S i e b e n

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< Noah >

Ich wartete noch bis das Auto wegfuhr und ging zurück in die Mitte des Waldes.
Unfreiwillig begab ich mich wieder auf den Weg nach Hause.
Auf meinem Weg nach Hause kam ich an der Stelle von gestern Abend vorbei. Die Fallen lagen noch immer da und sahen verrostet aus. Ich glaube kaum, dass noch Jäger kommen um die Beuten einzusammeln, da die Fallen eher verlassen wirkten.
An manchen Zacken der Falle war eine grünliche Substanz. Wenn wir wirklich das Territorium hier übernehmen, müssen wir die Fallen loswerden.

Mein Blick fiel auf die Stelle, an der die Wölfin gestern stand. Ihr Duft hing noch immer schwach in der Luft herum. Es war klar, dass ich ihn inhalierte. Ich zwang mich weiterzugehen und nicht all zu viel an sie zu denken, denn es würde mich nur wieder runterziehen. Ihre Duftspur war zu schwach um sie verfolgen zu können.
Mein Magen knurrte. Und ich knurrte gereizt zurück.

Zuhause war der Rest schon aufgestanden, naja alle bis auf Jonas, der Langschläfer.
Mama tobte sich in der Küche aus und stellte dann doch nur eine Schale mit Müsli vor mir auf den Tisch.
"Wo ist Timmy?", fragte ich sie während ich aufstand und einen Löffel suchte.
"Er hat mich heute früh damit genervt, dass er auch seine Mate finden will und ich glaube er streift gerade durch die Gegend", sagte Mama schulterzuckend.

Ich lachte kurz auf und begann nach erfolgreicher Löffelsuche mein Müsli zu essen. Mama kam auf einmal auf mich zu und umarmte mich von hinten.
"Geht es dir gut, mein Schatz?"
"Ja, klar. Ich hab nur nicht viel geschlafen." Eigentlich kaum.
"Du kannst immer mit mir reden, das weißt du, oder? Egal über was. Du bist mein Sohn, du musst dich nicht vor mir aufspielen", sie klang ziemlich besorgt.
"Mama es geht mir gut. Morgen ist Vollmond, vielleicht konnte ich deswegen nicht gut schlafen.", versuchte ich mich zu erklären. Wir wussten beide, dass es eine Lüge war. Ich mochte Vollmonde.
"Ich meinte eigentlich deine Situation mit deiner Mate."
Es wurde still. Ich legte den Löffeln in die Müslischale und schob sie von mir weg. Langsam lehnte ich mich nach hinten gegen Mama.
"Ich weiß nicht was ich denken und wie ich handeln soll. Ich glaube... ich brauche nur ein paar Tage Ruhe zum Nachdenken und Durchdenken."

Mamas Arme legten sich um meinen Hals. Sie war ruhig und sagte nichts dazu.
"Wo ist Papa?", fragte ich schließlich um der unangenehmen Stille zu entkommen.
"Er wollte selbst einmal das andere Territorium durchgehen."
Ich nickte und löste mich langsam aus Mamas Umarmung. Unruhig ging ich Richtung Tür.
"Noah. Wo willst du hin?"
"Ich weiß nicht."

Stürmisch öffnete ich die Tür, nur um das Mädchen von früher wieder zu sehen. Geschockt stand sie mit leicht offenen Mund da und war kurz davor die Klingel zu drücken. Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch.
"Ehm... Brauchst du etwas?" Sie stand etwas benommen da und antwortete nicht sofort, weswegen ich noch dazuwarf. "Bist du etwa ein Fan und hast mich nun verfolgt?" Grinsend sah ich sie an.

"Was? Nein! Ich bin mit meinen Eltern in das Haus hinter euch gezogen, wenn du wirklich hier lebst und ich ehm -", sie sprach schnell und wirkte nervös. Außerdem ging ein starker Geruch von ihr aus.
"Linn. Bist du das?" Plötzlich tauchte Mama neben mir auf und lächelte sie an.
"Ja... Hallo."
"Braucht ihr Hilfe?"
"Mein Vater kommt circa in einer halben Stunde mit dem Umzugswagen an und wir wollten fragen, ob Sie uns beim Ausladen helfen könnten?", unruhig bewegte sie sich etwas hin und her.
"Ja, natürlich. Noah hilft euch sicherlich gerne und Jonas hat auch nichts Wichtiges für heute geplant."

Was macht sie da? Ist das wirklich ihr Ernst?

"Mama", fing ich fragend an, doch wurde schnell unterbrochen.
"Du warst letztens nicht da als wir uns den Nachbarn vorgestellt haben. Linn und ihre Eltern sind in das Haus vom alten Baus gezogen."
"Das hab ich schon mitbekommen, aber -" Schon wieder wurde ich unterbrochen. Ich musste mir mit aller Kraft ein Knurren unterdrücken.
"Du bist doch so stark und hilfsbereit", Mama hatte ein gefährlich ruhiges Lächeln aufgesetzt und sah mich an.
"Nichts lenkt mehr ab als harte Arbeit. Ich wette, dass du dich besser fühlen wirst, wenn du anderen hilfst", fügte sie mir in Gedanken hinzu.

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