D r e i u n d v i e r z i g

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Noah brach lachend fast an meiner Hausecke zusammen, als ich mit aufgerissenen Augen zu ihm hinsah.
"Du hättest dein Gesicht sehen sollen!", brachte er zwischen den Lachern hervor.
"Nicht witzig!", rief ich beleidigt und bewarf ihn kurzerhand mit dem Schlüssel, den er leider in der Luft abfing. Zu meinem Bedauern. "Du hast echt gute Reflexe.", sprach ich meinen Gedanken schließlich laut aus und verzog nachdenklich das Gesicht.
Er kam nickend vor mir zum Stehen und überreichte mir meinen Schlüssel. Ich steckte diesen in die Tasche und schulterte sie.

"Du hast also doch das Kleid angezogen.", grinste er verführerisch und stieg nicht über die Stufen zum Plateau vor der Haustür hoch, sondern überwand dieses in einem Schritt. Ich sagte nichts und sah ihn nur abwartend an. Eine Hand von ihm rutschte an meine Taille und er zog mich sanft näher zu sich. Unsere Gesichter waren nur wenig von einander entfert. Panik stieg in mir auf. Was lief denn nun? Hatte ich nicht genug Parfüm auf?

Was wollte er denn jetzt? Mein Wolf genoss währenddessen die Nähe und drückte sich an meinen Bauch. Noah sah mir in die Augen und ich konnte auch seinen eiskalten blauen Augen nicht entweichen. Es gab kein entrinnen vor der Geborgenheit, die aus ihm herausstrahlte.
"Schön zu wissen, dass ich dich so leicht manipulieren kann.", flüsterte er mir charmant zu und mein Gehirn begann wieder zu arbeiten. Manipulieren? Das war ein Spiel? War ich zu gut im Verstecken oder er zu blöd um etwas zu verstehen?

Empört stieß ich ihn von mir weg und musste mich davon abhalten ihm das Gesicht zu verschönern. Er taumelte etwas nach hinten und flog dann das Plateau hinunter. Mit einem lauten Aufprall knallte er in das Gras. Uh.
Geschockt hatte ich mir die Hände an den Mund geschlagen, während Noah ziemlich eingefroren noch am Boden lag.

Er sah mich entsetzt an und die Kinnlade hing sehr tief. Der Anblick hatte... etwas amüsantes. Ein Lacheln schlich sich in mein geschocktes Gesicht und ich konnte es nicht mehr unterdrücken. Schallend lachte ich auf.
"Linn? Was war das?", fragte er noch immer geschockt und setzte sich beleidigt auf.
"Du hättest dein Gesicht sehen sollen.", wiederholte ich entschuldigend seine Worte. Noah ließ sich zurück ins Gras fallen und lachte. Schnellen Schrittes stieg ich das Plateau hinab und reichte ihm eine helfende Hand. Er nahm sie und meine Gefühle überschlugen sich wieder. Gab es kein Mittel dagegen? Ich sollte die alten Bücher mal wieder durchforsten.

Mit meiner Hilfe stand er schließlich auf und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung.
"Sorry.", sagte ich schüchtern und drehete mich weg. Würde er jetzt sauer werden? Bitte nicht.
"Egal was du gedacht hast, dass ich machen wollte.", fing Noah grinsend an. "Ich hatte nicht vor dich zu Küssen oder so." Mein Herz brach zum wiederholten Male, während ich leicht lächelte. Hatte ich nicht vorhin noch von Hoffnung geredet?
"Ich wollte dir nur zeigen, dass ich mich nicht gerne kontrollieren lasse.", antwortete ich frech und schluckte den Schmerz hinab. In meine kleine innere Pandorakiste sperrte ich ihn ein, wie alles andere auch.
"Sorry, aber ich bin noch immer etwas baff.", warf Noah ein und ging zu seinem Auto los. Unsicher blieb ich noch stehen. "Brauchst du eine schriftliche Einladung?"
"Ich komme ja schon.", rief ich ihm zurück und ging zu der Beifahrertür, die er mir offen hielt.

Er nahm wenig später neben mir vor dem Lenkrad Platz und schnallte sich an.
"Kannst du Amy anrufen und ihr Bescheid geben, dass wir jetzt losfahren? Sie braucht immer so lange.", dröhnte er genervt. Ich nickte und er zog sein Handy heraus um Jason anzurufen.

Es läutete mehrmals bis Amy endlich abhob.
"Seid ihr schon los?", fragte sie etwas außer Atem. Was machte sie da? Marathon?
"Bist du fertig?", fragte ich sie verwundert zurück. Sie schwieg, was für mich ein klares Nein war. Darüber wird Noah sich nicht sehr freuen.
"Beeil dich. Wir sind vor deiner Tür und warten.", gab ich ihr zurück und legte kurzerhand auf. Noah nickte mir anerkennend zu.
"So geht' auch." Er zündete kurz daraufhin das Auto und fuhr langsam los.
"Hast du etwas dagegen, wenn ich mich dann nach hinten setzte?", fragte ich Noah etwas schüchtern.
Als hätte er eine Vorahnung seufzte er die nächsten Worte hinaus. "Was hat dir Jason gesagt?"
"Nichts. Aber wenn wir wirklich zwei Stunden Fahrt haben, dann mit wenigstens etwas Ruhe. Außerdem kann ich dann auch besser mit Amy reden."
"Verstehe. Aber...", fing er grinsend an und bog in die erste Kurve. "...es sind drei Stunden Fahrt."
Nein, oder? "Drei?"
"Jap." Na super.

ᴡᴇʀ ᴠᴏɴ ᴜɴꜱ ʜᴀᴛ ᴀɴɢꜱᴛ ᴠᴏʀ ᴅᴇᴍ ʙᴏ̈ꜱᴇɴ ᴡᴏʟғ? ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt