D r e i z e h n

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< Noah >

"Timmy, verdammt nocheinmal!", brüllte ich, sobald die Haustür geschlossen war. "Was soll das? Ich habe dir gesagt, dass du sie in Ruhe lassen sollst!"
"Aber sie ist meine Mate!", motzte er schmollend zurück, als ich ihn auf den Boden abstellte.
"Was ist hier los?" Mama steckte ihren Kopf durch die Tür und musterte uns ziemlich besorgt.
"Das würde ich auch gerne wissen." Papa kam neugierig aus dem Wohnzimmer.
"Timmy ist heute schon zweimal in Linns Nähe aufgetaucht. In Wolfsform!", erklärte ich betonend.
"Das stimmt nicht.", motzte er zurück und verschränkte die Arme. Ein ungläubiges Schnauben verließ meine Kehle.
"Timmy. Ich war dabei heute früh.", mahnte Mama. "Du hast Linn Angst eingejagt. Wir haben dir doch ausdrücklich gesagt, dass du nicht in Wolfsform vor den Nachbarn herumlaufen sollst." Gegen Ende hin wurde sie immer lauter und strenger.
Mein Vater sah geschockt zu Timmy.
"Und gerade eben hat er ihr wieder aufgelauert.", erklärte ich ausatmend.
"Tim Moritz Sebor!" Mama kochte vor Wut und Papa wirkte auch plötzlich sehr angsteinflößend. Das würde nicht gut ausgehen.
"Ich habe ihr nicht aufgelauert! Ich wolte sie markieren."
"Timmy. Was soll das? Wir wissen nichts über die Nachbarn. Sie sind keine Wölfe.", sagte Papa mit Nachdruck.
"Aber sie ist meine Mate.", schmollete er und rannte weinend auf Mama zu. Genervt stöhnte ich auf.
"Hast du uns auch verfolgt?"

Mama und Papa hielten inne. Timmy sah mich mit einem gezwungenen emotionslosen Blick an und sagte: "Nein."
"Timmy! Hast du das gemacht oder nicht?" Papa kniete sich mit strenger Miene zu ihm hin und zwang ihn ihm in die Augen zu blicken. Timmy quängelte.
"Er ist schuld!", rief der Kleine und richtete seinen Zeigefinger auf mich, während er sich noch mehr an Mama heftete.
Mein Ausdruck wechselte von Schock auf Verwirrung. "Wovon redest du?"
"Ich habe dir gesagt, dass sie meine Mate ist. Trotzdem machst du dich heute an sie ran."
"Ich habe mich nicht an sie rangemacht! Ich habe sie nach Hause gebracht, nachdem sie an die frische Luft musste."
"Du hast sie im Arm gehalten!", rief er mir schuldig zu. Mama sah mich mit einer amüsant hochgezogenen Augenbraue an, was ich nur mit einem genervten leises Gröllen kommentierte.
"Nachdem du uns verfolgt hast und sie Angst gekriegt hat. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen das zu machen? Du hast doch gesehen, dass sie panische Angst vor dir hatte!", rief ich aufgebracht.
Timmy fing zu weinen und klammerte sich noch mehr - falls das noch möglich war - an Mama, die ihn hochhob und an sich drückte. Der kleine Scheißer kriegt doch echt alles!
"Du kannst froh sein, dass ich dich zuerst gesehen und aufgehoben habe, bevor Linn dich wieder gesehen hat.", mahnte ich ihn ruhig.

Kopfschüttelnd ging ich an Mama und Papa vorbei ins Wohnzimmer. Mit Kopfschmerzen fing ich an die Kissen von dem Sofa zu Boden zu werfen. "Was wird denn das wenn es fertig ist?", fragte Papa neugierig mit einem belustigten Unterton in der Stimme.
"Mama hat mich dazu verdonnert auf dem Sofa zu schlafen, bis ich nicht ein neues Bett kaufe."
"Ein neues?" Er wirkte echt verwirrt.
"Das Lattenrost ist an einigen Stellen durchgebrochen und kaputt gegangen."
Papa lachte auf.

In meiner Brust tauchte ein unbekanntes Ziehen auf, dass mich bei meiner Arbeit erstarren ließ. Mein Körper füllte sich mit Anspannung und ich hatte das Gefühl, dass mein Wolf mich verlassen wollte. Verwundert blickte ich mich um. Irgendwoher stieg der Duft von Wildbeere, Rosen und Brennnessel in meine Nase. Bevor ich mich versah riss ich schon das Wohnzimmerfenster auf und zog die frische Abendluft ein. Wortlos zog ich mich zurück ins Wohnzimmer, als ich nicht meine Mate sondern Lavendel roch. Mein Wolf drehte wohl gerade mehr am Rad als ich. Müde schloss ich das Fenster wieder und kickte die Sofakissen in eine Ecke.

"Ich hab gehört, du hast heute den Nachbarn geholfen.", fing Papa an und setzte sich auf das zweite Sofa.
Aufstöhnend schmiss ich mich auf das kissenfreie Sofa.
"Ich weiß nicht, Papa. Sie sind alle nett und höflich und freundlich.", fing ich an. "Die Sachen waren parfümiert. Linn und ihre Mutter trugen Parfüm. Der Vater hatte ein echt gutes Aftershave, ich glaub Jason hat ihn sogar gefragt welches. Vom Verhalten her waren sie offen, ich hatte nicht das Gefühl, dass sie sich verstellten."
Papa nickte mir nachdenklich vom Sofa zu.

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