E i n u n d z w a n z i g

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< Noah >

Nachdem ich die Mädchen in der Stadt rausgelassen habe bin ich mit Jason noch eine halbe Stunde in der Gegend gefahren. Zwar haben wir Amy gesagt, dass wir uns mit Freunden treffen wollten, aber dazu hatten wir dann keine Lust. Schlussendlich sind wir zu einem Fast-Food Drive-In gefahren und haben jede Menge Essen bestellt. Jason hielt die vielen Tüten auf seinem Schoß, als ob sie seine Babys wären, während ich durch die Freilandstraßen fuhr und einen Rastplatz suchte.
"Da hinten ist ein Tisch mit Bänken.", sagte Jason und zeigte auf einen kleinen Rastplatz im Freien. Ich parkte flink das Auto auf einem gekennzeichneten Parkplatz und wir besetzten den Tisch.

"Also, schieß los. Warum bist du ruhig?", schoss es aus mir heraus, während ich das Essen für mich und Jason aufteile und sah ihn fragend an.
"Amy.", stöhnte er dann genervt auf.
"Das Übliche also."
"Wie kann sie das machen, Noah?", platzte es schließlich aus ihm heraus. "Wie kann sie an mir vorbeigehen ohne mich anzuschauen? Wie kann sie mir in die Augen schauen und alle Gefühle unterdrücken? Wie verdammt nocheinmal kann sie mir sagen, dass ich mein eigenes Leben leben soll, wenn sie den größten Teil davon ausmacht?", verzweifelt biss er in einen Burger und sackte zusammen.
"Du kennst Amy genauso gut wie ich. Sie hat sich irgendwie in den Kopf gesetzt, dass sie dich jetzt nicht will und das zieht sie auch stur durch."
"Mensch Noah. Ich hab diese 0815 Ratschläge und Erklärungen satt.", traurig blickte er mich an. "Sie hat mir heute gesagt, dass ich aufhören soll sie zu terrorisieren und ihre 'Freunde' zu vertreiben."
"Deswegen habt ihr gestritten.", sagte ich leise und schenkte ihm etwas Mitleid.
"Weswegen denn sonst?", verbittert lachte er auf. "Wird wohl wegen keines schlechten Kusses gewesen sein."

Wir aßen etwas in Ruhe.
"Vielleicht solltest du aufhören.", flüsterte ich leise und wunderte mich über meine eigenen Worte. Jason sah mich genauso entgeistert an.
"Du hast mir gesagt ich soll um meine Seelenverwandte kämpfen, und jetzt soll ich aufhören?", meinte er ungläubig.
"Ich meine: Du kannst sie nicht zwingen dich zu lieben. Wenn sie sich so sehr sträubt, dann kann es doch sein, dass dein Wolf einen Fehler gemacht hat." Jason starrte mich noch immer an, als ob ich ihm gesagt hätte, er soll sich den Kopf rasieren und ein Mönch in Tibet werden. Nach ein paar Minuten Stille meinte er aber trüb: "Glaubst du, dass es wirklich möglich ist? Dass mein Wolf einen Fehler gemacht hat und Amy doch nicht meine Seelenverwandte ist?"
"Ich weiß nicht.", meinte ich ehrlich.
"Scheiß Gene!", rief Jason dann aus und legte sich auf die Bank. Mit glasigen Augen sah er zum Himmel. "Meine Mutter hat so viel durchgemacht, nachdem mein Vater sie verlassen hat. Du hast es ja selbst miterlebt. Sie hat Pech in der Liebe und ich auch."
"Ich würde dir gern etwas anderes sagen, aber-"
"Ich weiß, Noah."

"Vielleicht sollte ich es versuchen." Verwirrt sah ich ihn an, während er sich nach der Stille wieder aufsetzte. "Vielleicht sollte ich mir eine andere suchen. Werwolf hin oder her. Ich will auch etwas Glück im Leben haben."
"Bin ich dir nicht Glück genug?", fragte ich ihn lachend und schob die leere Burgerpackung von mir weg.
"Nichts für ungut, du bist mein bester Freund, aber wenn es um Liebe geht, dann traue ich den Mädchen mehr."
"Das heißt du gibst Amy auf?", fragte ich ihn misstrauisch. Er lehnte sich nachdenklich nach hinten und blickte auf seinen Bauch.
"Fürs Erste. Mein Wolf will bestimmt keinen Fehler einsehen...", lachte er bitter und schüttelte danach den Kopf. "... aber ich will mir auch etwas gönnen. Wenn Amy nicht für mich bestimmt ist, dann kann ich das Schicksal nicht ändern."

Der Schmerz in seinen Augen war klar zu sehen. Er liebte Amy nicht nur, weil sein Wolf sie vor ein paar Monaten als seine Seelenverwandte erkannt hat, er hatte sie davor schon geliebt. Anfangs habe ich gedacht, dass er sich die Seelenverwandschaft eingebildet hat, als sein Wolf Amy aussuchte, aber mit der Zeit erkannte ich, dass es echte Gefühle von seiner Seite und der des Wolfes waren. Bei seiner und Amy Vorgeschichte war es aber auch ermüdend den Geschehnissen mitzufolgen. Ich konnte beide Seiten verstehen, sowohl Amys Gedanken gegenüber Jason, als auch seine Eifersucht.

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