Ersatzbaguette

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Bis zum Abend ist Emmy nun auf den Beinen und macht genug Fotos um ein ganzes Album nur von diesem einen Tag zu füllen. Eigentlich hätte sie nicht so viele Fotos gemacht, wenn ihr Seelenverwandter nicht erwähnt hätte dass er diese Orte gern besichtigen würde wenn er da wäre. Vielleicht tauschen sie irgendwann Nummern aus und sie kann ihm das alles schicken! Auch unterhält sie sich ein wenig mit ihm und findet es amüsant wie er sich teils darüber auslässt wie wenig Zeit er doch hätte. Auch entschuldigt er sich mehrfach dafür, dass er so selten schreibt! Doch seine Arbeit lasse es manchmal einfach nicht zu. Egal wie oft Emmy ihm versichert dass sie einfach nur froh ist dass er überhaupt schreibt, er entschuldigt sich trotzdem. Es gibt nur eine kurze Stille als sie fast schon aufgrund leichter Genervtheit ein ‚Ich hab dich lieb und jetzt halt darüber die Klappe' schreibt. Der Pater starrt diesen Satz an und weiß nicht was er darauf antworten soll. Einerseits hat sie ihm gerade gesagt dass sie ihn lieb hat! Andererseits scheint er sie genervt zu haben und er soll die Klappe halten was die Entschuldigungen angeht. Fast schon will er sich erneut entschuldigen, bevor er mit einem leicht dümmlichen Grinsen schreibt, dass er sie auch lieb hat. Sowohl er, als auch Emmy könnten halb austicken und würden für den anderen um die Welt reisen nur um jetzt bei dem jeweils anderem zu sein. Schließlich kommt dann doch die Frage von ihr, wie er eigentlich heiße. Etwas, was er ja eigentlich persönlich klären wollte. Doch er kann das nicht auf ihre Frage schreiben, das würde implizieren dass er planen würde sie zu treffen! Seufzend gibt er seinen Namen preis. „Alexander..." Emmy lässt sich den Namen auf der Zunge zergehen und nickt lächelnd. Der passt. Sie gibt ihm ihren Namen, aber er solle lieber die Abkürzung nutzen da ihr das besser gefällt als der volle Name. Der Pater sieht nach draußen, grinst breit und wiederholt leise ihren vollständigen Namen und dann den Spitznamen, den sie ihm gegeben hat. Das klingt fast wie ein kleines Kind, aber dafür ist sie eindeutig zu erwachsen. Alt klingt der Name nämlich wirklich nicht, sei es nun aus der Geschichte oder von ihrem wirklichen Alter. Kurz entschlossen gibt er weiter, dass sie ihn auch einfach Alex nennen soll, das andere wäre jedes Mal so lang. Gern nimmt sie das Angebot an und kann sich schon gar nicht mehr auf die letzte Sehenswürdigkeit konzentrieren bei der sie ist, bis sie wieder zurück ist. Sie kennt seinen Namen... sie kennt seinen Namen! Schlussendlich doch zurück im Hotel, schreibt sie die Neuigkeit gleich an Tim weiter, der wiederum seine Lippen aufeinander presst. Ja, sie kennt einen Namen. Von zwei. Sie kennt 50% ihrer Seelenverwandten! Doch noch immer hält er die Klappe. Das wird mies wenn es schlussendlich rauskommt, aber es kann ja sein dass sie den anderen nicht trifft oder nicht mit ihm schreibt oder so etwas. Denn der zweite Kerl klang um einiges zurückhaltender, auch wenn seine Stimme die eines Mannes war der weiß was er vom Leben zu erwarten hat.

Selbst genervt steht Alucard auf und streckt sich. Er muss es wieder schaffen seinen Schlafrhythmus an den ihren anzupassen damit das Fenster, sie mit allem zu konfrontieren, ein wenig größer ist als ein paar Minuten. Ein kurzer Blick auf seinen Unterarm zeigt ihm, dass sie schon schlafen gegangen ist. Verdammt, dass er das aber auch nicht richtig hinbekommt! Immer kommt irgendetwas dazwischen, das ist doch langsam echt nicht mehr normal. Trotzdem kann er es sich nicht verkneifen sie zu sehen. Alucard verschwindet im Schatten und taucht in ihrem Zimmer auf. Sein Blick fällt auf die schlafende junge Frau und auch wenn er die Augen verdreht, so muss er schmunzeln. Fest an sich gedrückt hat sie eines dieser großen Stoffbaguettes. Lautlos stellt er sich neben das Bett und beugt sich leicht nach unten. Die tiefen und gleichmäßigen Atemzüge lassen ihn selbst ruhig werden. Alucard zieht sich selbst den Handschuh aus und streckt seine Hand vorsichtig nach ihr aus, zuckt aber sofort zurück als sie kurz brummt. Er wartet noch einen Moment, ehe er über ihre Wange streichen kann. Eine bisher unbekannte innere Ruhe breitet sich aus und er setzt sich ebenfalls vorsichtig auf das Bett. Seine Mundwinkel gehen hoch als sie selbst leicht das Lächeln anfängt. Sie scheint es zu mögen. Sein Blick ist sanft als er ihr vorsichtig die Decke hochzieht und die Hand auf ihren Oberarm legt. Mit dem Daumen streicht er sanft über die Decke. All die Anstrengungen, all das Fluchen, all die Bemühungen sie zu finden! Es hat keinen Platz in seinem Kopf. Alles was sich dort noch befindet ist der Wunsch sie richtig kennen zu lernen und sie langsam den Wesen seiner Welt nahezubringen, damit sie ihn auch so akzeptieren kann wie er wirklich ist. WAS er wirklich ist. So wie er jetzt hiersitzt und auf sie hinunterblickt, spürt er so etwas wie Angst. Furcht davor, dass sie ihn nicht akzeptieren könnte. Ihn doch nicht versteht! Die Angst wieder allein zu sein. Sogar von seiner Seelenverwandten alleingelassen zu werden. Überrascht beobachtet er, wie sie sich brummend auf die andere Seite dreht und seinen Arm nun als Baguetteersatz benutzt. Somit hängt er fast über ihr, spürt aber auch ihre Wärme und den Herzschlag. Ihren Atem, da seine Hand unter ihrem Kopf liegt und scheinbar gemütlich genug ist um als Stütze zu dienen. Mal von dem Fakt abgesehen dass sein Arm gut genug ist um ein Plüschbaguette zu ersetzen, bringt er es nicht übers Herz seinen Arm wegzuziehen und legt sich vorsichtig neben sie. Sein Kopf liegt knapp oberhalb von ihrem auf dem Kissen und er schließt die Augen. Da sag noch einer dass man Frieden nicht spüren kann wenn man neben der richtigen Person liegt. Stören kann ihn nicht wirklich jemand, da sein Handy auf lautlos ist und kein Ghul wird sich hier her trauen. Auch wenn er gerade geschlafen hatte, so überkommt ihn doch eine gewisse Müdigkeit und er gibt sich dieser hin. Wissend, dass er bei ihr ist.

A soul for twoWhere stories live. Discover now