ᴡᴇʀ ᴠᴏɴ ᴜɴꜱ ʜᴀᴛ ᴀɴɢꜱᴛ ᴠᴏʀ ᴅᴇᴍ ʙᴏ̈ꜱᴇɴ ᴡᴏʟғ? ✔️

F ü n f u n d d r e i ß i g

~ Linn ~

"Linn.", wiederholte Amy eindringlich und blickte mir tief in die Augen. "Du ahnst nicht wie dankbar ich bin, dass du jetzt in die Siedlung hier gezogen bist! Dein Timing ist perfekt, denn länger hätte ich es mit Jason und Noah an meiner Seite nicht mehr ausgehalten." Ich lächelte, worauf mich Amy in eine weitere stürmische Umarmung zog.
"Ich will auch.", rief Kira und warf sich schmollend auf uns. Schmerzvoll stöhnend brachen wir auf den Boden zusammen.
"Mensch, Kira. Du hast im Urlaub aber echt zugenommen.", dröhnte Amy gespielt und stieß sie von sich.
"Aber dafür hast du an Haarlänge verloren.", warf ich nachdenklich ein.
Kira setzte sich im Schneidersitz neben uns hin. "Erstens, Amy. Hey! Zweitens, ja Linn du hast recht. Das sieht aber echt süß aus!" Dem folgte ein Quiecken.

Kira ist ein sportliches und energiegeladenes Mädchen. Sie hatte dunkelbraune, fast schon schwarze lockige Haare, die früher so lang waren, wie meine jetzt. Nun, aber trägt sie die Haare kürzer, so dass die Locken knapp über ihrer Schulter aufhörten. Kira hatte auch inspirierend warme, grüne Augen und - es hört sich komisch an - aber sie hatte etwas mütterliches an sich.

"Alex hat mich inspiriert.", erzählte Kira grinsend und strahlte über das ganze Gesicht. Alex war ihr Freund mit dem sie nun schon ein paar Monate zusammen ist. Ich kannte ihn solala gut, da wir ja in derselben Kasse sind und uns ab und zu in der Bibliothek beim Lernen oder Lesen getriffen haben. Im Prinzip war er ein netter Junge, aber ziemlich unterschiedlich von Kira.

"Kennt ihr euch?", fragte Amy nachdenklich und wackelte mit dem Zeigefinger zwischen mir und Kira hin und her. Kira nickte aufgeregt.
"Wir sind die letzten zwei Jahre gemeinsam im Nachmittagsunterricht gesessen.", klärte ich Amy auf.
"Ich hatte nur Linn, da ja keiner von euch mit mir zum Extra-Kunst-Unterricht gehen wollte. Linn und ich sind die besten und kreativsten Kunstpartner.", ergänzte Kira beleidigt. Lachend schlug sie dann in die Hand ein, die ich ihr hinhielt. Bisher war Kira für mich nur eine Freundin, die ich in der Schule hatte und ab und zu bei Gruppenarbeiten. Irgendwie ging mein Herz dabei auf sie auch nach der Schule noch als eine gute und verständliche Freundin haben zu können.
Amy sah gespielt empört zu Kira und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du warst schon zwei Jahre lang mit dieser wunderbar guten Seele befreundet und hast sie mir nicht vorgestellt? Kira, ich bin entsetzt!", fing Amy ihre Standpauke an.
"Du warst lieber mit Tina befreundet.", warf ich schulterzuckend ein.
"An deiner Stelle, Amy.", fing Kira kichernd an. "Hätte ich Tina zu jeder Zeit mit Linn ausgetauscht."
"Tina war nicht so schlecht.", warf ich ein und hievte mich vom Boden hoch.
"Ich hab sie nie gemocht.", sagte Kira schnell und spähte entschuldigend zu mir hinüber.

"Ich hab eigentlich gerne viel Zeit mit ihr verbracht, aber nachdem sie angefangen hat sich so billig an Noah zu schmeißen hab ich bemerkt, dass sie immer egoistisch gehandelt hat.", klagte Amy ehrlich und klopfte sich schnaubend den Staub von der Kleidung.
"Sie hat was?", fragte ich ungläubig etwas zu laut, während ich vom Boden aufsprang. Tina und Noah? Sie hatte doch immer abgestritten ihn zu mögen.
"Schon immer egoistisch gehandelt. Linn, Kleines, ich weiß, dass sie deine beste Freundin ist, aber es stimmt." Kira nahm mich entschuldigend in den Arm, worauf ich vor lauter Schock nicht reagieren konnte.
"Das hab ich schon immer gewusst. Ich meinte eigentlich das andere.", wandte ich mich zögerlich an Amy.
"Achsoo.", fing sie dann an zu verstehen und grinste hinterhältig. Das Grinsen wurde aber dann traurig und verwirrt.
"Warte. Du hast nicht gewusst, dass sie sich an Noah rangemacht hat? Sie hat vor circa einem halben Jahr angefangen.", meine Amy dann besorgt. Mit einer Hand wirbelte sie sich die Haare zu einem Dutt unordnetlich zusammen und zog dann ein Haargummi.
"Vor einem halben Jahr hat bei ihre eine Phase angefangen, wo sie mehr mit dir abhängen wollte. Das hat sie zumindestens mir und Laura so gesagt.", erzählte ich dann meine Version. Perplex musterten wir uns, während die Gedanken nur so ratterten.