Z w e i u n d v i e r z i g

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Nachdem diese Englischstunde zu Ende war, stürmten die meisten meiner Klassenkameraden schon hinaus. Kira und Alex verabschiedeten sich mit einem Winken und schlossen sich dem Menschenfluss an. Noah und Jason standen schwerfällig auf und warteten gelangweilt vor der Tür auf Amy, die mir schnell berichtete, dass sie draußen auf mich warten werde. Schüchtern ging ich auf unseren Klassenlehrer zu, der nachdem alle weg waren, die Tür schloss. Meine innere Unruhe stieg irgendwie.

Ausatmend wandte er sich an mich, während ich schüchtern die Hãnde hinter dem Rücken verschränkte und schon Fluchtwege suchte. Die beinahe Entführung damals hat mich wirklich geprägt. "Linn. Wie wir beide sicher schon wissen, haben sich diesen Sommer viele von der Schule abgemeldet - schon allein aus dieser Klasse fünf Personen. Ich habe außerdem in Erfahrung gebracht, dass deine alte Siedlung aufgelöst wurde. Die Motive dazu interessieren mich nicht wirklich, aber was ist dir sagen möchte ist: Bei Problemen kannst du dich immer an mich und die anderen Lehrer wenden. Ich bin traurig, dass unsere Klasse kleiner geworden ist, aber gleichzeitig bin ich auch froh, dass zumindestens du noch da bist." Er lächelte mich mit leuchtenen Augen an und ich bemerkte, dass seine Augenfarbe braungrün war. Seine Worte waren standardmäßig, aber sie beruhigten mich.
"Danke, Herr Professor. Ehrlich gesagt, bin ich auch froh hier zu sein.", gestand ich leise lachend. Er nickte und nahm seine Sachen in die Hände mit denen er dann die Klasse verließ.

Das war schon echt nett! Gerade als ich bei meinem Platz ankam und die Sachen packte, wurde die Tür geöffnet. Anfangs dachte ich mir nicht viel dabei, als dann plötzlich Karin hinter mir stand. Karin ist ein Teil der Achtergruppe und sie herrschte mich gerade nicht gerade nett an.
"Was spielst du für ein falsches Spiel? Zuerst noch das kleine Mauerblümchen und auf einmal bist du mit Noah befreundet?"
Skeptisch blickte ich ihr ins Gesicht und versuchte einen Punkt ohne Schminke zu finden, aber es war zwecklos. "Weißt du? Das hat dich nicht wirklich zu interessieren.", gab ich frech von mir. Ich war immer schon gegen Mobber und so Menschen, die andere gerne runtermachen - vor allem nach meiner ganz komischen Kindergartenzeit.
"Oh doch! Mehr als du glaubst! Ich versuche seit Jahren in diese Gruppe hineinzukommen um Noah näher zu sein, aber ich habe es nie geschafft! Und auf einmal sollst ausgerechnet du - ein Niemand - das geschafft haben? Ich glaube nicht.", verbittert schnaubte sie auf und kam mir noch näher. "Mach nicht auf Unschuldslamm, Linn! Spuck es schon aus! Mit wem hast du dafür geschlafen?"

Geschockt blieb mir die Mundlade offen. Aus meiner Lunge schleichte sich ein herzhafter Lacher nach oben, aber ich unterdrückte ihn mit voller Kraft. Das war doch ein Witz? Fassungslos blickte ich zu Karin, die unter ihrer Schminke wahrscheinlich knallrot vor Wut angelaufen war.
"Wie hast du es geschafft mit Noah oder Jason ins Bett zu kommen?", wiederholte sie sauer und zog aus ihrer Tasche eine Schere. Drohend kam sie mir noch näher.

"Wenn ich es nicht schaffe mit ihnen zu sein, dann du erst recht nicht. Ich lasse nicht zu, dass sich eine andere meinen Noah schnappt!" Bevor sie etwas ausrichten konnte wurde sie von einem lauten Applaus mit dramatisch langen Pausen unterbrochen. Mein Herz blieb stehen. Geschockt drehten wir uns beide um und sahen Jason, der locker an der Klassentür lehnte. Wann war er gekommen?

"Bravissimo, Karin. Hast du das Zuhause lange vor dem Spiegel geübt?", fragte er amüsiert und ging langsam zu uns. Karin blickte ihn geschockt und sauer zugleich an, aber antwortete nicht. Wow? Jason kann sie ruhigstellen? Wusste nicht, dass das überhaupt möglich war.
"Immer nur ist es 'mein Noah' aber nie 'mein Jason'. Warum?", fragte er mich belustigt. Inzwischen war er vor uns und nahm Karin locker die Schere aus der Hand.

"Pass auf, dass ich dir damit nicht die Haarverlängerungen abschneide."
Geschockt blickte ich Karin an. Es stimmt zwar, dass sie unnötig lange Haare hatte, die ihr schon zum Hosenbund ankamen. Aber Extension habe ich jetzt wirklich nicht erwartet.
"Was willst du, Jason?", fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Rauch stieg von ihr hervor.
"Die Frage ist nicht was ich will, sondern was du willst, Karin.", antwortete Jason ihr mit einem schelmischen Grinsen. Karin entfernte sich von uns und ich fühlte mich wieder Fehl am Platz.
Jason sprach mit einem bösen Funkeln in den Augen weiter. "Du willst, dass ich deine kleinen schmutzigen Geheimnisse für mich behalte und ich will, dass du dich von Noah und meinen Freunden verhälst. Das war der Deal." Karin schulterte sich beleidigt ihre Tasche.

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