N e u n u n d v i e r z i g

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~ Linn ~

Meine Eltern kamen wie geplant am Mittwochabend zurück und hielten mir ein paar Predigten über unsere aufgestellten Regeln. Vor allem mit dem 'nach der Schule direkt nach Hause, nicht alleine und zu lange in der Siedlung herumgehen, meine Werwolfaktivitäten herunterschrauben und, und und'. Gelangweilt hatte ich zugehört und ihnen dann über den schwachen Kontrollverlust meiner Kräfte und das aufgeblasene Verhalten meiner Wölfin erzählt. Noch traute ich mich nicht meinen Eltern zu beichten, dass was ich über meinen Mate weiß und über die Siedlung. Dennoch gab ich ihnen viele Bedenken, die auf Werwölfe, hinweisen könnten. Vor allem in der Nachbarschaft und der Richtungen von Heulen.

Die Schule war mit Amy, Kira und den Jungs viel erträglicher und sogar recht amüsant geworden. Noah war meine Schulter zum Anlehnen und Provozieren, Jason zauberte mir immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht und vertraute mir ab und zu fremde Geheimnisse und Vergehen an, vor allem von Karin. Mit Alex teilte ich meine Vorliebe zu Büchern und Literatur. Kira und Amy waren einfach nur meine besten Freunde geworden, die hatten schon fast den Schwesterstatus erreicht haben - so oft standen sie einfach schon vor meiner Tür oder wir haben gemeinsam tratschend die Hausübungen gemacht. Mit Amy hatte ich zudem eine Deal geschlossen, dass Amy, das mit mir und Noah in Ruhe lässt und ich dasselbe bei ihr und Jason mache. Kira wollte nicht in den Deal einsteigen und sendete uns beiden bei jeglichen Situatuonen immer vielsagende Blicke zu.

Seit dem Tag mit Noah im Regen sind inzwischen schon zwei Wochen vergangen. In dieser Zeit hatte ich mein Zimmer schon genau durchgeplant und mit meinen Eltern die Möbel gekauft, während Mama noch Küchenkataloge durchblätterte. Papa lief mit dem Maßband durch das ganze Haus, aber durchdachte innerlich nur wie groß der Fernseher sein könnte. Kopfschüttelnd ging ich in der Früh mit meiner Schultasche an ihnen vorbei.
"Linn, wir wollen die Nachbarn nächsten Freitag zu uns einladen.", benachrichtigte mich mein Vater.
"Freitag? Ist da nicht dieses Fußballspiel?" Die Jungs reden schon die ganze Woche über nichts anderes mehr und es nervte. Kira war auch planlos in jede Wette mit eingestiegen.
Mama kam nickend aus der Küche.
"Dein Vater hat sich endlich für einen Fernseher entschieden. Wir gehen ihn dann heute nach der Arbeit kaufen.", sagte Mama.
"Deine Möbel kommen heute an. Wir holen sie in der Mittagspause ab und stellen sie hier in den Flur. Wenn du willst, kannst du deine Freunde fragen, ob sie dir beim Aufbauen helfen.", meinte Papa. Die beiden haben komische Arbeitszeiten in dem Unternehmen, sie fangen um zehn Uhr an und sind um sechs Uhr fertig. Doch ihnen passte es.

Ich verließ das Haus und traf bei den Stufen auf Kira und Noah, mit welchen ich schon seit einiger Zeit gemeinsam zur Schule gehe. Anfangs habe ich überhaupt nicht daran gedacht, dass Kira auch in der Siedlung wohnt, aber dann habe ich herausgefunden, dass sie in der gleichen Straße wie Noah lebt, nur viel weiter hinten, schon fast am Ende der Straße im Übergang von Beton und Wald. Amy und Jason gehen einen anderen Weg zur Schule und Alex wohnt schon fast direkt daneben. Mit Kira redete ich viel, während wir zur Schule gingen. Noah ging eher schweigend hinter uns und warf nur ab und zu dumme Kommentare in unsere Konversationen ein, für die er finstere Blicke von Kira kassierte und ein Lachen von mir. 

Zwischen Noah, also meinem Mate, und mir war die Situation immer gemütlich und ungemütlich zugleich. Wir behandeln einander wie gute Freunde, aber innerlich reicht es mir einfach nicht. Noch habe ich mich nicht getraut ihm zu sagen, wer ich wirklich bin und was wir wirklich sind. Davor habe ich viel Angst. Ziemlich viel. Allein beim Gedanken daran began meine Hand zu zittern. Manchmal bin ich durch Albträume mitten in der Nacht schweißgebadet und kurzatmig aufgewacht, weil mich Noah im Traum abweist oder mit einem Speer jagt. Ich habe Angst, dass er nicht eine andere findet und sich für seine Mate gar nicht mehr interessiert und mich offiziell abweist. Zu allem Überfluss hat er noch die schlechte Gewohnheit sich nur zu parfümieren, wenn er das Haus verlässt, danach scheint sein Geruch ihm egal zu sein. Dasselbe gilt auch wenn er sich vom Wolf zurück verwandelt, wie damals als er in diesem Gewitter bei mir war.

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