V i e r

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~ Linn ~

Ich haderte mit der Entscheidung, ob ich mich verwandeln und den Gegner vertreiben sollte oder schnell nach Hause flüchten sollte.
Der Boden auf dem ich mich gerade befand, gehörte meinem alten Rudel an. Doch jetzt, wo es das Rudel nicht mehr gibt, werden bald auch andere Rudel erkennen, dass das Gebiet unbewacht ist und ihr eigenes Territorium vergrößern wollen.

Lose hing ich mir meine Tasche um und ging Richtung Haus. Wenn meine Berechnungen irgendwie stimmen, wobei die Chancen 50:50 stehen, dann grenzt unser altes Rudelgebiet an das Gebiet, des Rudels bei unserem neuem Haus. Mein neues potenzielles Rudel. Wie sich das anhört.
Der Gedanke ließ mich erschaudern. Mein ganzes Leben habe ich in einem Rudel, in einer riesigen Familie verbracht. Und jetzt? Muss ich mir von heute auf morgen eine neue Familie suchen, sonst dreht mein Wolf durch, weil er kein Einzelgänger sein will.

Ich kam beim Haus an und drehte mich noch einmal um. Von Weitem sah ich eine dunkle Gestalt. Leuchtend gelbe Augen schienen in meine Richtung zu schauen, aber sie waren mindestens mehrere hundert Meter von mir entfernt.
Misstrauisch sprang ich über den Zaun und sprintete zum Haus.

Drinnen warf ich meine Tasche in eine Ecke und betrat die Küche. Meine Eltern waren gerade dabei Sandwiches zu machen. Flüchtig schnappte ich mir eines vom Tresen und wollte schnell die Treppe hinauf um mich in mein Zimmer zurückziehen.

"Willst du nur das eine Sandwich essen?", fragte mich meine Mutter und zeigte mit dem Buttermesser in ihrer Hand auf das Sandwich das sie gerade beschmiert hat.

"Ich nehm später noch etwas, aber ich will zuerst meine Sachen noch packen", murmelte ich die Stiegen hochgehend. "Solange ich noch die Motivation dazu habe."
Seufzen war aus der Küche zu hören.

Ich stieß die Tür zu meinem Zimmer auf und stellte einen Umzugskarton vor meinen Kleiderschrank auf. Genervt nahm ich die ganzen Kleiderstöße und stapelte sie in die Pappkartons.
Gerade als ich die Kartons neben meiner Tür lagerte und ich zu meinen Schulsachen übergehen wollte, überkam mich ein Gedanke.

Ich versetzte mich in Bewegung und holte mir wie in Trance aus dem Wohnzimmer noch zwei Kartons.
"Haben wir noch irgendwo Paketband?", fragte ich meine Eltern.
"Neben dem Fernseher. Warum?"
Mein Vater sah mich misstrauisch an.
"Wenn wir einen Neuanfang starten, dann sollte ich nicht an alten Sachen festhalten." Lächelnd ging ich mit den Kartons und dem Band in mein Zimmer zurück.

Ich setzte mich neben meine Kleidungskartons und sortierte die Sachen aus, die ich von Laura und Tina bekommen habe oder ihre waren. Ich holte auch die Sachen heraus, die ich von anderen Rudelmitgliedern bekommen habe. Im Endeffekt war etwas mehr als ein Viertel meiner Sachen in den Kartons versiegelt. Erleichtert atmete ich aus und stieß die Kartons mit meinem Fuß von mir weg.

"Du hast eine einzigartige Chance bekommen, Linn. Du darfst dein Leben nochmal von neu starten und planen. Nutze den Neustart!", dachte ich mir.

Eine Stunde später war schon fast alles aus meinem Zimmer in Kartons. Traurig ging ich wieder in die Küche und nahm mir zwei weitere vorgefertigte Sandwiche zum Essen.

"Wir müssen in drei Tagen wegreisen, Kleines." Mama kam in sie Küche und umarmte mich sanft von hinten.
"Wohin jetzt?", fragte ich zwischen zwei Bissen. 
"Dänemark."
"Das Leben als Pharma-Vertretter ist schwer", murmelte ich leise.
"Papa hat für übermorgen einen Umzugswagen reserviert, das heißt in zwei Tagen sind wir offiziell im neuem Haus." Mama drückte mir einen Kuss auf die Schläfe und holte eine Wasserflasche aus einer Küchenecke hervor.
"Du trinkst zu wenig." Sie stellte die Flasche vor mir ab und ging wieder.

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