem Kompass glauben schenken konnte, wohl den Beginn des Urozeans markierte. Es überraschte sie, dass sie das unter Wasser erkennen konnte. Soweit sie wusste, sah man auf der Oberfläche nichts, das darauf schließen könnte, wo der Urozean anfing und endete, sodass man seine Größe wohl nie erfassen können würde.

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