Erstes Date

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Während sie immer weiter redet, trinkt Alucard seinen Kaffee und lässt sie so viel reden wie sie will. Sie ist sonst eh so still und wenn er ein Thema gefunden hat über dass sie so viel erzählen kann, ist es doch gut so. Ihre richtigen Gesichtsausdrücke dabei zu sehen ist ebenfalls schon fast etwas Neues, denn normalerweise ist sie einfach still. „Ah, sorry. Ich rede viel zu viel!" Entschuldigend legt sie sich eine Hand auf den Hinterkopf und lächelt, während er eine Augenbraue hochzieht. „Rede doch so viel wie du willst, du tust das sonst eh so selten." Emmy sieht auf ihren Eisbecher hinunter und nickt leicht. „Ich weiß, hab ich so gelernt." Fragend brummt er und will gern wissen wer ihr diesen Schwachsinn bitte eingebläut hätte. Sie packt ein wenig Eis auf ihren Löffel und nimmt ihn in den Mund, lässt es schmelzen und schluckt es runter. „Wenn du etwas sagst und du wirst jedes Mal unterbrochen weil irgendjemand was anderes zu sagen hat, dann wirst du irgendwann still. Du hast das Gefühl dass es eh niemanden interessiert und... naja." Schulterzuckend nimmt sie noch mehr Eis und betrachtet es auf dem Löffel. „Warum solltest du etwas sagen wenn du eh unterbrochen wirst? Da spar ich mir lieber den Atem und die Energie. Den Frust und die Wut die dann aufkommen. War auch immer bei meiner Mutter! Wenn wir geredet haben hat sie nicht gewartet bis ich fertig war. Ich musste jedes Mal warten, also... Und naja, wenn du einen Kommentar zu einem aktuellen Thema hast und du wartest bis die andere Person endlich fertig ist mit dem was sie sagt, dann ist die meistens bei einem anderen Thema und das was du sagen wolltest, macht eh keinen Sinn mehr. Ganz einfach, oder?" Langsam lässt Alucard die Tasse sinken und sieht sie einfach nur an. „Du, Madame, brauchst definitiv ein wenig mehr Durchsetzungsvermögen. Wo ist die Frau hin die heute noch einen Patienten zusammengeschissen hat?" Emmy runzelt die Stirn und hat den Löffel im Mund. „Bi if- Mh." Den Löffel nimmt sie wieder raus und hält ihn hoch. „Die ist in der Arbeit geblieben. Der einzige Ort an dem ich sie wirklich brauche...?" Seufzend reibt er sich den Nasenrücken und braucht einen Moment um nicht irgendwie beleidigend zu werden. Wie formuliert er das jetzt richtig? „Emmy-Schatz. Du brauchst dieses Durchsetzungsvermögen und das Selbstvertrauen überall. Besonders bei uns. Ich würde dich bitten darauf zu achten dass du das bei uns auch einsetzt, okay? Wenn dich jemand unterbricht, dann unterbrichst du ihn und sagst, dass du noch nicht fertig warst. Nicht aggressiv, sondern in einem normalen, höflichen aber festen Ton." Normalerweise würde er raten dass sie ihm einfach eine drüberknüppeln soll! Aber erstens ist sie nicht der Typ dafür und zweitens muss sie auch mit normalen Menschen reden. Kommt ein wenig scheiße. „Du kennst meine Mutter schon noch, oder? Wenn ich der sage dass ich noch etwas zu sagen habe, dann ‚soll ich mir das kurz merken' und plappert dann selbst weiter." Alucard schnipst und deutet auf sie. „Und dann sagst du was?" „Nichts, damit ich mein Leben behalten kann?" „Falsche Antwort, aber wir üben das."

Es ist schon dunkel als sie aus dem Gebäude treten und sich Emmy bei Alucard eingehakt hat. „Ich war schon ewig in keinem Kino mehr!" Schmunzelnd sieht er auf sie hinunter. „Und ich wusste nicht dass du auf Horrorfilme stehst." Trotz allem was passiert ist scheint sie Horror anzuziehen, man kann sich bei dieser Frau nie sicher sein in welche Richtung sie geht. So viele Widersprüche sind dort vereint, Chaos eben. Nach einem kurzen Snack für Alucard, fühlt er sich gut genug sodass er sie auch in den Schatten mitnehmen kann, um sie außerhalb von London und auch weit genug von dem Anwesen auf einen kleinen Hügel zu bringen. Von dort aus kann man die Stadt erkennen, die mit ihrem Leuchten einen wunderschönen Ausblick birgt. Sterne sind ebenfalls in dieser wolkenlosen Nacht zu erkennen und sie lehnt sich an ihn. „Danke, Alucard. Ich habe zwar kein Vergleichsmaterial, aber ich glaube dass Date war perfekt." Sanft streicht er ihr über den Oberarm und bekommt dieses scheiß dumme Grinsen nicht weg. Was macht sie nur wieder mit ihm. „Setz die Latte nicht zu hoch, ansonsten muss ich mich ja noch anstrengen das von heute zu übertreffen." Er hat sich vorgenommen sie immer wieder auf kleine Dates mitzunehmen. Es scheint ihr wirklich gefallen zu haben und dieses glückliche Lächeln zu sehen, dafür macht er alles. Der Urvampir führt sie noch ein Stück weiter zu einer Parkbank, auf die sie sich setzen können. Nur schwach kann Emmy etwas erkennen, aber es reicht um die Bank und Alucard zu sehen. Schemenhaft die Umgebung. „Du? Kurze Frage." Einfach um das für die Zukunft zu wissen. „Ich werde es nie meiner Familie sagen, stimmts? Was wirklich los ist." Alucard schüttelt den Kopf. „Das wäre zu gefährlich, Dragâ. Je mehr Leute davon wissen, desto mehr können es weitererzählen und es wäre sicherer für alle wenn man das in so einem kleinen Kreis wie möglich halten würde. Deine Familie ist für zukünftige Dinge prädestiniert genug. Sie kennen dich und du gehörst zu mir und dem Pater. Du bist geschützt, wir können uns selbst schützen. Deine Familie und deine Freunde nicht." Das macht ihr wirklich Sorgen. Hat sie bis jetzt darüber nachgedacht? Nicht wirklich. Mischt sich unter die Sorge auch ein wenig Angst? Durchaus. „Aber sollte deiner Familie etwas passieren dann sei dir sicher, dass Hellsing und Iskariot hinter dir stehen und alles tun werden, um sie zu retten." Das wiederum beruhigt ein wenig! Wenn auch nicht genug, als dass sie den Gedanken jetzt einfach so vergessen könnte. „Dragâ?" Sie brummt ein wenig nachdenklich und spürt seine Hand auf ihrer. „Ich weiß dass ist jetzt auch noch ein Ding über dass du dir Gedanken machen musst, aber... was hältst du davon wenn wir einen Weg finden dich unserer Lebensspanne anzupassen?" Lebensspanne anpassen? „So- Sowas wie unsterblich werden?" Ein verneinendes Brummen. „Unsterblich ist niemand. Selbst ich könnte getötet werden, denk daran. Niemand ist wirklich unsterblich! Aber ich meine das was ich gesagt habe. Was wäre, wenn wir einen Weg finden wie du nicht so einfach stirbst?"

A soul for twoWhere stories live. Discover now