Reise

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Nach Tag drei kann er sich immer noch wehren, weil es kein direkter Befehl der Lady ist. Mehr eine Handlungsempfehlung, die er gern übersieht. Das merkt aber auch Lady Integra und zitiert ihn erneut zu ihr. Gemeinsam stehen sie vor dem Anwesen, während Integra in den Sonnenuntergang blickt. „Ich frage ein letztes Mal höflich. Was ist dein Problem mit dem Finden deines Seelenverwandten?" Alucard blickt sie kurz aus dem Augenwinkel an, ehe er nach vorn sieht. „Ein Seelenverwandter ist eine Gefahr für mich und meine Organisation. Außerdem habe ich bisher auch ganz gut ohne auskommen können, findet Ihr nicht?" Seufzend dreht die Lady ihren Kopf zu ihm und legt ihn leicht schief. „Alucard. Ein Seelenverwandter ist ein Segen, verstehst du? Warum sollte es überhaupt Probleme geben?" Ein Segen? Ein Grund mehr das Ding zu übersehen, zumindest für den Urvampir. „Eine mir nahestehende Person kann und wird auch höchstwahrscheinlich als Druckmittel eingesetzt." Das will Alucard vermeiden. Nicht nur um sein Seelenheil aufrecht zu erhalten, sondern auch noch um die eine Person zu schützen die ihn eventuell verstehen könnte. An sich will er sie schützen, indem er nie Kontakt mit ihr aufnimmt. „Man kann sie oder ihn so oder so gegen dich Einsetzen. Ob du sie oder ihn jetzt kennst oder nicht, das ist egal. Eine Nachricht auf der Haut reicht aus um zu sagen dass man sie oder ihn in Gewahrsam hat." Integra schüttelt leicht ihren Kopf und sieht wieder nach vorn. „So wie ich dich kenne, Alucard und das tue ich schon das ein oder andere Jahr..." Leicht gehen ihre Mundwinkel hoch, aber eher mit einem sanften Gesichtsausdruck. „Du würdest dich darum kümmern. Wäre es nicht besser zu wissen wo er oder sie wohnt, wie er oder sie aussieht und wie die Tagesroutine ist? So könntest du die Person schneller finden." Nutzt sie gerade seinen Beschützerinstinkt aus? Er glaubt es hackt! Leicht eingeschnappt verschränkt er die Arme und verzieht leicht das Gesicht. Das wiederum amüsiert die Lady nur noch mehr. „Ist es nicht schön wenn ich recht habe?" Für den Kommentar will er gleich am liebsten abhauen. „Wirst du deinen Seelenverwandten jetzt suchen ohne dass ich es dir direkt Befehlen muss?" Überraschenderweise tut sie das eigentlich sehr ungern, Integra hofft mehr auf die Loyalität ihres Untergebenen. Der Urvampir hingegen starrt noch weiter gerade aus. „Sie." Fragend zieht sie eine Augenbraue hoch. Was meint er? „Meine Seelenverwandte ist eine Frau, menschlich." Oh? Hat sie ihm unrecht getan? Hat er sich schon vorher schlau gemacht? Aber warum dann nur das Geschlecht? Seine Aussage bringt gerade mehr Fragen auf als es klärt. „Aber nein. Nicht freiwillig." Kann sie ihm eine Kugel durch den Kopf ballern? Naja, eigentlich schon! Aber dafür ist ihr die Kugel zugegebenermaßen zu schade. „Alucard...?" Die Stimme ist leise, aber mehr Drohung kann man in einen Namen nicht setzen. Doch der schwarzhaarige dreht sich nur um. Sie wäre in einer zu großen Gefahr wenn er sie ausfindig machen würde. Nein, das tut er ihr nicht an. Außerdem ist er ein Vampir! Was will ein Mensch damit? „Alucard! Ich BEFEHLE dir deine Seelenverwandte zu suchen! Du wirst nichts anderes machen bis du sie gefunden hast und wenn du um die Welt reisen musst!" Der Urvampir bleibt stehen. Scheiße, sie hats wirklich getan.

Endlich geht es los! Emmy freut sich richtig auf diese kleine Rundreise und hat sich dafür ihre ganzen Überstunden und die Hälfte ihres Jahresurlaubs genommen! Die erste Woche von fünf hat sie in ihrer Wohnung verbracht und alles vorbereitet. Mit Tim versteht sie sich immer besser und es ist einfach eine sofort-Freundschaft entstanden. In den letzten drei Tagen standen die beiden eigentlich immer in Kontakt, was die junge Frau extrem freut. Sie hat auch ihren Eltern bescheid gegeben, dass sie nun endlich einen normalen Freund hätte mit dem sie auch etwas macht. Ihre Mutter war sofort begeistert und selbst ihr Vater, der normalerweise ein wenig zurückhaltender und vorsichtig ist, war positiv über diese kleine Wendung bei seinem kleinen Mädchen überrascht. „Und vergiss nicht, mein Bruder ist immer noch sehr speziell!" Emmy nickt und sieht auf ihre gepackten Koffer. „Aber ich muss jetzt auflegen, Mama! Hab dich lieb!" Mit diesen Worten trennt die junge Frau die Verbindung und schreibt auch Tim noch einmal, dass sie jetzt zum Flughafen fahren würde. Dieser ist eh schon Online und fragt sie sofort ob sie alles habe. Er hat sehr schnell mitbekommen wie vergesslich die Frau eigentlich ist. Aber sie hat den Geldbeutel, sie hat Kopfhörer, das Handy, das Ticket, in den Koffern ist alles, der Kühlschrank ist leer, sie hat nichts mehr Verdorbenes irgendwo herumliegen... Perfekt! Mit den Schlüsseln geht sie noch raus aus der Wohnung, gibt auch ihrer Nachbarin bescheid die hin und wieder mal nach dem Rechten sehen soll und schleppt alles runter zum Auto. Es braucht ein bisschen bis sie alles richtig in den kleinen Wagen geschlichtet hat, dennoch passt alles wunderbar rein und sie schließt den Kofferraum. „Hey!" Emmy hebt den Kopf und sieht Tim auf sich zu laufen. Mit einem Grinsen wartet sie auf ihn. „Hey, was gibt's?" Der schwarzhaarige nimmt sie kurz in den Arm und lächelt ebenfalls. „Als ob ich es mir entgegen lasse dir persönlich tschüss zu sagen. Pass aber auf, klar? Und schreib mir wenn du da bist!" Das Lachen der jungen Frau ertönt und sie nickt. „Klar! Und ich werde dich mit Bildern versorgen, das habe ich versprochen." „Hast du die Fenster geschlossen?" Kurz überrascht, denkt sie nach und nickt. „Und die Heizung abgedreht. Nichts elektronisches läuft mehr und auch kein Wasser." Ein wenig stolz ist Tim dann schon, dass sie nichts vergessen hat. „Alles klar. Ich bin nachher noch mit Ronja und Basti unterwegs. Wenn ich nicht antworte weißt du bescheid." Auch hier nickt sie. „Richte schöne Grüße aus!" Brummend stimmt Tim zu. Aufgrund des Geschehenen ist er so ein wenig die Lachnummer in seinem Freundeskreis, aber sie haben die kleine relativ schnell akzeptiert. Ronja hat auch die kleine Idee gegeben ihr die Nummern derer zu geben die ihre Seelenverwandten sein sollen! Das wird Tim aber erst, wenn sie sich wirklich dafür interessiert. Denn es war ein kurzer Hype da, der aber wieder abgeflacht ist und Interesse zeigt sich nicht wirklich.

A soul for twoWhere stories live. Discover now